Die Einführungswoche ist vorbei, der Anfang vom Alltag ist an der Reihe. Wir sind aus dem gemeinsamen Wohnen im Guesthouse aus- und ins WG-Leben zu viert eingezogen. Das Einrichten fühlt sich seltsam an und obwohl ich hier ein eigenes Zimmer habe, muss ich es mit Ameisen teilen. Die Geckomitbewohner in meinem Badezimmer habe ich wieder der Natur überlassen. Auch die ersten Arbeitstage habe ich bereits erlebt. Ich bin total glücklich mit der Entscheidung, in der Aikiyam School zu arbeiten. Im Moment begleite ich den Unterricht der zweiten Klasse und helfe einer von zwei Lehrerinnen, da die andere wegen eines Motorradunfalls für eine Weile abwesend ist. Die Lehrerin ist super nett zu mir, im Englisch- und Matheunterricht helfe ich beim Aufgaben korrigieren und verteile Sticker. Beim Tamilunterricht bekomme ich Eindrücke von der Sprache und lerne ein paar Worte. Der Morning Circle in der Klasse ist ein Highlight. Jeden Morgen bevor der Unterricht beginnt, sitzen die Kinder mit geschlossenen Augen und singen gemeinsam ein Mantra. Auch sonst mache ich lauter erste Erfahrungen, die vielleicht mal mein Alltag sein werden, und überrasche mich dabei selbst. Spontan habe ich mir wie einige andere aus der Gruppe für eine Weile ein Moped ausgeliehen und tuckere damit durch die Straßen. Dass das zu meinem Alltag wird, bezweifle ich jedoch. Denn obwohl es einfacher als erwartet, sehr entspannt und spaßig ist, machen mir die Umweltfaktoren hier ein wenig zu schaffen. Ich möchte nicht auch noch langfristig zu dem Nachhaltigkeitsdefizit in diesem Land beitragen, indem ich Moped fahre, obwohl es ein Fahrrad auch tun würde. Inzwischen fällt mir auch der Müll immer mehr auf und ich sehe Menschen, die ihre vollen Mülltüten am Straßenrand und in der Natur auskippen. Auch die Gefahren der Straße sind nicht ohne und fallen auf. Gerade im Dunkeln, wenn alle mit ihren Fernlichtern durch die Städte rasen, passieren viele Unfälle. Ich habe mir also bereits ein gebrauchtes Fahrrad für weniger als 3000 Rupies gekauft, mit dem ich dann wohl bald auf den Straßen zu sehen sein werde. Trotzdem ist das Mopedfahren eine coole Erfahrung und ich bin froh, sie gemacht zu haben. Der Tamilunterricht für unsere Gruppe hat angefangen und ich bin sehr motiviert, diese Sprache zu lernen. Ich war bis jetzt zweimal im Schwimmbad, das Schwimmen tut gut und darf gerne zu meinem Alltag gehören. Am Meer war ich auch schon, es ist nicht weit weg und abgesehen vom Müll auch ganz schön. Alles in allem bin ich recht zufrieden und freue mich auf die nächsten Tage, Wochen, Monate.
Abenteuer Alltag
10. September 2017 von Moira
Kategorie Anfangszeit | Keine Kommentare
Ein Traum?!
7. September 2017 von Mira
Wir rasen mit unseren Fahrrädern durch die finstre Tropennacht, einzig erhellt durch den Vollmondschein und unsere schwachen Stirnlampen. Über holprige Sandpisten wollen wir nach Hause. Ständig blitzen grüne Punkte im Gestrüpp längs des Weges auf, wenn wir unseren Blick dorthin wenden. Auf einmal erscheinen zwei große, grüne Punkte. Beim sich ihnen Nähern fangen sie an zu bellen. Doch schon sind wir auf der Farm. Unter nur Silhouetteartig zu sehenden riesigen Kokospalmen und zwischen diesen umherfliegend winzige Glühwürmchen wandeln wir zu unseren Kapseln, freudig, unsere geduldeten Mitbewohner Ameise, Spinne und Co wiederzusehen. Lediglich die Mücken könnten gern fern bleiben. So legen wir uns zu Ruh. Den Grillen, Vögeln und Mücken sowie natürlich der tamilischen Tempelmusik träumend hörn zu.
Hier mal ein paar Bilder dieser sogenannten Kapseln, in denen ich jetzt zusammen mit Daniel und Jasper wohne:
Die ganzen schwarzen Punkte in der Kiste sind übrigens Ameisen. Und das kleine rote Häuschen ist unsere Komposttoilette. Wer mehr über Discipline erfahren möchte, der kann sich auch gerne diesen etwas älteren Blogbeitrag durchlesen:
Kategorie Allgemein, Wohnen | 4 Kommentare
Liebes Tagebuch
2. September 2017 von Manuel
Liebes Tagebuch, seit einer Woche bin ich nun an diesem heißen und staubigen Ort der sich Auroville nennt. Ein klebender Schweißfilm auf der Haut ist mein steter Begleiter und ich habe schon die Hälfte meiner Sonnencreme Reserven aufgebraucht, aber ansonsten erfreue ich mich bester Laune und Gesundheit. Dies liegt vor allem daran, weil die erste Woche voll von schönen ersten Malen war. Das erste Mal Pondicherry besuchen, das erste Mal Verlaufen und von einem freundlichen Tamilen wieder zum guesthouse gefahren werden, das erste Mal mit dem Moped über staubige Pisten ballern, oder das erste Mal das Matrimandir besuchen. Das Essen hier ist fantastisch und die erwartete Darmexplosion ist ausgeblieben. Die Stimmung in der Gruppe ist ebenfalls alles andere als explosiv, denn man lernt sich jeden Tag etwas besser kennen und Freundschaften entstehen. Jedem Anfang liegt ein Zauber inne, wie schon Hermann Hesse auf seinen Reisen fest stellte und Auroville scheint genauso zauberhaft wie erwartet. (bis auf die Mücken die kleinen Drecksviecher)
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Die ersten Tage
2. September 2017 von Mira
Gelandet bin ich nun schon vor einigen Tagen und unsere „Einführungswoche“ ist vorüber. Am Montag beginnt dann endlich das „normale“ Leben hier in Auroville für mich. Doch wie waren die ersten Eindrücke für mich? Das erste, was einem auffällt, sind das tropische Klima und die Vegetation. Wir kommen aus dem Flughafen raus und eine feuchte, warme Luft kommt uns entgegen. Wir werden mit zwei Kleinbussen vom Airport Chennai nach Auroville gefahren und erleben gleich mal eine Kostprobe vom halsbrecherischen indischen Linksverkehr, mit dem ich immer noch Schwierigkeiten habe. Alles hupt, überall Kühe, Hunde und Müll und dunkle Menschen in indischen Gewändern. Das tropische Flachland von Tamil Nadu rast an uns vorbei während wir mit lauter tamilischer Musik beschallt werden. In Auroville selbst sieht man dann auf einmal wieder nicht nur Tamilen, sondern auch Nordinder, Ostasiaten und Europäer. Auroville selbst ist nicht Indien. Auroville selbst ist ein internationaler Ort, an dem so vieles möglich scheint.
In unserer Einführungswoche haben wir die Projekte, in denen wir alle arbeiten werden, kennengelernt, die wichtigsten Orte von Auroville vorgestellt bekommen, viel Organisatorisches geklärt und Gespräche bzw. Diskussionen mit Aurovillianern gehabt. Noch leben wir (also 19 Weltwärtsler) zusammen in einem Guesthouse, doch am Sonntag ziehen wir alle in unsere eigenen Häuser oder Wohnungen und leben dann in kleinen WGs zusammen.
In Auroville selbst ist der Verkehr glücklicher Weise nicht ganz so voll. Da wir uns gerade im Sommermonsun befinden, wimmelt es hier leider nur so vor Mücken. In unserem Guesthouse kreucht und fleucht es nur so vor Insekten, Geckos und Fröschen. Das Essen mit der Hand ist mittlerweile schon Normalität geworden, genauso wie die tagtäglichen Stromausfälle. Oft hört man aus den Dörfern rings um Auroville tamilische Tempelmusik. Viele Straßen sind weder geteert noch gepflastert und so wird bei Trockenheit von größeren Verkehrsteilnehmern sehr viel Staub aufgewirbelt. Während eines Regens dagegen verwandelt sich der holprige, rote Lateritboden in einen fast unpassierbaren, matschigen Weg. Die früh und schnell einsetzende Dunkelheit erleichtert das Fahrradfahren auch nicht gerade unbedingt. Nichtsdestotrotz ist das Fahrradfahren hier in Auroville tausendmal angenehmer als in der Stadt Pondicherry, die südlich von Auroville liegt. Aber ich habe es ohne einen Kratzer überlebt und wenn ich ehrlich sein soll: Ich liebe dieses Chaos. Ständig will sich jemand vor dich drängeln, Kühe stehen mitten auf dem Weg, tausend mehr oder weniger angenehme Düfte strömen auf einen ein und gleichzeitig zum Hupkonzert hört man einen Muezzin zum Gebet aufrufen. Ich denke, ich werde dieser Stadt desöfteren einen Besuch abstatten.
Hier noch ein paar erste Bilder, viele weitere sollen noch folgen:
Kategorie Allgemein, Anfangszeit, Erste Tage | Keine Kommentare
Ein Druck auf den Ohren, Eindrücke auf den Straßen
27. August 2017 von Moira
Ich sitze im Flugzeug, es gibt kein Zurück mehr, ich bin unterwegs. Es ist ein seltsames Gefühl, denn gerade in den letzten Tagen hat mich dieser Zwischenzustand zwischen der nicht mehr greifbaren Vergangenheit und der noch nicht greifbaren Zukunft ziemlich verwirrt. Nachdem ich mit ziemlichen Ohrenschmerzen in Dubai zum Umsteigen lande und mit anhaltendem Druck auf den Ohren aussteige, bekomme ich bereits den ersten Eindruck von Hitze und Luftfeuchtigkeit, was aber für den kurzen Weg total erträglich ist. Es geht weiter Richtung Chennai. Ich habe einen Fensterplatz und kann Indien schon mal von oben sehen, dann sind wir auch schon da, holen unser Gepäck und verlassen den Flughafen. Auf diesen Moment war ich sehr gespannt. Es sind nur 25 Grad, das heißt, das Klima erschlägt mich nicht so wie befürchtet, es ist eigentlich recht angenehm für den Einstieg in einem Land, vor dessen Hitze ich mehrfach gewarnt wurde. Aber das Kofferziehen mit meinem wie ich feststellen muss doch eher unhandlichen Koffer ist etwas unbequem. Wir kommen aber relativ bald bei den beiden für uns bestellten Kleinbussen an. Man kann das Hupen vom Verkehr schon hören und ich sehe einige Straßenhunde. Das Gepäck in und auf die Busse gequetscht, setze auch ich mich an meinen Fensterplatz und suche vergeblich nach einem Anschnallgurt – ach ja, Indien ist anders. Es geht los. Ich sehe Familien zusammen auf Motorrädern, ich sehe Kühe auf den Straßen, ich sehe bunte Marktstände, ich sehe unseren telefonierenden Fahrer. Ich sehe Ziegen auf den Straßen, ich sehe einen Jungen auf einem Feld sein Geschäft verrichten, ich sehe einen Mann mit vielen Taschen auf seinem Motorrad, ich sehe Müll (allerdings noch nicht so viel wie erwartet), ich sehe Überholmanöver, die ich vielleicht als waghalsig bezeichnen würde, wenn ich nicht so vielen Eindrücken ausgesetzt wäre. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Kuh sehe. Ich bin so müde, aber ich zwinge mich, die Augen offen zu halten, um noch mehr Eindrücke auf mich einprasseln zu lassen. Teepause, nachdem ich etwa zehn Mal sage, dass ich keine Milch im Tee möchte und daraufhin ein Glas Milch angeboten bekomme, nehme ich keinen Tee. Schließlich kommen wir in Auroville und in unserem Guesthouse für die erste Woche an, lernen unsere Mentoren und Koordinatoren kennen, essen etwas, das mir persönlich schon etwas zu scharf ist, bekommen Fahrräder und machen eine kleine Fahrradtour durch Teile Aurovilles, was sehr angenehm und entspannt ist (24./25.8.).
Am zweiten Tag kommt es mir schon deutlich wärmer vor und die Temperatur steigt über den Tag schleichend. Wir fahren viel Fahrrad mit einem für das Wetter eher unangemessenen Tempo. Ich erkenne die Nachteile vom Fahrradfahren mit langem Rock, binde mir Knoten hinein, aber halte es dennoch für sinnvoll, nächstes Mal eine Hose anzuziehen. Wir sehen uns ein bisschen in Auroville um, nachdem wir unser erstes indisches Frühstück essen: Idli mit Wadai und zwei Chutneys. Das Essen ist von der Schärfe absolut okay und schmeckt gut. Im Visitor Center wollen zum ersten Mal Leute ein Foto von/mit mir machen. Das Mittagessen ist schon schärfer, aber alles wird getrennt auf einem Teller angerichtet, so dass man gut aussortieren kann, was zu scharf ist. Ein Affe, der von einem Baum herunterklettert, klaut Johanna ganz frech ihr Brot, dann wird er verscheucht. Am Abend fahren einige von uns nochmal zum Visitor Center. Während wir dort bei schöner Beleuchtung sitzen, regnet und gewittert es. Wir schaffen es aber zum Glück in einer Regenpause trocken zum Guesthouse zurück zu fahren. Der dunkle und matschige Weg ist trotzdem abenteuerlich. Julian fährt mitten durch eine riesige Schlammpfütze und verliert dabei seinen Schuh. Nach der Rettungsaktion fahren wir an einer Horde bellender Hunde vorbei, dann kommen wir an (26.8.).
Heute, am dritten Tag, fange ich an, ein Gefühl für Orientierung zu entwickeln und finde schon einige Wege alleine, was gut ist, denn so bin ich nicht vom Tempo der anderen abhängig. Im Dunkeln würde ich aber natürlich trotzdem nicht alleine fahren. Ab und an kommen bei uns allen natürlich Fragen auf. Die Antworten der unterschiedlichen Leute hier sind aber auch meistens unterschiedlich. Ergo werde ich meine eigenen Erfahrungen machen müssen und auf meine Selbstständigkeit angewiesen sein. Ich bin gespannt auf die nächste Zeit (27.8.).
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