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Alltag

20. November 2017 von Mira

Die sonnigen Tage werden wieder häufiger, einen Sonnenbrand habe ich mir auch gleich mal wieder zugezogen und was vom Monsun bleibt (falls er sich nicht dazu entschließen sollte, nochmal in voller Wucht zurück zu kommen), sind die unglaublich vielen Moskitos sowie eine nun ziemlich grüne, wuchernde Natur. Gerne würde ich beschreiben, wie denn nun mein Alltag hier eigentlich so aussieht, doch immer wieder kommt eine neue Aktivität hinzu oder ich höre mit einer anderen auf. Daher kann ich lediglich beschreiben, wie meine aktuelle Woche aussieht, nächste Woche könnte schon wieder ganz anders aussehen…

Für gewöhnlich arbeite ich von Montag bis Freitag von 9 bis 5 Uhr im Büro. Manchmal komme ich auch schon früher, manchmal gehe ich früher nach Hause. Auch ist es möglich, dass ich mal an einem Samstag im Büro arbeite. Oder ich begleite meine Kollegen zu ihren Einsatzstellen. Man ist hier, was die Arbeitszeiten angeht, nicht nur recht flexibel, sondern Zeit ist auch etwas sehr relatives. Zeit für seine Freizeitaktivitäten findet man eigentlich immer, sofern sich diese nicht zeitlich überschneiden:

Minzfelder auf Discipline

Montagabends habe ich zuerst eine Stunde Tamilunterricht und dann gehts zu Zumba. Dienstagabends helfe ich in der after school von Alankuppam, einem Dorf bei Auroville, mit. Es handelt sich um eine betreute Hausaufgabenhilfe für Kinder aller Klassenstufen der staatlichen Schulen hier. Die Kinder, aber auch die anderen freiwilligen Betreuer (allesamt Tamilen), sind sehr offen und während man ihnen bei den Hausaufgaben hilft, lernt man einiges über das indisches Schulsystem. Diese after school ist auch ein Bestandteil des Projektes Thamarai, in dem Said arbeitet. Mittwochvormittags helfe ich in meiner Freizeit auf Discipline mit, der Farm, auf der ich auch wohne. Meine Arbeit in EcoPro macht mir Spaß, doch ist mir manchmal zu viel „Herumgesitze“.

Hier entsteht Wurmkompost

Aber diese fehlende körperliche Arbeit finde ich auf Discipline. Abends habe ich zuerst wieder Tamilunterricht und dann begebe ich mich zum Tangoabend von Auroville. Freitagabends besuche ich oft zusammen mit Nina Camilla in Sadhana. Dann wird dort auch immer ein Film gezeigt und mit der „Öffentlichkeit“ gemeinsam gegessen, aber diese Freitagabende in Sadhana Forest sind nur optional. Samstagabends habe ich Salsaunterricht und sonntagvormittags gebe ich einer jungen Tamilin aus Pondicherry, die nach ihrem jetzigen letztem Schuljahr in die Schweiz möchte, Deutschunterricht. Mithilfe eines Buches lehre ich sie die deutsche Sprache. Doch wir lernen auch gegenseitig voneinander etwas über die jeweilige Kultur des anderen. Und an den Sonntagnachmittagen backe ich oft etwas zusammen mit Nina. Wenn das Wetter mitspielt, im Holzofen, wenn nicht, auf dem Herd in der Pfanne. Brot/ Brötchen haben bisher nur im Ofen funktioniert, doch Kekse und Kuchen sind auch in der Pfanne machbar.

Schokoladenkuchen 🙂

Und neben all diesen regelmäßigen Aktivitäten gibt es natürlich noch einmalige, unregelmäßige und spontane Aktivitäten. Ins Kino gehen, mit Freunden und Mitfreiwilligen treffen und entweder auswärts essen gehen oder gemeinsam kochen, abendliche Einkäufe in Pondicherry erledigen, sich Konzerte anhören, morgens vor der Arbeit ins Fitnessstudio gehen, Fahrradtouren durch den Greenbelt von Auroville unternehmen, Erkundungstouren mit dem Motorrad durch Tamil Nadu durchführen oder Privattangostunden von seinem Salsatanzlehrer erhalten…

Kino in Auroville

Habe ich geschrieben, dass man eigentlich immer Zeit für seine Freizeitaktivitäten findet? Also die Wochenenden könnten schon noch länger sein, damit die Erkundungstouren mit dem Motorrad einen noch weiter führen könnten. Hätte man mir vor einem Jahr davon erzählt, wie schön es ist, mit dem Motorrad entlang an Reisfeldern auf Tamil Nadus Landstraßen zu fahren, die entweder von Schatten alter, großer, lianenbehangener Bäume gesäumt sind oder an die sich immer wieder lebendige Dorfszenen reihen, dann hätte ich es einfach nur für einen schönen Traum gehalten, dessen Realisierung mir sehr fern zu sein schien. Doch – und dafür bin ich sehr dankbar – dem ist nicht so. Ich befinde mich jetzt gerade in diesem Moment in Indien und mir ist es möglich, dieses unbegreifbare Land zu entdecken und zu erleben.

Tempel in Mailam – von innen keine Fotos erlaubt, aber immerhin Nicht-Hindus


2 Comments »

  1. Theodor Sperling sagt:

    Hallo Mira,
    es ist toll, dass du so viel schreibst. Ich lese gerne deine Berichte, sie wecken immer wieder Erinnerung bei mir. Ich hatte auch bis zum Schluss den Wusch noch mehr Freizeitaktivitäten zu machen. Wahrscheinlich kann man jede Woche woanders hin gehen und hat doch nicht alles kennengelernt. Nur die kulturellen Angebote nehmen im März schlagartig ab. Als einfach Genießen und Treiben lassen 😉

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