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  1. Das „echte“ Holi Festival

    16. April 2014 von Dominik Blase

    In Deutschland eher als innovative Partytour bekannt, bei der an schönen Sonntagen im Sommer hunderte Menschen unter freiem Himmel zu elektronischer Musik Farbbeutel und Pulver in die Luft werfen, ist eigentlich ein Fest, welches seine Wurzeln im Hinduismus hat. Das Fest wird am dritten Vollmond eines jeden Jahres gefeiert. Diese spezielle Feierlichkeit startete für uns schon vor dem Zähneputzen. Dabei wurden wir vor dem Haus unserer Gastfamilie schon mit Farbe attackiert. Auf zwei Feierlichkeiten, die im weiteren Verlauf des Tages folgten, hatten wir genug Gelegenheit an diesem farbenfrohen Fest ausgelassen teilzunehmen. Zudem konnte man auf den den Straßen von Delhi viele bunte Menschen bestaunen. Von den 16 Millionen Menschen, die im Großraum Delhi leben, war nämlich nahezu jeder eingesaut :-).

    Weitere Infos findet ihr hier:
    Holi auf Wikipedia

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  2. Die andere Seite von Delhi – die Slums

    15. April 2014 von Dominik Blase

    Während meines Aufenthaltes in Delhi wohnte ich zu Hause bei der Familie der
    ehemaligen Auroville-Freiwilligen Swati. Swati, die genauso wie ich auch Design studierte, hat sich in letzter Zeit viel mit der Lebens- und Wohnsituation in den Slums von Delhi beschäftigt. Dabei erarbeitete Sie zusammen mit Studenten ihrer Universität und einer NGO Lösungen zur täglichen Hygiene. Zum Beispiel wurde überlegt, welche Möglichkeiten es gibt, den Menschen zu ermöglichen immer eine Seife mit sich führen.
    Für anstehende Projekte benötigte Sie jedoch meine fotografische Hilfe.
    So fuhren wir also eines Morgens um 5:30 in zwei verschiedene Slums um dort Fotos und Filmaufnahmen machen, die sie nun für ihr Projekt nutzen kann.
    Anfangs hatte ich Bedenken was passieren könnte, wenn wir dort einfach anfangen zu filmen.
    Einerseits möchte ich natürlich keinen in der Kultur verletzten. Andererseits war ich mir auch nicht sicher, wie es in einem Slum um meine Sicherheit steht. Doch in diesen Beiden Punkten gaben mir Freunde von Swati direkt Entwarnung. Sie meinten „Delhi wäre nicht Kapstadt“ und „alle würden denken wir kommen von einer NGO und es hätte schon seine Richtigkeit, dass wir dort filmen“.

    Zudem informierte ich mich im Internet und stellte fest, dass Slums von Land zu Land und von Stadt zu Stadt unterschiedlich aussehen. Sogar in den USA gäbe es schon solche Viertel. Zur allgemeinen Erklärung: Ein Slum ist eine Siedlung in der Menschen auf engsten Raum mit minimaler Privatsphäre ohne unzureichende Versorgungseinrichtungen leben. Also nicht anders als die Menschen in den Stadtkernen von Europa vor gut 100 Jahren.
    Größtenteils haben diese Bewohner der Slums von Delhi auch ganz normale Jobs und fahren ein Motorrad und kleiden sich westlich. Vor allem junge Bewohner wollen bewusst anders sein als Ihre Eltern und tragen T-shirts, Jeans oder kurze Hosen und man würde sie keineswegs von Indern, die nicht in einem Slum wohnen unterscheiden können. Das kann man gut an dem Portrait des jungen Mannes mit der Ferrari Uhr erkennen. Aber auch das Bild eines kleinen Shops inmitten des Slums, an dem soeben ein junges Mädchen etwas einkauft. Sie – sowie die Verkäuferin – tragen moderne Kleidung, die es so in der indischen Kultur nicht gibt. Die traditionelle Kleidung kann man weiter rechts im Bild sehen. Dort geht eine Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm entlang. Sie trägt einen klassischen indischen Sari für den Alltag. Auf Grund der teuren Wohnungspreise in Delhi und da Eigentum eigentlich nur vererbt wird und eher seltener gekauft, ist es den meisten jedoch nicht möglich aus dem Slum herauszukommen.

    Normalerweise verfolge ich bei dem Fotografieren eher eine dezent und zurückhaltende Strategie. Dabei möchte ich die Eindrücke so unverfälscht und authentisch wie möglich festhalten. Sofern ein Mensch in die Kamera schaut, ärgere ich mich und das Bild ist für mich nahezu wertlos. Ein derartiges Vorgehen war dort jedoch keineswegs möglich.
    Unser Aufenthalt sprach sich sehr schnell rum. Viele Menschen kamen auf uns zu. Wollten fotografiert werden, fragten freundlich woher wir kämen oder posierten schonmal für ein hoffentlich anstehendes Foto von mir. Viele Menschen hatten trotz der Situation eine erkennbare Lebensfreude im Gesicht. Und auch Swati bestätigte mir, dass die Menschen keinesfalls alle Unglücklich seien. Sie kennen es ja nicht anders und haben die Situation angenommen und machen das Beste daraus.
    Andere Menschen wiederum lachten, erzählten sich Geschichten während sie auf eine freie Toilette warteten* oder entfernten sich und man merkte, diese Menschen wollten nicht in Zusammenhang mit einem Slum fotografiert werden.
    Man muss dazu jedoch wissen: seit dem Film Slumdog Millionaire sind die Menschen in den Slums verunsichert, da Sie sich in dem Film völlig falsch dargestellt sehen. Das Vertrauen gegenüber internationaler Filmteams ist verloren gegangen. Zum Glück sahen wir nicht nach internationalem Filmteam aus. Eher nach verschlafenden Studenten am verkehrten Platz zu dieser Zeit.

    *Nur im zweiten Slum bekamen die Bewohner staatliche Toilettenwagen zur Verfügung gestellt.
    Im ersten Slum gehen die Männer an den Bahngleisen entlang um einen Toilettenpaltz zu finden.
    Die Frauen haben einige kleine Kabinen für ihre Notdurft.
    Dabei haben die Menschen stets einen Wasserbehälter dabei um sich zu reinigen. Toilettenpapier gibt es ja in Indien bekanntlich nicht. Die Wasserbehälter können nur an einigen wenigen Punkten innerhalb des Slums gefüllt werden. An diesen Orten kommt es immer wieder zu Streit um Wasser. Auch wir erlebten einen Streit um Wasser mit indem ein Dutzend Menschen involviert waren. Solche Streitigkeiten beobachten wir aber auch in unserem Dorf in Südindien. Gerade jetzt bei den heißen Temperaturen ist auch bei uns das Wasser sehr knapp.

    Als wir übrigens die Toilettenwagen fotografierten sagte ein junger Inder lachend zu uns:
    „Welcome to India“.

    Slum Nr.1
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    Slum Nr.2
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  3. Delhi

    12. April 2014 von Dominik Blase

    Wer denkt die Indische Hauptstadt DELHI wäre dreckig, staubig und ungemütlich der liegt wohl falsch. Durch Einfluss der Briten wurde schon frühzeitig Platz gelassen für Grünanlagen,öffentliche Plätze und breite Strassen. Das zahlt sich nun aus und Bewohner sowie Gäste der Stadt sagen Danke. Bestes Vorraussetzungen für eine neue motivierte Generation junger Inderinnen und Inder.
    Anbei seht ihr einige Bilder die während meines 10-tägigen Aufenthalts entstanden sind.
    In den Bereichen der Architektur, Design und Streetart lässt sich das Potenzial der Stadt gut ablesen. Aber seht selbst:

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  4. Training in Kodaikanal

    4. März 2014 von Dominik Blase

    One example of the newest experience at my project:
    From the 23th to the 31st of February I went with my project »EcoPro« to an »Organic Agriculture Training« in the Westghats near Kodaikanal.
    I supported them by photographing the week and other daily upcoming help which was needed.
    We stayed directly in the nature and we learned a lot about organic farming, herbal gardening or how to make an organic compost.
    The nice photos I took will help Dr. Lucas, the founder of my project, in the future to show how intense this training was. The photos will also support in advertising the future seminars of the BDAI (Biodynamic Association of India).

    BDAI Homepage

    PS: Oh yeah – it was really cold up there!


  5. Pour the Porridge-Eine ungewöhnliche Mittagspause

    27. Februar 2014 von Isabel

    25.2.2014

    Bevor ich versuche, das eben Erlebte irgendwie in Worte zu fassen, muss ich sagen wie sehr ich mich ärgere keine Kamera dabei gehabt zu haben!
    Ich muss zugeben, wenig von dem soeben Geschehenen verstanden zu haben. Ein weiterer Beweis dafür, dass die hiesige Kultur derartig Komplex ist, dass es fast unmöglich zu sein scheint sie auch nur annähernd zu durchschauen. Ich möchte hiermit meine Kapitulation bekannt geben. Von nun an nehme ich die Dinge hin wie sie sind. Ich verstehe sie sowieso nicht.

    Eine Kollegin aus dem Kindergarten hat mich gefragt ob ich mit in den Tempel mitkommen wolle. Den Grund habe ich da schon nicht ganz verstanden. Irgendetwas mit „Pour the Porridge“. Ich habe natürlich ja gesagt, weil ich mich immer freue mit dabei sein zu dürfen.

    Wir waren kurz bei ihr zu Hause, wo sie in unglaublichen 90 Sekunden ihren Sari gewechselt und einen großen, metallenen Krug mit Ragiporridge geholt hat. Hinaus ging es, wo bereits eine Prozession mit etwa 20 anderen Frauen mit gleicher Last vorbeizog.

    Was als kleine Gruppe begann, schwoll an jeder kleinen Kreuzung immer mehr zu einem Strom von Frauen an bis ich meine Kollegin aus den Augen verlor. Vor mir nur noch ein Meer aus Saris und schwarzen Zöpfen, die heute durch besonders schöne Blumen dekoriert waren. Begleitet von Trommeln und einer intensiven, alles durchdringenden Jasminwolke wanderten die mit Neemblättern dekorierten Krüge auf den Köpfen der Frauen zum Dorftempel.

    Sich diese Szenerie vorzustellen, ist glaube ich, eigentlich unmöglich, aber ich muss trotzdem weiterschreiben.

    Im Tempel angekommen, wurden alle Krüge in allgemeiner Aufruhe in einen großen Halbkreis gestellt. Auf, ein mir nicht aufgefallenes, Signal vollbrachten die Frauen ein logistisches Wunder und setzen sich alle im Schneidersitz auf den Boden.

    Wahnsinnig schnell wurden die mitgebrachten Süßigkeiten in großen Eimern eingesammelt während die Trommeln weiter spielten.

    Plötzlich sticht eine Frau im gelben Sari aus der Masse hervor. Mit hochgerissenen Armen fängt sie an zu schreien und schwankt dabei so stark, dass sie von den Umstehenden gehalten werden muss.

    Weiterer solcher Fälle folgen und alle werden sie in die Mitte gebracht und mit großen Neemzweigen ausgestattet, während sie in einer Art Extase auf bisher nie gesehene Weise tanzen. Obwohl, tanzen ist nicht das richtige Wort. In einer Art Trance fallen sie in ein bestimmtes Bewegungsmuster, völlig unabhängig voneinander wanken oder springen sie herum; derartig unkontrolliert, dass ein Wall um sie gebildet wird, damit sie nicht auf die sitzenden Frauen springen. Die Mitglieder des Walls hingegen sind völlig ungeschützt und kassieren Schläge und Tritte oder müssen die Leute auffangen.

    Eins haben sie dann nämlich doch alle gemeinsam: es endet immer in einem totalen Zusammenbruch. Leute eilen herbei, geben ihnen Wasser, tragen sie weg, wo sie dann völlig benommen sitzen bleiben.

    Während ich nicht so recht fassen kann, was da passiert, wirken die anderen völlig unbeeindruckt, reden lieber darüber, wie komisch ich da sitze (mit angezogenen Beinen, weil meine Füße im Schneidersitz einschlafen) oder, dass dieses so offensichtlich fremde Mädchen, wirklich ungewöhnlich groß ist.

    In dem Meer von Gesichtern finde ich plötzlich das Gesicht meiner Kollegin. Ich fühle mich trotzdem nicht weniger verloren.