Von Deutschland (zurück) nach Auroville … einmal anders.
Dieser Beitrag aus der Reihe „Tandem“ des SWR vom 08. 10. 2015 zur ARD-Themenwoche Heimat erzählt die Geschichte von Surya, die nach ihrem Studium in Deutschland nach Auroville zurückkehrt.
Aus der Beschreibung des SWR: „Surya hat deutsche Eltern und ist in Auroville geboren und aufgewachsen. […] Als sie 14 Jahre alt war, zog ihre Mutter mit ihr wieder nach Deutschland. Doch Auroville blieb immer Suryas Sehnsuchtsort. Im Sommer 2014 kehrt sie mit ihrem Freund und ihrem vierjährigen Sohn dorthin zurück. Sie ist 26 Jahre alt und zum zweiten Mal schwanger.“
Der 25-minütige Beitrag gibt einen seltenen Einblick in das Leben von „Auroville-Kids“, die nach einem Aufenthalt im Westen wieder nach Auroville zurückkehren.
Am Dienstag, den 21. Oktober, war es wieder so weit. Ein deutscher Film wurde im Kino der Townhall (Aurovilles Rathaus) ausgestrahlt. Diesmal wurde der Film „Oh Boy“ aus dem Jahre 2012 im rappelvollen Kino an die Leinwand projiziert. Hier eine kurze Filmkritik:
Die Wohnung steht voller Umzugskartons, die Bankkarte wird am Automaten ohne jede Vorwarnung eingezogen und Kaffee lässt sich nirgends finden. Wenn diese unglücklichen Umstände alle auf ein und denselben Tag fallen, sollte schnell klar sein, dass man vom Glück nicht verfolgt wird. Was einem bleibt sind zwei Dinge: entweder die Probleme eines nach dem anderen konstruktiv angehen oder sich auf einen ganztägigen Spaziergang durch die Berliner Großstadt begeben.
Der Protagonist Nico Fischer versucht sich zwar in Lösungsansätzen für seine Vielfalt und Vielzahl an Problemen, am Ende landet er jedoch trotzdem auf einem schier endlosen Pfad vorbei an den verschiedensten und urkomischen Ecken der Stadt. Der Weg von der neuen eigenen Altbauwohnung, über die Medizinisch-psychologische Untersuchung (kurz: MPU; kurz und gebräuchlich: Idiotentest) beim städtischen Psychologen und das Filmset eines Kriegsdramas, endet schließlich vor der Notaufnahme in einem Krankenhaus. Allein die Abfolge der Stationen lässt vermuten, dass sich die Konflikte im und um den Ex-Studenten Nico nicht in Luft aufgelöst haben. Schlimmer noch, das gesperrte Bankkonto endet in einem unausweichlichen Kontaktabbruch zum erfolgreichen Vater, das Vertragen zwischen dem früherem Bully und Ex-Mobbingopfer kulminiert im totalen Zerwürfnis und das Verlangen nach Kaffee muss mit Schnaps und Vodka gestillt werden.
Die Suche nach dem flüssigen braunen Gold zieht sich durch den gesamten Film und eignet sich bestens um die Hass- und gleichzeitige Liebeserklärung an die Spreestadt zu skizzieren. Es lassen sich alternative Theaterbühnen sowie Kiffer und Omas unter einem Dach finden, doch einen 0815-Wachmacher gibt es in dieser sich wandelnden Stadt nicht mehr. Die einzelnen Begegnungen mit dem verzweifelten und fußballverrückten Nachbarn oder mit den betrunkenen Jugendlichen sind alle sketchhaft, kurz hat man das Gefühl hier wurden nur Kurzfilme mit tollen Dialogen in burlesken Situationen aneinandergereiht. Doch dann entdeckt der Zuschauer, dass alle Begegnungen den Studienabbrecher mit fettigen Haaren zu seiner Selbstfindung anregen. Was möchte du mal werden: Mainstreamkonsument? Alternativer Theaterregisseur? Ein Bühnenkünstler, der für seinen Erfolg alles annimmt, oder der Schauspieler, der sich selbst und seinen Idealen treu bleibt und deshalb in die Bedeutungslosigkeit abdriftet? All diese Leute lernt Nico an einem Tag kennen, er selbst ist zurückhaltend und lässt keine Emotionen nach außen zu, die Leute, die auf ihn einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sind laute, kunterbunte oder grandios gescheiterte Persönlichkeiten, die er in dieser Frequenz in keiner anderen Stadt hätte kennenlernen können.
Am Ende entdeckt der Zuschauer einen nachdenklichen Endzwanziger in einem Krankenhaus, der sich über das Leben Gedanken macht. War das Leben lebenswert, wenn man am Ende alleine und ohne erkennbaren Einfluss auf seine Umwelt verstirbt? Eine Antwort auf diese Frage gibt der Regisseur nicht, denn er lässt den Film hier enden. Ohne Antwort, ohne krönenden Abschluss und ohne katastrophale Tragödie.
Ach Junge, nach Hollywood wird es dieser Film nicht schaffen, soll er aber auch nicht, denn die schwarz-weiße Tragikomödie, welche mit Jazzmusik unterlegt ist, funktioniert am besten in seiner Herkunftssprache. Das müssen auch viele Zuschauer in der Townhall in Auroville feststellen, denn von denen, die den Dialogen unten auf Englisch mitlesen mussten, kommt meist das Feedback: „Ich habe nicht verstanden, um was es ging.“ Voller Begeisterung und Elan versucht man es zu erklären, um am Ende selbst festzustellen, dass der Film gar nicht einem besonderen Handlungsstrang folgt, sondern “nur“ alltägliche, jedoch trotzdem erwähnenswerte zwischenmenschliche Begegnungen festgehalten werden. Doch diese humanen Aufeinandertreffen im urbanen Schmelztiegel Berlin machen den Film zu dem, was er heute ist. Ein Film den man gesehen haben muss, wenn man auch ohne Action, blitzende Bildeffekte und Skandalstory kann.
„Oh Boy“ ist das Spielfilmdebüt des deutschen Drehbuchautors und Regisseurs Jan-Ole Gerster. Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt 2013 den deutschen Filmpreis in sechs Kategorien unter anderem für den besten Spielfilm. Der Student Nico Fischer wird von Tom Schilling dargestellt, auch andere namenhafte deutsche Schauspieler wie Justus von Dohnányi, Ulrich Noethen und Martin Brambach sind Teil der Besetzung.
Der Trip ging von Samstag Morgen seeeehr früh *schnarch* bis Sonntag Abend. Wir (ein Großteil unserer Gruppe, 14 insgesamt) sind von unserem Villagehaus aufgebrochen und mit den Motorrädern die ca. 3h Strecke bis Tiru mit kleineren Unterbrechungen gefahren. In Tiru ist ein big-ass Berg (818m hoch), den wir erklommen haben. Hier ein genauerer Bericht zur Besteigung (evtl. Zeitabweichungen mögen die werten Leser entschuldigen, da aus verständlichen Gründen keine Uhr zu Rate gezogen werden konnte).
3:30 Uhr – Ich versuche aufzustehen, verfalle aber doch nochmal kurz der tückischen Gemütlichkeit meines Bettes – habe schließlich nur 5h gepennt
3:40 Uhr – mein Wecker und irgendwelche Vögel, die meinen unser Garten gehöre ihnen, reißen mich vollständig aus dem Schlaf, ich stehe etwas übermüdet auf. Jana, die bei uns übernachtet hat, weil sie bei Felix mitfährt, fragt mich wie spät es sei.
3:50 Uhr – Mir fallen noch 10 Sachen ein, die ich dringend mitnehmen muss und überstürzt in meinen (plötzlich viel zu kleinen) Rucksack werfe
4:00 Uhr – Jürgen (einer unserer Koordinatoren) steht auf der Matte und eine kleine Diskussion mit Felix, ob er zu früh (Felix Uhr), zu spät (Jürgens Uhr), oder genau pünktlich (meine Uhr) sei, die mich eindeutig überfordert, entsteht.
4:05 Uhr – Die anderen sind eigentlich alle so weit eingetrudelt und stehen angeregt plaudernd bei uns im viel zu kleinen Vorraum oder draußen, von mir kommen leise Fluche, als ich versuche Jellys Beutel mit unserer Ananas und diversen anderen Dingen noch bei mir unterzubekommen
4:10 Uhr – Geschafft, wir fahren endlich los… moment, unser Bike geht nicht a… fast alle sind schon weg? Ja, wo geht’s denn lang?
4:15 Uhr – Weg gefunden, andere eingeholt, es kann losgehen
4:20 Uhr – Okay, warum zur Hölle haben wir mein Motorrad und nicht Jellys genommen?? Der Sitz ist maximal anti-ergonomisch geformt! Mein Hintern und meine Beine schmerzen und zittern jetzt schon und mein bekackter Rucksack zieht mich regelmäßig nach hinten =.=
5:00 Uhr – Yeeeehaaa, auf dem Highway 80 fahren macht Spaß! Und dazu meeega laut Mukke aus Jellys Box hören ist noch viel geiler 😀
6:00 Uhr – Oooah, es wird langsam hell *o*
6:30 Uhr – Mjammjam, es gibt Frühstück in Form von Samosas und Chai und unserer mitgebrachten Fressalien
8:00 Uhr? – Jetzt sind wir bei Ashram in Tiru angekommen, erstmal Klopause machen! Danach fragen wir, ob wir unsere doch ziemlich schweren Taschen irgendwo lassen können für den Aufstieg. Ja, selbstverständlich! Oh, nee, doch nicht, er dachte, dass wir unsere Schuhe meinen. Also auf zum Hotel, wo wir eh übernachten wollten.
8:30 Uhr – Soo, jetzt haben wir alle unsere Zimmer, Taschen aus- oder umgepackt und können uns zurück zum Ashram begeben, durch den hindurch wir müssen um den Aufstieg zu beginnen. Wir sind alle sehr positiv gestimmt. Jürgen sagt zwar, dass man schon so 2,5h braucht bis man oben ist, aber wie schwer kann das sein, oder?
9:00 Uhr – Oooah, wir begegnen auf dem ersten, recht flachen Stück im Vergleich zum Rest (wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht), ganz vielen Affen, die auf uns herumklettern. Wie süß <3
9:18 Uhr – Ich mache mich voller Elan an den Aufstieg, noch sind wir alle sehr energiegeladen.
10:00 Uhr – Es läuft wie geschmiert eigentlich, ich nehme mir noch etwas Zeit, die Landschaft und die anderen zu fotografieren.
11:00 Uhr – Okay, meine Beine sind schon ganz schön schwächlich, hoffentlich sind wir bald da!
11:30 Uhr – Jetzt sind wir aber bestimmt bald da. Ich laufe inzwischen alleine, und mache auch recht viele Pausen, aber so ein Scheißberg kann mich doch nicht unterkriegen!
11:45 Uhr – Ah, da ist jemand. Ich blicke ihn erwartungsvoll keuchend an: „10 minutes“. Super, das schaff ich gerade noch, denk ich.
12:00 Uhr – Also entweder der Mann wollte 10 Stunden sagen oder er dachte, er kann mich mit einer Lüge motivieren… Am Arsch! Es ist kein Ende in Sicht und jeder Schritt fühlt sich an, als würde es mein letzter. Ich verzweifle ein bisschen. Setze mich hin und überlege aufzugeben. Da höre ich aber die Stimmen von Darius und anderen weiter oben. Ich muss es schaffen, ich werde nicht die sein, die sich sowas entgehen lässt, nope! Ich raffe mich auf und schleiche weiter.
12:05 Uhr – Anneke taucht ein Stück weit unter mir auf und ruft mich strahlend. Ich brülle zurück: Anneke, wir sind bald da!
12:10 Uhr – Zwischen einer unserer Schattenpausen (Anneke und ich sind jetzt ein Kletterteam, zusammen bestreiten wir den harschen Fels und erkunden die besten Schattenplätze des Berges auf’s Gründlichste, was natürlich bedeutet, dass wir jeden mindestens ein paar Minuten lang testen müssen – man soll uns ja keine Fahrlässigkeit nachsagen können hinterher) treffen wir auf einige Tschechinnen, die sagen, es sind noch so 20 Minuten. Und uns versprechen, dass wir nur an das spirituelle große Ganze glauben müssen, oder so ähnlich… Das motiviert uns doch sofort… nicht… Aber gut, wir können es schaffen, wir brauchen nur noch ein paar Pausen, nur noch ein paar…
12:30 Uhr – Wir sind tatsächlich oben! Anneke und ich sind begeistert, wir unterhalten uns vor „so einer komischen Hütte“ an der Bergspitze angeregt darüber, wie wir es gerade geschafft haben und was in der Hütte sei. Da gucke ich doch gleich mal nach! Eine Toilette? Nee? Oder doch? Ich teile Anneke, die draußen wartet, lauthals meine Gedanken mit. Hinter mir prustet es. Häh? Ich drehe mich um. Oh, da sitzen Caro und Vince anscheined bei dem Versuch zu meditieren. Sie funkeln mich ziemlich böse an. Und Darius, der das Prusten von sich gibt. Ups, also wohl doch eher keine Toilette. Schnell raus hier!
12:40 Uhr – Wir sitzen auf dem Gipfel, wo sonst anscheinend oft Opfergaben erbracht werden (siehe alte Tonlichter, Blumen etc.) und essen unseren Restproviant. Der Blick runter auf die Stadt und das Meer von Libellen und Schmetterlingen hier oben entschädigt mich für den ganzen Kraftakt. Wir sind uns alle einig: wir können stolz darauf sein, es geschafft zu haben! Jetzt ruhen wir uns ein bisschen aus und warten auf den Rest unserer Gruppe, der noch am Klettern ist und später machen wir uns an den Abstieg. Der soll wesentlich leichter sein.
Ein ganz schneller Post an dieser Stelle, sneaky von der Arbeit aus verpasst. Max, Darius und Ich haben gestern ein Interview für das Auroville Radio gegeben. Es geht um unser Programm, aber auch ein bisschen um Auroville, was wir hier so machen, sowohl auf der Arbeit als auch in unserer Freizeit, etc. Das könnte für euch, die ihr euch sicherlich schwer vorstellen könnt, wie es hier so ist, sehr interessant sein. Also hier mal der Link: Here, There, Everywhere – AV Radio
Das Interview ist auf Englisch und kann heruntergeladen oder vor Ort angehört werden. Viel Spaß damit! 😀
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Disclaimer: Nicht wundern, in diesem Beitrag geht es um einen Schrebergarten in Berlin und nicht, wie gewohnt, um spannende News und Berichte aus AV. Wir sind ein paar ExWeltwärtsler, die von der Rückkehrer-Arbeit mit dem Verein Auroville International Deutschland und dem „Drum-herum“ aus Deutschland berichten wollen.
5 Fußminuten südlich des Bahnhofs Südkreuz in Berlin – Euch wahrscheinlich eher für seine lauten Clubs und Hipster bekannt – versteckt sich eine Schrebergartenkolonie. Hier findet man schnurgerade Hecken, frisch gemähten Rasen, Gartenzwerge und Gartenlauben. Schrebergärten halt. (Gefühlter Altersdurchschnitt > 90 Jahre.)
Doch irgendwo mittendrin durchbricht Wochenende für Wochenende ein Hämmern, Schleifen und Klopfen die Idylle. Denn hier gestalten Isa, Georg, Bruno, David und viele andere Helfer seit letztem Jahr eine 242 m² Parzelle. Manche mit Auroville Verbundene aus Deutschland kommen nur für einen Nachmittag angereist, andere aus Berlin sind ein oder zwei mal in der Woche dort beim Unkraut jäten oder Pflanzen anzutreffen.
Entstanden ist das ganze jedoch aus dem Wunsch eines aurovilianischen Pärchens nach Natur und selbst angebautem Gemüse. Das Paar aus Auroville musste auf Grund der Krankheit ihrer Tochter ihren heimischen Garten zurücklassen und sich nach Deutschland begeben. Aber wieso nicht auch hier einen Garten anlegen? Und warum nicht gleich im Stil ihres Hauses in Auroville eine kleine Laube errichten? Durch glückliche Zufälle war es entgegen aller bürokratischen Regularien möglich, sofort ein kleines Stück Land zur Verfügung gestellt zu bekommen, und dieses als Gemeinschaftsprojekt der Auroville-Community in Deutschland zu entwickeln. Dass die Parzelle sofort zur Verfügung gestellt wurde, hatte nur einen Haken. Wie Georg es bezeichnete, handelte es sich – wie Auroville ehemals – um ein „barran Plateau“:
Die veralteten Sattelitenaufnahmen zeigen, hier war vorher „nüsch viel“.
Inzwischen plätschert aber ein Brunnen vor sich hin, der aus einem kleinen Teich gespeist wird. Es gibt das erste Hochbeet, Apfel- und Birnenbäume und in der Mitte erhebt sich ein Schreberhäuschen in Aurovillemanier:
Gebaut von vielen „Volunteers“ unter der Anleitung von Aurovilianer Volker und dem Berliner Bruno, hat die Hütte eine 6-eckige Grundfläche, auf die von oben durch ein Fenster in der gleichen 6-eckigen Geometrie Licht fällt. An der Wand der Laube erstreckt sich eine kleine Empore, die über eine kleine, liebevoll gestaltete Holztreppe zu erreichen ist.
Anfangs gab es sogar Frösche am Teich. Aber die scheinen dem ganzen Tumult entflohen zu sein.
Hat jemand Auro-Willy gesehen? 😉
So sieht die Hütte von innen aus.
Auch Bienen sind im Auroville-Garten heimisch geworden. David, Auroville-Reisender und Absolvent eines Imker-Workshops, hat zwei Völker mitgebracht. Auroville Killer Bees aka „(Carnica) Apis Mellifera“ (Eurobäische Honigbiene) fliegen seit Sommersonnenwende dieses Jahres die schönen Blumen des Gartens von zwei selbstgebauten Bienenkästen aus an. Die Boxen umfassen jeweils eine Etage (von Imkern „Zage“ genannt) mit vielen „Rähmchen“, in denen die Bienen den Honig lagern. In diese wurden Mittelwände aus Bienenwachs eingezogen. So können wir vielleicht bald unseren ersten Auroville(-Garten)-Honig genießen.
Eines der „Rähmchen“ mit Wachswand für die Bienen.
Im Zentrum des Auroville-Gartens steht, in Anlehnung an die namengebenden Gemeinschaft in Südindien, die Arbeit und der gemeinschaftliche Prozess als Mittel zur inneren Entwicklung. Wie in Auroville ist dem auch hier schwer auszuweichen. Wenn es beispielsweise darum geht, die richtige Methode zur Anreicherung der Erde mit Nährstoffen zu finden (einfach umgraben und Kompost-Erde drauf, Grass entfernen oder doch die „Lasagne-Methode“?), lernen wir einerseits etwas über Gartenbau, andererseits müssen wir aber auch unsere (spirituellen) Ideale in ganz praktischen Tätigkeiten mit unterschiedlichen Vorstellungen und Charaktären in Einklang bringen … puh! „All Life is Yoga“ kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Aber das kennt man ja aus Auroville.
Für unseren einzigen „Experten“, da gelernter Handwerker, Bruno, steht der Gemeinschaftsaspekt ebenfalls im Mittelpunkt. Ehemals Inhaber einer eigenen Firma, verkaufte er diese um viele Jahre um die Welt zu reisen. So lernte er viele verschiedene Gemeinschaften und Weltanschauungen kennen, arbeitete jedoch auch immer in den von ihm besuchten Communities. Er freut sich über das Gemeinschaftsgefühl der Auroville-Verbundenen bei der Arbeit im Garten, bei dem man mal „Philosophie und Praxis zusammen bringen kann, denn diese sind eben tatsächlich eins“. Dies passt nicht nur gut zu Auroville, sondern auch zum Weltwärts-Programm. Besonders war dies für ihn zu spüren, als 15 zurückgekehrte Freiwillige im Garten auftauchten und tatkräftig mit anpackten.
Und ebenfalls wie in Auroville, gibt es viele verschiedene Motivatonen und Möglichkeiten sich einzubringen und im Garten aktiv zu werden. Die Auroville-Reisende Viktoria zum Beispiel möchte ein Kompost-Klo bauen. Weitere Hoch- und Kräuterbeete sollen folgen, sowie eine Verschönerung der Inneneinrichtung der Laube. Und Internet wäre auch nicht schlecht, meint Kaspar und hält schon Ausschau nach den nächsten Dächern für eine Richtfunkstrecke.
Die aus Auroville zurückgekehrte Freiwillige Clara treffen wir am Samstagnachmittag. Sie ist hier, „um was zu schaffen, nette Leute zu treffen und die Natur zu genießen. Vor allem aber um Blumen zu essen!“
„Omnomnomnomnom“ – Clara beim Frühstück im Garten
Der Garten ist auf jeden Fall ein schöner Ort, um Auroville-Verbundene zu treffen und sich gemeinsam die Hände schmutzig zu machen. Und ganz neben bei lernt man noch etwas über sich selbst. 🙂 Jetzt geht die Saison wieder dem Ende entgegen. Alles wird winterfest gemacht und das Wasser abgedreht. Aber wenn nächstes Jahr die Fühlingssonne um die Ecke guckt und ihr in Berlin seid, kommt gerne mal vorbei! Location: Südwestlich vom Bf. Südkreuz, Priesterweg, Eingang D2, Grazer Weg, Parzelle 89.