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‘Allgemein’ Category

  1. Es wird Rund

    Juli 12, 2023 by Lucia Lenters

    Der Kreis schließt sich bald.

    Es sind die letzten Wochen.

    Am 08. August geht es für mich zurück nach Deutschland.

    Erst war ich noch darum bemüht, meinen Flug um 5 Wochen nach hinten zu verschieben, um noch ein bisschen Reise und Freiheitsluft zu schnuppern. Leider bekam ich dann die desillusionierende Nachricht des Reisebüros, dass das aufgrund von buchungstechnischen Details nicht möglich ist. So versuche ich nun, Frieden damit zu schließen, dass es nun nur noch wenige Wochen bzw. Tage sind, die ich hier verbringe.

    Und da fällt mir auf: Oh je, ich hab meine ganzen Urlaubstage noch gar nicht aufgebraucht! Warum eigentlich nicht? Ich hätte es wirklich dringend nötig gehabt…. damals. Aber damals dachte ich, ich will sie nicht zu früh alle verbrauchen. Also habe ich sie mir aufgespart. Jetzt komme ich leider zu der ernüchternden Erkenntnis, dass es mir in diesen letzten Wochen zu viel Tohuwabohu ist, noch wegzufahren, so werde ich mir meine übrig gebliebenen Urlaubstage wohl einfach hier in Auroville nehmen und mich nochmal so richtig schön durch Auroville treiben lassen. Vielleicht noch 1-2 Workshops, oder einfach mal an den Strand. Das habe ich nämlich fast nie gemacht. (oder doch nochmal kurz einen Abstecher nach Mahabalipuram?)

    Ein bisschen bedauern schwingt da dennoch mit, denn gerne hätte ich noch mehr von Indien gesehen. Viele Menschen, die ich kenne, waren bereits hier in Indien und schwärmen vom Land – und ich war ein Jahr hier in Auroville, in Indien, und habe das Gefühl, nicht ganz das erlebt zu haben, was die anderen erlebt haben… das, was ich glaube, beim Reisen zu erleben. Ich hätte mir mehr Zeit zum Reisen gewünscht, mehr Urlaubstage, um noch weiter in dieses Land und in diese Kultur einzutauchen. So hatte ich das Gefühl, viel in einem Alltag aus Arbeit zu verbringen, der mir leider nicht so viel Raum gegeben hat, mich richtig aktiv mit der Fülle der Kultur und des Landes auseinanderzusetzen. Da ist ein Reisewunsch, der ist noch nicht befriedigt. Und wer weiß, vielleicht komme ich mal zurück, um dieses Land nochmal aus einer anderen Perspektive und mit mehr Freiheit zu erleben.

    Was wohl auch zu meinem letzten Bericht gehört, weil aktuell: Die Erkenntnis, wie unglaublich viel ein Lebensort ausmacht. Damit meine ich grade nicht das Land. Ich meine ganz praktisch, die vier Wände, in denen man sein Zeug hat, schläft und Teile der Freizeit verbringt. Ich bin Anfang Juni noch einmal umgezogen, aus dem Zimmer bei der Udavi School in die Community Maison des Jeunes. Dieser Umzug hat so viel für mich verändert, ich fühle mich auf einmal, als hätte ich tatsächlich ein Zuhause hier. Ich habe es vermisst und finde es schön, wieder in einer Community zu leben, ich fühle mehr soziale Einbettung, und letztens hat jemand gesagt “Auroville begins with your home” – und es stimmt. Alles ist so viel schöner und lebendiger, seit ich in MdJ wohne und es sich dort nach einem Zuhause anfühlt, in das ich gerne nach einem langen Tag zurückkomme. 

    Ich bin froh, dass ich mich dafür eingesetzt habe, noch einmal umzuziehen, obwohl das eigentlich nicht geplant war. Dass es auch geklappt hat, fühlt sich nach Selbstwirksamkeit an. Und dass es mir so gut tut, ist einfach nur ein Segen für meine letzten 2 Monate hier.

    In meinem Projekt waren alle lange im Urlaub, und ich saß viel alleine oder nur mit einer anderen Person im Büro, das hat sich manchmal etwas unsinnig angefühlt, weil es nicht wirklich was zu tun gab und ich hätte mir gewünscht, mehr Freiheit zu haben auch mal weniger zu Arbeiten, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Jetzt sind jedenfalls alle wieder da und es herrscht eine gemütliche Stimmung im Büro. Ich versuche gerade ein Projekt abzuschließen, was sich aber auch nicht so leicht gestaltet, weil ich keine geschulte Datenanalysatorin bin, und wahrscheinlich wird das mit dem Projektabschluss leider nichts mehr vor Ende meiner Zeit hier. 

    Inzwischen bin ich mit meiner Ausrichtung schon wieder viel in Deutschland und freue mich darauf, meine Freund*innen & Familie wiederzusehen und in meine WG zurückzukehren. Ich weiß zwar auf vielen Ebenen noch nicht, wie es weitergeht, aber ich freue mich auf die Freiheit! Ich habe gemerkt, dass so eine längerfristige Vertragsgebundenheit meinem inneren Freiheitsgeist und meiner Gesundheit nicht so gut tut und ich perspektivisch wahrscheinlich Richtung Selbstständigkeit gehen werde. Ich mag es, mir meine Zeit frei und eigenverantwortlich einzuteilen und selbstbestimmt mein Leben zu gestalten. 

    Und ich freue mich auf lange Waldspaziergänge in der wilden stillen Natur, ohne einen einzigen Menschen zu treffen und ohne mich unsicher oder deplatziert zu fühlen, weil ich eine Frau bin. 

    Bei all der Vorfreude schwingt natürlich auch eine kleine Trauer in mir. Wieder einmal loslassen und die ständigen Veränderungen des Lebens willkommen heißen. Goodbye’s and Hello’s.

    Goodbye to leckeren exotischen Früchten ohne schlechtes Klimagewissen. (Mango! Papaya! Passionfruit! Ananas! Jackfruit! Bananas! I will miss you!). Goodbye to cruising around with my motorbike (mit schlechtem Klimagewissen). Goodbye to eating out almost every meal and eating in fancy places I could never afford in germany. Goodbye to nasty ants in my bed, and in my food box, … and literally everywhere. Goodbye to heat and sweat. Goodbye to “selfie, selfie, selfie madam? selfie!” Goodbye to Idly & Dosa & Chutney. Goodbye to the constant noise of fans inside and the constant noise of traffic, honking and temples outside.Goodbye to amazing cookies and coffee in the office! Goodbye to geregelter Alltag und Arbeit. Goodbye to all the amazing people i met here. Goodbye to all the annoying people i met here. Goodbye to Linksverkehr! Goodbye to free cows everywhere. Goodbye to chaos everywhere. Goodbye to my wonderful team at wasteless! Goodbye to my beautiful community and room in MdJ! Goodbye to all the beautiful evergreen plants and trees! Goodbye to the colorful flowers everywhere! Goodbye to the crazy monsoon thunderstorms! 

    Welcome cozy sweaters! Welcome deutsche Äpfel! Welcome Family, Friends, Gemeinschaft, WG. Welcome freiere Körperkultur.Welcome viel mehr Geschlechter-Gleichberechtigung & Awareness ! Welcome Festivals! Welcome geregelter Straßenverkehr! (und Rechts vor Links). Welcome viel zu hohe Strom und Mietpreise! (AAAH! Hilfe!). Welcome angespannte Europa-Situation! Welcome Joggen gehen ohne gleich den gefühlten Hitzetod zu sterben! Welcome Freiheit. Welcome Reisen. Welcome to all the amazing people i missed. Welcome Wasser aus dem Wasserhahn in meinem Trinkglas! Welcome Backofen und Welcome selber kochen. Welcome feste Schuhe. Welcome frische Luft. Welcome Wald und “wilde” Natur. 

    What fun!

    I’m OUT ladies and gents! 

    Enjoying and idealizing the last weeks of my time here.


    noch ein paar kleine Dinge, die ich gerne vorher gewusst hätte und was vor allem an die zukünftigen Weltwärtsler*innen gerichtet ist (gehe auf mehr wenn du weiterlesen willst)

    (more…)

  2. Alltag von einem Udavimensch

    Juni 21, 2023 by Valerie Schäfer

    Der 30ste Mai 2023

    
    Heute Morgen bin ich schlafen gegangen.
    Es ist Dienstag 3:00 Uhr morgens und ich versuche einzuschlafen. Es sind 37 Grad Celsius um diese Uhrzeit, plus Moskitos die von meinem Schweißgeruch angelockt werden. Ich schaue einen Anime an zum einschlafen… beziehungsweise ich starre auf einen schwarzen Ladebildschirm mit einem sich flink drehendem lade Kreis, falle dabei in einen Halbschlaf der dann wieder mit dem Schrei eines Moskitos unterbrochen wird und einem Stich an meinem Fuß. Ich nehme eine Dusche, die Zweite heute Nacht, die Dritte heute Abend, die Fünfte seit gestern Morgen. Jetzt bin ich wieder kühl. Ich rolle mich in mein Bettbezug und hoffe, dass nicht allzu viele Feuerameisen drin sind. Ich schlafe ein.
    
    6:30 Uhr Morgens, mein Wecker klingelt und ich bin wach. Seltsamerweise ein sehr erholender Schlaf, denke ich mir. Ich erledige mein morgendliches Geschäft und setze mich auf den Balkon, genieße den Sonnenaufgang im wunderschönen Udavi. 6:45 Uhr mein Wecker klingelt, energetisch spring ich auf zieh mein zerrissenes Farmershirt an und meine absolut stabilen Jeansshorts mit sechs Hosentaschen, perfekt zum Farmen gehen. 6:50 Uhr und ich nehm das Radel und fahr zur Arbeit.
    
    
    Durchs Dorf an Kühen und gerade erwachten, halb bekleideten Dorfbewohnern vorbei, die ihren Hauseingang mit Kolam versehen. Auf den Straßen dröhnt aus alten Lautsprechern an jeder Ecke verschrobene Tempelmusik. Meine Arbeitskollegen fahren an mir vorbei, grüßen mit einem winken nach hinten oder fahren neben mir her. 7:00 Uhr - ich setze mich direkt daran die Eier zu zählen, trage alle Zahlen ein und berechne ob sie stimmen. Es fehlen zwei Eier, das sind -18.82₹ für die Farm. Meine Mitarbeiter bringen die erste Ernte rein und ich trage das Gewicht in das Erntebuch ein. Nebenbei gehe ich durch die privaten Bestellungen an diesem wunderbaren Dienstag. Es ist Mango Saison und wir haben verdammt viele Mangos zu putzen und zu sortieren, ein Baum kann einfach über 100kg produzieren und wir haben einen ganzen Orchard voll mit Bäumen. Alles muss sehr rasch gehen Morgens, denn um 9:00 Uhr müssen wir ausliefern an die Kunden. Das heißt ich nutze jede freie Sekunde um die Kisten zu sortieren und es übersichtlich zu halten im Büro. Manchmal sind um die 15 Mitarbeiter da und helfen zu sortieren, bringen mehr Ernte, putzen Mangos oder fragen sich was sie als nächstes tun sollten in dem ganzen Gewusel.
    
    

    Wie auch immer schaffen wir es pünktlich um 9:00 Uhr die Lieferung abzusenden und es geht in die Küche wo Anita den Mangosaft am sieben ist und wir ihr helfen die Obstplatte fertig zustellen. Anita erzählt mir von den 40 Tagen Feierlichkeiten die aktuell im Dorf stattfinden, weshalb auf den Straßen Musik gegettoblastet wird. Alles zum Anlass der Erneuerung des Tempels. Das passiert wohl alle zehn Jahre, der Tempel wird erneuert, frisch gemacht für das nächste Jahrzehnt. Zum Anlass gibts freie Essensausgabe beim Tempel, da werd ich wohl heute Abend vorbeischauen.

    9:10 Uhr - Frühstück. Wir sitzen alle beisammen. Die go-to Gesprächsthemen drehen sich alle rund ums Farmen, exotische Früchte, deren Verarbeitung, verschiedenste Anbaumethoden, Kompost Tutorials und was wir als nächstes tuen sollten nach dem Frühstück. Ich melde mich für die Aufgabe das Hühnerhaus mit Minakshi und Emilia zu reinigen. Putzspaß bei lauter Musik erwarten uns die nächsten zweieinhalb Stunden, so viel besser als Unkraut zupfen und Beete mulchen. Ich bin heute gut davon gekommen hehe.
    Das zwei stöckige Haus wird von uns von oben nach unten durch geputzt. Ich repariere und putze Kabel im ganzen Haus und schraube ausgerissene Steckdosen wieder zusammen… vielleicht einen Schlag bekommen, aber der Fehler passiert mir nur einmal. Der Strom funktioniert, ich lade mein Handy. Die Küche ist geputzt, sowie die Wände und die Decke. Der Boden ist noch immer katastrophal dreckig voll mit Hühnerscheiß. Und ich gehe nach Hause. Es ist 12.

    Nehme eine Dusche, koch mir rasch Etwas, mach mir einen Limettensaft, esse, trinke, entspanne bis 2. Wieder zur Arbeit. Ich lege Kokosringe um frisch gepflanzte Bäume und Büsche in der prallen Nachmittagssonne. Mehr darüber in einem anderen Beitrag. Fülle die Schubkarre mit Kokos, leere die Schubkarre neben einer Pflanze, fülle die Schubkarre mit Kokos, leere die Schubkarre neben einer anderen Pflanze, fülle die Sc- wie auch immer, drei Stunden vergehen. Ich gehe nach Hause. 17:00 Uhr.

    UDAVI Ich gehe direkt nach unten ins Haus, da chillen Malina und Olli und jetzt auch ich. Ich nehm irgendwann eine frische Dusche mit wohl duftender Seife und wir entscheiden uns zum Abend zum Tempel zum Essen zu gehen. Wir laufen zu Fuß. Der Himmel ist dunkel; es ist Nacht. Ein Sturm zieht auf es fängt an zu donnern und zu gewittern. Wir sind gerade beim Tempel angekommen und gehen rein, begutachten die Renovierung. Olli trifft ein paar ihrer Schulkinder. Wir stellen sicher, dass es Freiessen gibt und stellen fest, dass wir zu faul sind uns anzustellen. Wir gehen zu Secret Garden, das Restaurant um die Ecke wo wir schon in den ersten Wochen unseres Aufenthalts essen waren, wo ich meine erste Lebensmittelvergiftung bekommen habe, von meinem ersten Mocktail. Erinnerungen. Es fing an stark zu regnen als wir den Tempel verließen. Bei Secret Garden ist Stromausfall und wir sitzen im dunkeln, bei dem Schein der einzigen Kerze des Ladens, die netterweise auf unserem Tisch platziert wurde vom Chef. In der Küche brutzelt unser Essen beim professionellen Schein einer Handylampe und der Gasflamme…


  3. 3. Quartalsbericht für mein freiwilligen Jahr in Auroville ~ Jonas

    Juni 15, 2023 by Jonas Eisner

    Hallo alle zusammen und herzlich willkommen zu meinem vorletzten Bericht aus Auroville. Wenn ich heute zurück schaue auf die letzten drei Monate so ist seitdem mal wieder unglaublich viel passiert. Die Vorstellung, dass es jetzt nur noch rund 2,5 Monate sind die mir hier in Auroville bleiben, so überkommt mich ein trauriges Gefühl. Deswegen versuche ich mich im Moment nicht all zu sehr mit de Zukunft sondern mit dem Jetzt und Hier zu beschäftigen. Die letzten drei Monate waren für mich vor allem auf einer persönlichen Ebene challenging. Viele Beziehungen die sich verändert haben, sich noch immer verändern und auch einige Beziehungen die sich schlichtweg dadurch verändert haben, dass Menschen Auroville verlassen haben. Ein Gefühl, dass für mich neu ist, aber von dem ich denke das es dennoch ein großer Teil Aurovilles ist. Auroville ist durch die vielen Volunteers etc eine sich ständig verändernde Gesellschaft und das kommen und gehen von Menschen ist ein großer Teil davon. Freunde kommen und gehen zu sehen ist vielleicht auch einfach eine Lesson die Auroville einem beibringt. Dennoch geht es mir im großen und ganzen sehr sehr gut, Im Moment kann ich nicht wirklich laufen, ich habe mir irgendwie am Fuß weh getan ( das lasse ich heute mal noch röntgen), aber abgesehen davon bin ich sehr glücklich. Wenn ich die Frage etwas weiter öffne also im Rückblick auf die gesamten letzten 9 Monate so breit die Antwort dennoch die selbe. Mir geht es sehr sehr gut. Nach Auroville zu kommen war für mich nicht nur die richtige Entscheidung sondern auch das beste was mir hätte passieren können. Ich fühle mich als hätte ich mich von vielen Seiten verändert und sei gewachsen an all den Herausforderungen die Auroville für mich Bereit hielt und hält. Ich denke tatsächlich das auch die Frage nach der für mich größten Herausforderung schon in dem Thema mit sich verändernden Beziehungen lag. Ich habe in meinem bisherigen Leben häufig an Beziehungen fest gehalten und war auch irgendwie immer in der Lage alle Beziehungen so zu beeinflussen, dass sie sich für mich befriedigend gestaltet haben. Das hat in Auroville nicht so funktioniert. Ich musste lernen, los zulassen, zurück zutreten und vielleicht auch einfach mal Dinge passieren lassen und schauen was dann passiert, wo ich mich denn danach befinde und fühle. Das war für mich nicht einfach, da ich wie bereits erwähnt das bisher in meinem Leben kaum gemacht habe. Ein Teil davon ist, dass ich unglaublich Anpassungsfähig bin und das genutzt habe um Beziehungen zu meinem Vorteil zu gestalten. In den letzten 3 Monaten habe ich denke ich angefangen einfach mal ich selbst zu sein und meine Bedürfnisse klar zu benennen und ihnen auch zu folgen. Dadurch musste ich natürlich mit anschauen, was das mit meinen Beziehungen anstellt und auch

    akzeptieren wenn es die Beziehung beendet. Das war neu für mich und ganz bestimmt nicht einfach. Was das angeht war eine Veränderung in mir selbst schon seit langem fällig und ich glaube, dass sich hier für mich etwas verändert hat und verändert. Glücklicher weise hat sich das bisher häufig zu etwas sehr positiven Entwickelt und ich bin froh diesen Prozess durchzumachen.
    In der Isai Ambalam Schule ist gerade Sommercamp, es ist also nur ein Bruchteil der Schüler da, was den Schulalltag immens verändert. Ich habe diese vergangenen Wochen genutzt um mal andere Dinge mit den Schülern aus zuprobieren, zum Beispiel Acroyoga, was einfach sehr sehr cool war und nicht nur mir sondern auch den Schülern viel spaß gemacht hat. Ich fühle mich in meinem Projekt also sehr wohl und freue mich jetzt tatsächlich nach den vergangen drei, recht entspannten Wochen auch wieder auf den etwas genauer geplanten und gekanteteren Schulalltag voraus. ( Ich habe im Sommercamp auch keinen Englisch Unterricht gegeben, den ich definitiv vermisse). Spannend ist auch noch zu erwähnen, das ich bevor ich nach Auroville kam und Anfing in der Schule zu arbeiten eine Erwartung an mich selbst und die Schule hatte, davon wie produktiv mein Unterricht wie perfekt jede meiner Englisch und Sport stunden sein würde. Diese Vorstellung und Erwartung habe ich nicht mehr und ich denke es ist super wichtig und interessant dabei zu erwähnen, dass auch sonst NIEMAND diese Erwartung an mich hat oder hatte. Hätte ich die Möglichkeit mir am Anfang des Jahres etwas zu sagen oder wenn ich jemandem einen Tipp für die Arbeit als Lehrer in Isai Ambalam geben könnte, dann wäre es mit Sicherheit das: Du bist ein Freiwilliger, du bist kein Lehrer. Niemand erwartet, dass du einen bomben Unterricht planst und hältst. Insbesondere da du aus einer deutschen Schule kommst und noch nie zuvor eine indische Schule besucht oder erlebt hast. Lass dir Zeit anzukommen, schaue dir alles an und dann überlege dir was du geben kannst und willst um diesen Schülern etwas beizubringen.


  4. Es wird renoviert!

    Juni 11, 2023 by Valerie Schäfer

    Das Hühnerhaus im Lemon Orchard wird gereinigt. Im Lemon Orchard steht ein Haus aus Holz, ein paar Backsteinen und einem Blätter Dach. Früher lebte in dem Haus ein ehemaliger Mitarbeiter, wie alte Passfotos und verrottende Unterlagen bestätigen. Irgendwann zog er mit seiner Familie aus und das Haus wurde zum Hühner züchten umfunktioniert. Sie wurden in einem Brutkasten aufgezogen und sie lebten im Haus wie auch im gesamten Garten. Das Haus sieht jetzt dementsprechend aus, Federn in den Fugen und Ritzen, alte Impfnadeln und Flächen am Boden und von der Dusche ganz zu schweigen. Die Hühner sind nun auch ausgezogen... wir hatten leider keinen Nutzen mehr für sie x_x. Wie auch immer soll in dem Haus wieder jemand einziehen und  dafür muss es auf Vordermann gebracht werden! Das Chaos is unvorstellbar aber wir Freiwilligen packen gut an.


  5. Und schon wieder 3 Monate rum…

    Mai 31, 2023 by Olivia Rabenstein

    Ich befinde mich gerade in Quarantäne, weil ich mich letzte Woche in Bangalore mit Corona angesteckt habe. Da besucht man einmal eine Großstadt und wird direkt krank und damit konfrontiert, dass wir ja doch noch im Zeitalter einer Pandemie leben und das Leben nicht nur schön und sonnig ist.
    Denn so wirkt es manchmal in Auroville. Hier kann es schnell passieren, dass man die Probleme in der Welt vergisst und ganz sorgenfrei so in den Tag reinlebt.
    Aber ich bin fast am Ende meiner Krankheit und kann mich hoffentlich morgen wieder ohne Bedenken in soziale Kreise begeben.

    Wie gehts mir gerade in Auroville und was hat sich in den letzten drei Monaten verändert?

    Im Moment ist es in Auroville tierisch heiß und alle, die ich kenne, inklusive mir, versuchen so gut es geht den hohen Temperaturen zu entfliehen. Ich war für 5 Tage in Ooty im Gebirge in den Western Ghats und es war wirklich erfrischend und zu Abend hin sogar echt ganz schön kalt.
    Es ist also die perfekte Zeit um Auroville zu verlassen und zu reisen. Hier ist alles ziemlich ausgestorben – nichtmal die Chorproben finden statt. Die Schule ist auch geschlossen, denn es sind gerade Sommerferien. Ich arbeite trotzdem in der Schule und räume unsere Schulbibliothek auf, schlage Bücher in Plastikfolie ein und wische Regale aus. Eine sehr angenehme Aufgabe im Hochsommer.
    Ich finde man kann schon Parallelen zwischen dem Sommer hier und dem deutschen Winter ziehen. Die Menschen ziehen sich zurück, verbringen sehr viel Zeit in geschlossenen Räumen oder versuchen ganz zu fliehen um den unangenehmen Temperaturen zu entkommen.
    So bin also auch ich viel in meinem Zimmer und nutze die Zeit für mich. Ich habe angefangen zu lesen. Mag für andere vielleicht nichts Besonderes sein, aber für mich ist es das. Sonst bastel ich viel und dokumentiere meine Erfahrungen. All das könnte man unter dem Begriff „Slow Life“ so ziemlich gut zusammenfassen.

    Wie geht es mir inzwischen in meinem Projekt?

    Mit meinem Projekt geht es mir auch ziemlich gut. Zu meiner Überraschung hat sich nach der langen und eher härteren Eingewöhnungszeit alles als ziemlich positiv herausgestellt. Ich habe einen Platz gefunden und eigene Verantwortungs- und Aufgabenbereiche. Es hat sich also gelohnt durchzuhalten und nicht nach der ersten Hürde direkt das Projekt zu wechseln. Die ersten Monate habe ich nämlich sehr oft hin und her überlegt ob ich das Projekt wechseln sollte oder wie ich mein Verhalten so verändern kann, dass mir die Arbeit in der Schule Spaß macht.
    Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich einen gigantischen Kulturschock hatte und mich jetzt eben an alles gewöhnt habe. Viele Herangehens- und Kommunikationsweisen konnte ich nicht verstehen und habe so ziemlich alles hinterfragt. So hat sich zu Anfang viel Frust und Verwirrung angestaut. So richtig genau kann ich gar nicht sagen was mir zu Beginn so auffiel. Doch es kam mir des öfteren so vor als würde man A sagen und B machen und zu oft wurden abgesprochene Dinge einfach nicht umgesetzt. Es wurde viel gesprochen und diskutiert, aber am Ende hat dann doch jede Person im Kollegium ihr Ding gemacht.
    Aber auch dadurch habe ich gelernt nicht so viel zu reden sondern einfach mal zu machen. Am besten gar nicht um Erlaubnis fragen, sondern einfach durchziehen und dann die Reaktionen beobachten, die meist positiv sind.

    In den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien hat mir meine Kollegin Sabitha mitgeteilt, dass sie schwanger ist und nach den Sommerferien nicht mehr an der Schule arbeiten wird. Außerdem hat auch eine anderer Volunteer, mit der ich zusammen das Theaterstück verwirklicht habe, entschieden vor den Sommerferien aufzuhören. So wird sich also nach den Sommerferien für mich ziemlich viel in der Schule verändern. Mit Sabitha zusammen habe ich die 4b geleitet. Jetzt eineinhalb Wochen vor Schuljahresbeginn weiß ich immer noch nicht wie das nach den Ferien weitergehen wird, aber ich bin zuversichtlich. Vermutlich werden wir einige neue KollegInnen begrüßen dürfen (hoffentlich).
    Ich genieße die ruhige Zeit bis zum Schulbeginn sehr, freue mich aber auch wieder auf die SchülerInnen und den trubeligen Schulalltag.