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‘Anfangszeit’ Category

  1. Meine erste Postkarte nach Deutschland

    Oktober 22, 2011 by Ehemaliger WWler

    Liebe Freunde, liebe Fans, liebe Leser…

    Wie die meisten von euch wussten oder jetzt wissen befinde ich mich inmitten des tropischen süd-ost-indischen Trockenwalds und was auf dem Foto aussieht wie das Auenland ist meine direkte Nachbarschaft. Nach nun in etwa eineinhalb Monaten habe ich mich nun doch entschlossen zu schreiben, hoffend dass zumindest einige von euch gemerkt haben, dass ich weg bin ;). Die vielen Kulturshocks überwunden muss man zusammenfassend sagen, dass man sich hier ziemlich schnell einfindet, wenn man einsieht dass die Dinge hier einfach grundlegend anders laufen als in Deutschland.

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    Ich miete mit zwei weiteren Freiwilligen ein Haus hier im tamilinischen Dorf Alankuppam, dass in etwa 10min mit dem Motorrad von meiner Arbeitsstelle entfernt ist. Das Motorrad ist hier aufgrund von Preis, Verbrauch und Agilität so ziemlich das einzige Verkehrsmittel. Ab und zu trifft man auf indischen Straßen auch mal das eine oder andere Auto an, welches jedoch eher Statussymbol als sinnvolle Anschaffung ist, da vier von fünf Straßen hier damit nicht befahrbar sind.

    Was man auf dem Bild erkennen kann ist unsere momentane Wohnsituation. Strom haben wir den Großteil der Zeit über, Wasser eigetlich immer, jedoch leider kein trinkbares. Zum trinken müssen wir es entweder kochen oder filtern. Daher haben wir immer einen 25l Kanister Trinkwasser zuhause stehen. Was das Essen angeht, kann man, für umgerechnet zwischen 20 und 40 Cent, vor unserer Haustür zu Mittag bzw zu Abend essen. Ziemlich viel, ziemlich gut und ziemlich gewürzt…

    In den Dörfern findet man eigentlich alles was man braucht, da jeder Laden alles verkauft. Beispielsweise können wir unser Klopapier im Handyladen und Rasierzeug im Kiosk um die Ecke kaufen. Wenn man jedoch nach etwas eher unüblichem sucht, muss man sich durch den unglaublich chaotischen und lebensgefährlichen indischen Verkehr in die nicht weite Millionenstadt Pondycherry kämpfen. Was dabei etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist aber nicht nur, dass Hunde, Ziegen & Kühe aktive Verkehrsteilnehmer sind, sondern vor allem, dass es den Linksverkehr hier nur auf dem Papier gibt und in der Praxis jeder mal jede „Spur“ benutzt.

    Sinn und Zweck meines Aufenthaltes hier ist aber letztendlich meine Arbeit. Mein Tag beginnt also wenn ich vor der Arbeit nicht zum Capoiera gehe um etwa 08:00Uhr um in Ruhe auf die Beine zu kommen und um 09:30Uhr an meiner Arbeitsstelle zu sein. Ich sorge hier dafür, dass das „Thamarai“ – Lern-, Kultur- und Jugendzentrum läuft. Es befindet sich inmitten des tamilinischen Dorfes Edayanchavadi und ist Aufenthaltsort fast aller Jugendlichen dort. Morgens ermöglichen wir es den Müttern im Dorf ihre noch für die Schule zu kleinen Kinder bei uns abzugeben, wodurch sie bis knapp 15:00 Uhr Zeit zum arbeiten haben. In den meisten Familien reicht es nicht aus, wenn nur ein Elternteil Geld verdient. Bei uns haben die Kinder Zeit und Materialien um sich auszutoben und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Wir bringen den nur Tamil sprechenden Kindern außerdem die englische Sprache näher und sie können bei uns zu Mittag essen. Da unsere Mittel und der Platz leider zur Zeit noch begrenzt sind, können wir momentan leider nur rund 25 Kinder aufnehmen, wobei es erheblich mehr Kinder unterzubringen gäbe. Kurz vor dem Mittagsschlaf um 12:30Uhr verlasse ich das Jugendzentrum, während die Kinder weiterhin von drei tamilinischen freiwilligen Frauen aus dem Dorf behütet werden. Daraufhin beginnt meine Mittagspause. Dienstags trainiere ich in einem anderen Dorf von 15:00-16:45Uhr die Schul-Fußballmannschaft.

    Um 17:00 Uhr muss ich dann schnell wieder an meiner Arbeitsstelle sein um alles für die Nightschool vorzubereiten, weil wir dann um 17:30Uhr die in etwa 4-14 jährigen Kinder aus dem Dorf hereinlassen. Die Kinderzahl variiert von Tag zu Tag. Meistens sind es jedoch zwischen 20 und 40. Wir bieten den Kindern nun Hilfe beim Erledigen ihrer Hausaufgaben und beim Lernen. Zuhause finden die Kinder meistens nicht so gute Bedingungen dafür. Für die Kinder die keine Hausaufgaben haben, bzw fertig sind überlegen wir uns Tag für Tag neue Aktivitäten, wie Basteln, mit Ton arbeiten, Musizieren oder Malen.

    Um 18:30 Uhr Teilen wir die Kinder in eine ältere und eine jüngere Gruppe auf und geben ihnen außerschulischen Unterricht. Ich übernehme dabei die älteren Kinder. Was den Kindern hier näher gebracht wird entscheide ich. Meistens lernen wir Englisch, aber nachdem ich erfahren habe, dass England und Frankreich in Indien liegen und Indien in Australien mache ich mit den Kindern auch etwas Erdkunde. Zwischen 19:00 und 20:00Uhr klingen die Abende dann so langsam aus. Dunkel ist es dann schon seit einigen Stunden. Auch hier sind die Mittel leider begrenzt.

    Sonntags unterrichte ich von 15:30-17:30 aus sehr armen Verhältnissen kommende tamilinische Collegestudenten in Englisch. Die Klasse besteht aus zwölf 17 bis 20 jährigen Jugendlichen aus den umliegenden Dörfern. Hier war die Nachfrage besonders hoch, weil kaum eine Familie sich außerschulischen Unterricht für die Kinder leisten kann. Wir können leider bisher nur die ärmsten aufnehmen.

    Die nächste oder übernächste Woche beginnt hier laut Kalendar die Monsunzeit. Was das genau für uns bedeutet müssen wir noch rausfinden… jedenfalls scheint es nicht vergleichbar mit dem was wir in Deutschland als Regen kennen.

    Nichts in meinem Leben hätte ich mehr bereut, als jetzt nicht hier zu sein.

    Einen wunderschönen Gruß an alle!


  2. 1. Monat

    Oktober 2, 2011 by Kaspar

    Mittlerweile sind wir schon knapp über einen Monat hier und haben uns in den jeweiligen Alltag hineinbegeben.
    Die ersten Tage sind vorüber, die auf Grund der überwältigenden (Menge an) Eindrücke(n) wie Jahre erscheinen. Und das ist hier passiert und hat sich geändert:
    Die Guest Häuser sind gemieteten Wohnungen gewichen. Der überteuerte Kaffee von La Terrace wird mit selbst gekochtem Chai ersetzt. Und seit dem letzten Freitag, an dem wir alle unsere Visa beim Registration Office in Pondi abstempeln lassen mussten (was mit 7 Stunden Wartezeit verbunden war), sind auch alle Einrichtungsgegenstände besorgt sowie Großeinkäufe erledigt.
    Deine eine oder andere von uns hat schon interessante Bekanntschaften mit den indischen Bräuchen und Festlichkeiten gemacht und Freundschaften aufgebaut, die über unsere kleine Truppe hinausgehen. Die anfängliche Desorientierung, aufgrund der stets gleich ausschauenden Mudroads in Auroville, wandelt sich zur Ortskunde. Das gedankliche Preisniveau prägt sich langsam die lokalen Preisklassen ein, das Umrechnen in Euro lässt man schon seit zwei Wochen ganz weg und beim Einkaufen wird man, wenn man aufpasst, auch nicht mehr wie ein Tourist über den Tisch gezogen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Motorrädern und Mopeds hat durch die Vernunft und den ersten Unfallserfahrungen einen Dämpfer versetzt bekommen. Außerdem gehören die Maschinen, die wir fahren, mittlerweile uns, sind also nicht mehr für teuer Geld gemietet. Wir haben mit dem ersten Monat einen Überblick, was das Leben hier so kostet, bzw. was man sich leisten kann und auf was man lieber verzichten sollte. Die Pizza für 260 Rupie (4 Euro) aus der Pizzeria in Kuilapalayam ist zum Beispiel nicht jedes Wochenende drin. Günstige (30 Cent) Samosas oder Reis dagegen gerne auch täglich. Zudem hat man sich von der „deutschen Pünktlichkeit“ verabschiedet, rechnet Zeitangaben reflexartig aufs Dreifache hoch und nimmt sich zum kurz mal Einkaufen ein bisschen mehr Zeit.

    Das waren bisher die gravierendsten Veränderungen, die mit jetzt spontan in den Sinn kommen. Also längst nicht alle. Aber hier finden bisher auch fast noch täglich Veränderungen statt.
    Man sollte einfach immer auf alle Überraschungen gefasst sein. So paradox das auch klingen mag. (=

    Gestern standen, warum auch immer, auf dem Nach(t)hauseweg plötzlich 13 Ziegen, 5 Kühe und noch ein paar Hunde auf der Straße und versperrten träge den Weg. Das restliche Dorf war wie ausgestorben:
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  3. 19 Tage Indien…

    September 17, 2011 by Ehemaliger WWler

    Nach zwei Wochen Freiwilligenarbeit und bereits 19 Tagen in Indien ist die Zeit reif für einen kleinen Statusbericht!

    Der erwartete anfängliche Kulturschock steht bei mir (Susanne) noch aus, vermutlich weil Auroville mit den vielen Europäern und dem westlichen Standard nicht das typische Indien darstellt. Dennoch trifft man auch hier Kühe auf der Straße an, jeder ist in riskanter Fahrweise auf Zweirädern unterwegs und die indischen Dörfer im Aurovillegebiet mit den Essenständen und lauter Tempelmusik geben einen guten Einblick in die Lebensweise der Tamilen.

    Die hohen Temperaturen kann man im Schatten der vielen Bäume und den Ventilatorräumen meist gut aushalten, jedoch hat sich bei mir das dauernde schwitzen schon durch einen Hautausschlag bemerkbar gemacht und ich bekämpfe den immer währenden Durst mit gefühlten 100 l Wasser am Tag – und nicht zu vergessen: mit unglaublich leckerem Chai.

    Mittlerweile wohne ich mit Mirella in einem schönen Haus in der Community „Gaia“ im Osten Aurovilles. Außer uns wohnen hier noch ein Inder und eine indisch-japanisches Paar mit Tochter. So hat Mirella, da sie aufgrund ihrer Verletzung das Haus noch nicht verlassen kann, auch Ansprache und sehr hilfsbereite Leute um sich während wir in unseren Projekten sind. In meinem Loftähnlichen  Zimmer fühle ich mich schon wie Daheim und durch das Moskitonetz rund ums Bett erfüllt sich fast mein Traum von einem Himmelbett 🙂

    Freizeitaktivitäten wie Karate und Capoeira konnte ich auch schon austesten. Allein wegen der unzähligen Angebote bin ich froh dass ich ein ganzes Jahr in Auroville verbringen werde so dass meine Schwäche für Entscheidungen hier nicht auf die Probe gestellt wird. Somit kann ich auch einen Jahreszyklus der leckeren und oft noch unbekannten tropischen Früchte- und Gemüsearten miterleben – ich freue mich jetzt schon riesig auf die nächste Mangosaison von der wir gerade noch die letzten Ausläufer genießen konnten. Beim Thema Essen fällt mir gerade so richtig auf, dass ich bisher noch kein einziges Mal selbst gekocht habe – in Deutschland absolut undenkbar. Doch durch die günstigen Angebote der Solarkitchen, weiteren Restaurants, Cafes, Bäckereien und nicht zuletzt den Essenständen in den Dörfern wird dies machbar. Da wir jedoch Anfang Oktober umziehen, eigene WGs gründen werden und somit eigene Kochmöglichkeiten haben (bis dahin vielleicht auch das deutsche Essen vermissen), wird sich das bestimmt noch ändern.

    Bei meinen Projekten Eco Pro/Health Service wird mir viel Freiraum gegeben. So kann ich neben der täglichen Arbeit eigene Ideen nach meinen Interessen entwickeln, umsetzen und mit Herzblut bei der Arbeit dabei sein– eine große Chance, die in der deutschen Arbeitswelt oft nicht gegeben ist und Auroville mitunter auch ausmacht (grobe Beschreibung meiner Tätigkeiten siehe Projektbeschreibung Eco Pro/Health Service). Neben der gewöhnlichen Arbeit finden viele Veranstaltungen statt, bei denen man als Helfer immer willkommen ist. Heute ist z.B. der „World Bamboo Day“ bei dem ich Bambusmode bei einer Fashionshow präsentieren darf deren Choreografie unsere Lea entwickelt hat.

    Wie man schon merkt gibt es hier unglaublich viel zu erleben und zu erkunden wobei man auch immer Bekanntschaften mit verschiedensten interessanten Menschen macht. Somit komme ich noch gar nicht richtig zum nachdenken und zum vermissen von Deutschland. Langsam realisiere ich auch dass ich wirklich ein ganzes Jahr in Auroville verbringen darf und freue mich sehr auf die bestimmt erlebnisreiche Zeit!


  4. Erster Krankheitsfall (Update)

    September 10, 2011 by Kaspar

    Leider muss unsere Gruppe schon jetzt den ersten Kranheitsfall beklagen. Mirella liegt seit gestern morgen in der Nallam Klinik in Pondicherry.
    Sie hatte sich letzten Sonntag bei den ersten Fahrversuchen mit ihrem Motorrad einen blauen Fleck an der Wade zugezogen. Außerdem hatte sie zusätzlich eine kleine (offene) Wunde am großen Zeh.
    Eigentlich nicht weiter schlimm das Ganze.
    Am Mittwoch traten dann aber die ersten Symtome einer Infektion ein. Auf dem zur Registrierung in Pondycherry war ihr kalt, obwohl ihre Stirn fast heiß war und ihr rechtes Bein konnte sie auch nur noch eingeschränkt bewegen.
    Deshalb habe ich sie dann gleich in die Kailash Klinik nach Auroville gebracht. Dort wurde sie auch sofort behandelt und hat eine ganze Reihe an Antibiotika verschrieben bekommen. Danach sollte sie sich erst mal hinlegen und am nächsten Morgen noch mal wiederkommen. Wir haben ihr dann die nich unerhebliche Menge an Medikamenten aus dem Health Center in Kuilapalayam besorgt.
    Als sich ihr Zustand bis Freitag aber nicht verbessert, sondern eher verschlimmert hatte, wurde sie ins Krankenhaus in Pondicherry verlegt und von Karin begleitet.

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    Gestern wurde Mirella noch von Malte, Lea, Caro und Susanne besucht und unterhalten. Caro hat dann mit ihr gemeinsam noch die erste Nacht im Krankenhaus verbracht und heute, am Samstag, hat Mirella noch weiteren Besuch von uns bekommen.

    Inzwischen geht es ihr wieder besser und sie kann es kaum erwarten sich endlich wieder nach Lust und Laune bewegen zu können.
    Bis Sonntag oder Montag muss sie aber noch dort bleiben. Und danach vielleicht erst mal etwas langsamer machen. Aber das gilt wohl für alle von uns.
    Bis dahin wünschen wir ihr alle noch gute Besserung!

    Update:
    Mirella geht es schon wieder so gut, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde und zurück in Auroville ist. Zur Zeit ist sie aber noch auf Krücken unterwegs und arbeitet auch noch nicht in ihrem Projekt weiter. Die Arbeit kann sie aber wohl diese Woche wieder aufnehmen.
    Wir sind froh, dass wieder alle von uns da sind 🙂


  5. Tamilunterricht

    September 8, 2011 by Kaspar

    Gestern hatten wir unseren ersten Unterricht in Tamil. Dazu fahren wir alle zwei mal in der Woche in die Aikyam School nach „New Creation“ und lassen uns von Shanka unterrichten. Während des Vorbereirtungsseminars hatten wir mit Klaus und Simon (Exfreiwillige und jetzige Indologiestudenten) auch schon eine kleine Einführung ins Tamilische gemacht.

    Die Aikyam School (Caros Arbeitsplatz):
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    Die Schule erinnert ein wenig an eine Kolonie von Aliens, die mit ihren Raumschiffen auf der Erde gelandet sind und ihre UFOs jetzt als Wohnungen nutzen. Oder eben an eine Star-Wars-Kulisse.
    Damit wären die USA nicht mehr das einzige Land in dem UFOs landen! 😀

    Insgesamt besteht unsere Tamilklasse aus 20 Leuten, die Tamil lernen wollen und teilweise auch schon länger hier leben. Da müssen wir noch einiges aufholen. Aber gut, dass Claudio schon so fleißig war und nun die Schrift vollständig drauf hat. Denn die ist noch mal etwas völlig Anderes und noch weiter von unsere Schriftsprache entfernt als schon das Gesprochene.

    Das sieht man hier – das tamilische Alphabet:

    Während des Unterrichts: