Nach mittlerweile etwas mehr als einer Woche und zwei Arbeitstagen hat man so langsam den Dreh raus, wie die Dinge hier funktionieren. Sowohl im alltäglichen Leben, als auch im Badezimmer und im öffentlichen Verkehr. Was beispielsweise bei uns die Blinker sind ist in Indien die Hupe, was bei uns ein verneinendes Kopfschütteln wäre ist in Indien ein Zeichen der Zustimmung und was bei uns Toilettenpapier ist ist in Indien die Hand…
Was die Gruppe angeht sieht man sich nun mal nicht mehr so oft wie man es vorher gewohnt war, im Gegenzug lernt man dafür aber immer mehr heimische Menschen kennen, seien es Kollegen oder Ladenbesitzer. Die Dinge laufen, wie man es sich vorher bereits erdacht hatte, jedoch ist alles mindestens doppelt so eindrucksvoll…
Also liebe Leute bis jetzt war ich ja doch immer zu faul abends noch etwas zu schreiben, da ich durch unser volles Programm immer sehr müde war. In den anderen Beiträgen kann man einiges darüber lesen. Doch heute gab es für mich wieder mal so viele super schöne interessante neue Erlebnisse und Eindrücke, dass es doch mal Zeit wurde.
Heute sind wir als erstes zum berühmten von Mythen umgebenen Wahrzeichen von Auroville gefahren: dem Matrimandir. Wir hatten die Möglichkeit uns die goldenen Mitte der Stadt auch von innen anzusehen. Der regelmäßige und uneingeschränkte Zugang ist eigentlich nur Aurovillianern vorbehalten, Touristen und andere dürfen nur zu bestimmten Zeiten das beeindruckende Meditationszentrum besichtigen. Mich hat es sehr gefreut, dass uns während unserer Einführungstage hier dieser erste Einblick in das spirituelle Auroville ermöglicht wurde.
Das Matrimandir. Offiziell leider nur von weit weg zu fotografieren.
Nach einem leckeren Mittagessen in der wohl schon bekannten Solarkitchen sind wir dann diesmal per Taxi zum Auroville Intstitute of Applied Technology und zur Auroville Village Action Group gefahren. Diese Fortbewegungsmöglichkeit ist wohl einigen heute sehr entgegengekommen, da manchen das tropische Klima doch zu schaffen macht. Und der Kreislauf es auch nicht so gerne hat jeden Tag insgesamt ca. 20km mit dem indischen Fahrrad auf roten Staubstraßen durch die glühender Hitze zu fahren.
Damit komme ich auch schon zu meinem Lieblingserlebnis heute:
Das erste mal TVS fahren: durch die Gegend cruisen und das Leben sowie den Fahrtwind genießen. (Fotos folgen noch) Der beste Vorgeschmack auf das Motorrad fahren. Wenn auch meine Hupe, die hier im allgemeinen eines der wichtigsten Verkehrskommunikationsmittel zu sein scheint, cooler ist als die der Bikes 🙂
Ansonsten ist noch zu sagen, dass der Abend mit dem ersten Regen des Sommermonsuns begann, den wir tanzend begrüßt haben. Und ich meine erste Schlangenbegegnung vor dem gemütlichen Abends-als-Gruppe-zusammen-sitzen hatte. Liebe Grüße in die weite Welt hinaus.
Nach einem tag der physischen ankunft gestern an dem die anderen Weltwärtsler und ich drei Stunden zu spät in Indien, Chennai angekommen sind und uns nach Temperaturschock, indischem verkehr mit obligatorischer Kuh auf der Straße und auf die Gegenspur wechseln, einem ersten indischem Essen auf indischem Boden und einigem schweissverlust vollkommen ko zum Teil erstmal unter die Dusche stellten. Die frische Dusche hat jedenfalls mir gezeigt das ich nicht träumte, ich war nun wirklich physisch angekommen obwohl ich mich eigentlich schon ungefähr vier Stunden auf indischem Boden befand. Doch noch bevor alle die Zeit hatten sich zu duschen waren wir auch schon wieder unterwegs um uns unsere erste Fortbewegungsmöglichkeit in form eines Fahrads zu besorgen. Wir haben dann noch eine kleine Fahradtour durch Auroville gemacht und danach im tibetischen Pavillion zu abend gegessen. Aber selbst als ich nach meiner zweiten Dusche in Indien erschöpft auf meinem Bett lag war ich psychisch immernoch irgendwo zwischen Frankfurt und Chennai.
Am Zweiten Tag hat sich daran nicht so viel geändert, obwohl wir viel von unserem Papierkram erledigt hatten und auch alle ihre Projekte und noch weitere die sie interessieren gesehen haben und wir sogar an einer kleinen puja teilgenommen haben, ist mir immer noch nicht klar in welches Projekt ich gehen soll. So wirklich angekommen bin ich persönlich immer noch nicht, mein Kopf wackelt nocht nicht, aber ich fahre schon auf der linken Straßenseite und klingele bei jeder Gelegenheit, also vielleicht ist ja noch Hoffnung, dass ich bis zum 28.08.2012 an dem ich meine Rückreise antreten werde doch noch ankommen werde, in Auroville und in Indien.
Nach einem letzten Frühstück in Deutschland, stieg ich gestern nun in den Zug Richtung Berlin Ost, nur um in Mannheim nach Frankfurt Flughafen umzusteigen. Nach einem kurzen Trip mit dem Sky-train, einer etwas zu späten Lea und einer typisch deutschen Sicherheitskontrolle ging es dann auch schon los nach Dubai, wo Claudio, Lea, Joy, Susanne, Caro und ich auf den Rest der Gruppe stießen. Vor der weiterreise musste allerdings noch etwas, für mich, sehr Wichtiges erledigt werden… Meine letzte Zigarette! Der einzige Raucherraum, des ganzen (riesigen) Flughafens war ungefähr 2,5m auf 4m groß… Der perfekte Ort um meiner bald 5 jährigen Raucherkariere ein Ende zu setzten. Der weiterführende Flug nach Chennai ist nur zu erwähnen da wir fast 2 Stunden im Flieger saßen bevor es hoch in die Lüfte ging. Mit etwa 3 Stunden Verspätung kamen wir dann aufgeregt und etwas fertig in Chennai an. Nach einer etwas unkonventionellen Sicherheitskontrolle machten wir uns auf den Weg zu den Taxis nur um bei ersten Stritt aus dem Flughafen gegen eine Wand aus Hitze und stickiger Luft zu prallen. Die gut 3 Stunden lange Taxifahrt inklusive Tee Pause war ein sehr einzigartiges, spannendes und beeindruckendes Erlebnis. Das eher intuitiv gehaltene Verkehrssystem scheint besser zu funktionieren als ich es mir vorgestellt habe, auch wenn ich froh war nur passiv am Geschehen teil zu nehmen. In Auroville angekommen war ich erstaunt zu sehen wie sehr meine Vorstellung und die Realität aus einander lagen. Erwartet hatte ich eine Art Dorf, angeordnet um das Matrimandir, doch aufgefunden habe ich verstreute einzelne Häuser im Dickicht des Waldes. Schöner, ruhiger und natürlicher als ich es mir erhofft hätte. Nach einer entspannten Fahrradtour durch Auroville hielt unsere Gruppe bei einer kleinen Community. Anlass war ein kleiner angelegter Teich mit Fischen, die dir die Hornhaut von den Füßen fressen sollen… Diesen Spaß ließ ich mir natürlich nicht entgehen und kaum hatten die Fische angefangen meine überschüssige Haut zu fressen, kitzelten meine Füße wie ich es nur selten zuvor erlebt habe. Ein großartiges Gefühl! Doch mein persönliches Highlight war das Essen mit den Händen, welches zwar in einer kleinen Schweinerei ausartete, jedoch unglaublich viel Spaß machte und ganz neue wegen das Essen zu erleben bat.