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Posts Tagged ‘Auroville’

  1. Tabea

    September 16, 2024 by Tabea

    Hey! Ich bin Tabea und werde das kommende Jahr im Upcycling Studio verbringen.

    Eigentlich wollte ich nach meinem Abitur 2020 schon ausreisen, aber wegen Corona musste ich das leider verschieben. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt endlich klappt!

    In der Zwischenzeit bin ich von der Ostsee nach Halle gezogen und studiere seit ein paar Semestern Biologie, verbringe aber eigentlich mehr Zeit im Theater als in der Uni. Ich begeistere mich für alles was kreativ und künstlerisch ist und glaube, dass ich damit in meinem Projekt sehr gut aufgehoben bin, ich freue mich riesig das Studio zu sehen und mit ganz vielen verschiedenen Materialien arbeiten zu können. Außerdem singe ich sehr gerne (und sehr viel), vielleicht findet sich ja auch ein Platz im Auroville Chor für mich 🙂

    Schaut gern wieder vorbei für mehr Berichte von mir!


  2. Roja, Roja

    September 8, 2024 by Rosa Krausmann

    (Anmerkung: Dieser Bericht bezieht sich vor allem auf meine Erfahrungen mit der tamilischen Kultur und nicht explizit auf Auroville)

    Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, das mich in den ersten Wochen in Südindien verfolgt hat. Das Gefühl, sich einmummeln zu wollen und nicht zu viel vom Tageslicht sehen zu müssen.

    Der chaotische Verkehr, durchzogen mit Kühen, die auf der Straße liegen und genüsslich ihr Abendessen von gestern erneut kauen. Das steinerne, unbeeindruckte Gesicht der Inder aus dem ich nicht fähig war, auch nur eine Emotion zu lesen. Die Augen, die nicht verraten, was sich hinter ihnen verbirgt. Einmal radelte ich an einem Inder vorbei und sah in seine Augen, die so offen und einladend waren, dass ich beinahe vom Rad fiel, ich war es nicht mehr gewöhnt, die Emotionen von Menschen lesen zu können. Bloße Irritation, weil alles so fremd war und der Wunsch nach Hause zu kommen, weil man weiß, wie sich die Welt in Deutschland verhält. Niemand versucht dich zu überfahren, niemand attackiert dich auf der Straße und will dir alles, aber wirklich auch alles aus seinem Laden verkaufen, niemand versucht dich beim Gemüse Kaufen abzuziehen und der Bus hält an einer richtigen Haltestelle und nicht mitten auf der Straße… zu Hause hörte sich irgendwie besser an.

    Im Nachhinein nennt man das wohl Kulturschock und Heimweh.

    Und dann gewöhnte ich mich an alles und verliebte mich in Südindien.

    Jetzt liebe ich es, auf meinem Motorrad durch den Verkehr zu flitzen. Ich habe gelernt, dass man einfach nur zuerst lächeln muss und dann das dickste und sonnigste Grinsen zurückbekommt. Wenn ich morgens im botanischen Garten auftauche, voll behangen mit indischem Schmuck (ich habe ein gewisses Faible dafür entwickelt) und die Glöckchen meiner Anklets mich schon von Weitem ankündigen, kann ich das kichernde Vanakkam Roja (Hallo Rosa) der tamilischen Mitarbeiter aus allen Richtungen herbei wehen hören. In der Küche freuen sich alle, mich jeden Morgen zu sehen und erzählen mir aufgeregt die größten Neuigkeiten der letzten Tage. Wenn ich es dann auch noch schaffe, zwei, drei Tamil Vokabeln in meine Antwort zu bauen, habe ich sie alle um meinen Finger gewickelt. Ich werde durchgefüttert, bekomme Blumen ins Haar und am besten gleich noch verheiratet. Und meine Nachbarin besteht darauf, dass ich sie Mama nenne und ihr einfach nur zu sagen brauche, wenn ich hungrig bin, sie regele das schon.

    Die Tamilen sind herzliche und warme Menschen und ich bin froh, dass ich das in den neun Monaten erfahren und erlernen durfte. Es hat mich zu einem offeneren und neugierigen Menschen gemacht, Zeit in einer anderen Kultur zu verbringen. Ich bin an meinen alltäglichen Situationen gewachsen und mir fällt es nicht mehr schwer, einkaufen zu gehen. Scheinbar hat sich auch meine Präsenz verändert, denn ich werde nicht mehr von allen Seiten angequatscht und wenn doch, macht es mir nicht mehr so viel aus.

    Irgendwann bin ich so sehr in meinen Rhythmus gekommen, dass ich gar nicht mehr von hier weg wollte. Indien ist so aufregend und bunt und jeden Tag darf ich mit so tollen Leuten verbringen und ich lerne noch mehr tolle Leute kennen.

    Jemand hat mal den Vergleich gezogen, dass das Leben in Deutschland und Europa zwar ganz wunderbar aussieht, es aber eigentlich eine Fassade ist, durch die man hindurch boxen kann und sich dahinter nur Leere befindet. In Indien hingegen wird dir schon alles auf der Straße präsentiert- die Farbe der Fassade blättert zwar schon ab, aber die Fassade ist stabil und hält stand.

    Und ich habe sofort verstanden, was damit gemeint ist und es war auch der Grund, warum ich am liebsten in Indien bleiben wollte. Auch jetzt macht mir das nach Hause kommen ein bisschen Angst. Ich habe das Gefühl, ich bin ein standfesterer Mensch geworden und mache mir nicht mehr so viele Gedanken um mein Image und meine Wirkung nach Außen. Allerdings ist das alles noch ein fragiler Zustand und ich mache mir Sorgen, dass ich diese neuen Erkenntnisse wieder verlieren könnte. Nichtsdestotrotz hat nach neun Monaten auch die Vorfreude auf Zuhause eingesetzt- meine Familie und Freunde wiedersehen, in meinem Lieblingskaffee den Tag vertrödeln, im Garten sitzen und einen riesigen Salat zum Mittagessen zu mampfen und wieder in meine geliebte Ballettschule zu gehen.

    Ich werde einiges an Indien vermissen, unter anderem das gute Wetter und die Motorradfahrten, aber ich werde versuchen, so viel wie möglich mit nach Deutschland zu bringen und die Herzlichkeit und das bedingungslose Geben in meinen Alltag zu implementieren.


  3. Fiebertraum

    August 19, 2024 by Lola Sebald

    Auf einmal ging alles ganz schön schnell. Hier sitze ich nun im Garten meiner Eltern und schreibe meinen letzten Bericht. Ich musste ganz schön lange darüber nachdenken, was genau ich schreiben könnte, denn Auroville fühlt sich irgendwie schon etwas fern an. 

    Die letzten Wochen in Auroville waren eine Achterbahn der Gefühle. Zum einen habe ich mich nämlich gefreut alle Menschen in Deutschland wiederzusehen sowie auch auf den Umzug und den Anfang des Studiums in Lüneburg. Zum anderen fand ich den Gedanken, viele der Menschen und Orte, die ich in mein Herz geschlossen habe, nie wieder zu sehen, sehr beängstigend. Ich glaube, Veränderungen allgemein machen mir Angst, egal ob ich der Veränderung entgegensehe oder nicht.

    Ich habe c.a. 3 Wochen vor der Ausreise angefangen meine Sachen auszusortieren, wegzugeben und Mitbringsel Besorgungen gemacht. Ich war also die letzten Wochen schon in Aufbruchstimmung, weswegen es für mich teilweise schwer war, im Moment zu leben. Ich musste mich also immer wieder weg von den Zukunftsgedanken in die Gegenwart zurückholen. 

    Und dann gab es auf einmal wirklich die letzten Male von allem… Unser letzter Tag im botanischen Garten war sehr schön! Zusammen mit Nasim haben wir einen letzten  Spaziergang durch den Garten gemacht und Blumenkronen gebastelt. Wir alle sahen also aus wie in der Mittsommernacht. Das letzte Mal Kokosnuss Trinken fand ich sehr traurig, da ich Kokosnüsse konsumiert habe, wie glaube ich kein anderer aus der Gruppe. Das letzte Mal Strand war sehr witzig, weil wir zu einem Feuerwerk anlässlich Annas Geburtstag,  Baden gegangen sind. Das letzte Mal bei Gelato war gleich zweimal an unserem Abreisetag, was unser Eis-Konsumverhalten, glaube ich, sehr gut beschreibt. Das letzte Mal meine Tür bei Mdj abschließen fand ich traurig, da ich die Community sehr mochte und mein halbes Jahr dort wohnen sehr doll genossen habe! Das letzte Mal Matrimandir war sehr schön, da es mir voll gut getan hat, meine Gefühle etwas zu sammeln. Ein letztes Mal Kingfisher Bier trinken war ein Segen, da ich durch dieses langsam wirklich angezweifelt habe, ob ich überhaupt Bier mag.

    So erlebte ich also alles zum letzten Mal in den letzten Wochen Auroville, weswegen sie von einigen Tränen begleitet waren, aber auch von sehr viel Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich ein Jahr Teil dieses Ortes sein durfte und so tolle Menschen kennengelernt habe. 

    Der Flug ging im Flug vorbei, was mich total verwirrt hatte, weil ich quasi einfach nur durch eine Tür gegangen bin und schon von meiner Familie und meinen Freunden mit geschnappt wurde. Ich habe mich fast ein wenig entführt gefühlt. Okay, das klingt jetzt übertrieben hart, denn ich war so froh, alle gesund wiederzusehen, aber ich brauchte ein paar Tage, um mich an den Fakt zu gewöhnen, dass es erstmal kein Zurück gibt. Der Fiebertraum hat sich als Realität entpuppt.


  4. 100000 Tausend Kilometer

    August 19, 2024 by Oskar

    Hallo Freunde, Bekannte, Verwandte und Interessenten. 
    Ich bin Oskar, mittlerweile 21 Jahre alt, und komme aus Bremen.
    Ich werde am 22.08.2024 mit 12 anderen Freiwilligen aus Deutschland, nach Auroville/Indien reisen, um dort in Thamarai, was nicht allzu weit entfernt von Auroville liegt, zu arbeiten. Dort werde ich Kinder und Jugendliche betreuen.
    Ben, den ich schon auf den Vorbereitungsseminaren kennenlernen durfte, ist mit mir bei meiner Einsatzstelle und gleichzeitig mein Mitbewohner.

    Die anderen Freiwilligen sind in andere Projekte aufgeteilt. 

    Nun ist es schon fast so weit, in 3 Tagen ist Abflug. 
    Es ist 11:17 und ich liege immer noch in meinem Bett, nicht weil ich so ein Langschläfer bin, sondern ich liege schon wieder im Bett. Ich arbeite morgens in einem Kiosk und stehe immer sehr früh auf, wenn ich mir die Zeit nehme, dann hänge ich nach Feierabend gerne einen Mittagsschlaf ran. Ich weiß also schon wie es ist so früh morgens aufzustehen, allerdings weiß ich nicht wie es ist ohne meinen Mittagsschlaf auszukommen.

    Dies ist nur einer meiner kleinen verwöhnten Bedenken die ich in mir trage, wenn ich an das Abenteuer Auroville denke.

    Aber ist ja auch langweilig wenn alles perfekt wäre.

    Auf der einen Seite kann ich es kaum erwarten mir meine ersten Eindrücke vorort zu machen und auf der anderen Seite hab ich Respekt davor, ob das Ganze nicht doch ein wenig zu weit weg von meiner Heimat ist.

    Es ist schwierig in Worte zu fassen was einem vor so einer Reise alles durch den Kopf geht. Es ist irgendwas zwischen riesiger Vorfreude und vorsichtigem Hinterfragen, ich glaube das trifft es ganz gut.
    Es überwiegt aber die Vorfreude! Die Vorfreude auch mal auf meinen Standard hier zu verzichten, die Vorfreude auf neue Bekanntschaften und Freunde und vorallem die Vorfreude neue Dinge wahrzunehmen, sei es das Essen, neue Tiere oder der Geruch auf den Straßen.
    Ich glaube das Jahr wird unglaublich, was vor 7 Monaten nur so eine Schnapsidee war, wird jetzt Realität.

    So, ich muss jetzt noch ein paar Besorgungen machen, sonst wird das hier Nix mit Ausreisen in drei Tagen.

    Ich freu mich schon euch berichten zu dürfen wie es so in meiner Einsatzstelle aussieht und was ich euch so nach den ersten 3 Monaten alles erzählen werde.

    Ich vermisse meine Liebsten und meinen kleinen Bruder jetzt schon ganz dolle, aber ich komme ja wieder! :):

    Ich wünsche euch allen, auch wenn ihr nicht so spannende Sachen macht, eine schöne Zeit und freue mich drüber auch mal von euch was zu hören.

    Bis bald!
    Oskar


  5. Von brennender Hitze bis zu eisiger Kälte

    Juli 22, 2024 by David Ott

    Hier bin ich wieder. Ich freue mich, euch meine Erlebnisse seit dem letzten Bericht ein wenig näher zu bringen.

    Es ist Endspurt, ich versuche, ja viel im Moment zu leben, aber so langsam wird einem schon etwas schummrig bei dem Gedanken, dass ich in anderthalb Monaten schon wieder Abschied nehmen werde… Gerade deswegen jedoch geht es mir seit einer Weile irgendwie besonders gut, sowohl in der Freizeit als auch auf der Farm.

    Ich bin einfach sehr dankbar für die tollen Momente, die ich hier erleben darf, und genieße alles in vollen Zügen! Die letzten 3 Monate hat sich meine Arbeit in Auro Orchard ganz schön geändert. Nun bin ich sehr beschäftigt mit Traktorfahren, brushcutten, Kompost machen, Bäume schneiden und shredden. Das gefällt mir gerade mega gut. Auch sind zwei ziemlich engagierte neue Volunteers aus Frankreich da, die auch ein Jahr bleiben und viel Vorwissen aus der Landwirtschaft mitbringen. Ich kann viel von ihnen lernen und es sind mittlerweile recht gute Freunde geworden. Leider gibt es auch schlechte Neuigkeiten: 

    Die Farm wird stetig kleiner, Zäune werden gebaut, es gibt wie immer zu wenig Arbeitskräfte und die Köchin hat gekündigt. Das Frühstück besteht jetzt fast nur noch aus Idlis & Co. Versteht mich nicht falsch, Idlis sind der Hammer, aber irgendwann fehlt die Abwechslung ^^

    Meine Freizeit in den letzten Monaten war geprägt von tollen Begegnungen mit neuen Menschen, die ein oder andere Party, einer Lebensmittelvergiftung, verstauchten Zehen, Tagestrips zu den Granitminen, Gitarrespielen, Kunst, einem neuen Tattoo. Ich habe mir eine Kamera gekauft und vor allem ganz viel Strand. Zurzeit bin ich fast jeden Tag im Meer, das tut mir richtig gut, und zum Glück ist die Jellyfish Season auch noch nicht da. Ein Quallenstich kann echt krass schmerzhaft sein. Außerdem wichtig zu erwähnen: die Hitze! Die hat mir in vielen Momenten echt zu schaffen gemacht, sei es auf der Arbeit, wenn die Mittagssonne kommt und man sich wie ein Vampir fühlt und zerbruzelt, sobald man in die Sonne geht, oder nachts in meinem Schlafzimmer, wenn mal wieder wegen häufiger Stromausfälle der Ventilator nicht funktioniert! 

    Man tut nichts und schwitzt einfach nur! 

    Ich hatte auch ganz schön mit Prickly Heat zu kämpfen, ein Hautausschlag, der von der Hitze und dem ganzen Schwitzen kommt. Manchmal ist es wirklich sehr anstrengend, aber man muss es einfach hinnehmen und die Dinge ein wenig entspannter angehen. Freunde mit Klimaanlage besuchen hilft auch sehr ^^ Es bringt aber auch gute Dinge mit sich: Es ist viel weniger los, da nicht mehr so viele Touristen zu Besuch sind. 

    Heißt, man lernt nicht mehr so oft coole Leute kennen, die nach ein paar Tagen oder Wochen schon wieder weg sind, sondern verbringt die Zeit mehr mit Menschen, die hier wirklich leben. Jetzt kommt zum Glück langsam der Sommermonsun und der Regen kühlt alles ein wenig runter.

    Irgendwann hatte ich dann aber keine Nerven mehr für die Hitze. Ich brauchte einfach Abwechslung. Und so kommen wir zu meinem Highlight der letzten Monate: eine Backpacking-Reise alleine in den Norden Indiens, besser gesagt nach Himachal Pradesh, übersetzt das Land der Götter, am Fuße des Himalaya-Gebirges. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis. An der Stelle eine definitive Reiseempfehlung meinerseits! Ich war viel wandern in den magischen Wäldern, habe die kalten Nächte genossen, die riesigen, mit schneebedeckten Berge bewundert und auch einfach mal Zeit nur für mich selbst gehabt. Das ist in Auroville gar nicht so einfach, da ich meistens recht viele Menschen um mich herum habe. Das genieße ich auch sehr, doch in den Bergen fiel mir dann auf, dass ich Zeit für mich brauchte. Es war ein großer Schritt aus meiner Komfortzone und wie immer birgt so etwas auch Herausforderungen, sei es mit einem selber oder Situationen im Außen, die einfach nicht so laufen, wie man es gerne hätte.

    Die Reise hat mich tatsächlich ganz schön verändert. Als eher introvertierter Mensch hat es mir sehr geholfen, mehr aus mir herauszukommen, Gespräche mit fremden Menschen zu führen, Hilfe anzunehmen und vor allem positiv zu bleiben, egal was im Außen alles so passiert. Vieles konnte ich aus den Erlebnissen mitnehmen, und seitdem ich wieder zurück bin, fühle ich mich erfrischt und vor allem noch dankbarer, Auroville zu erleben.

    Als Fazit kann ich sagen, ich hatte eine sehr gute letzte Zeit und freue mich euch dann aus Deutschland über alles weitere zu berichten. Stay Tuned!