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  1. Monsun ist,…

    November 13, 2017 by Mira

    -wenn man die Sonne tagelang, gefühlt wochenlang, nicht mehr zu Gesicht bekommt

    -wenn es immer wieder nicht nur regnet, sondern wie aus allen Eimern schüttet

    -wenn alles beständig klamm, nein, sogar feucht ist und müffelig riecht

    -wenn alles anfängt zu schimmeln

    -wenn alle Sandpisten zu Matschpisten werden und man unweigerlich rote Füße durch die vielen Pfützen bekommt

    -wenn die Motorräder und Moppeds anfangen herumzubocken

    -wenn Stromausfälle noch häufiger werden

    -wenn man Abende und Wochenenden nicht mit Ausflügen füllt, sondern sich lieber in sein Bett verzieht und hunderte von Seiten liest oder mit Freunden Dauergast im kostenlosen Kino von Auroville wird (in dem Kino werden Filme aus aller Welt zumeist mit englischem Untertitel gezeigt)

    -wenn man das Wäschewaschen stets auf den nächsten Tag verschiebt, weil man sich denkt, heute wird die Wäsche ja eh nicht mehr trocken (und man ja auch richtig damit liegt)

    -wenn man ohne Regencape nicht mehr trocken von seiner Kapsel in die Küche oder auf die Toilette kommt

    -wenn sich in den nächtlichen Gesang des Grillenchores haufenweise laut quakende Frösche einreihen

    -wenn die Natur grüner wird

    -wenn man nachts bei 25°C friert und mindestens zwei Fleecedecken benötigt

    -wenn man manchmal nicht mit dem Plätschern eines kleinen Baches in der Ferne einschläft, sondern mit dem tosenden Rauschen eines Wasserfalls direkt neben seiner Hütte


  2. Kleinigkeiten

    November 6, 2017 by Mira

    Es regnet und regnet und regnet. Alles geht langsamer, falls es überhaupt noch geht. Die Feuchtigkeit, nein, Nässe von allen Seiten, setzt den Motorrädern zu, die noch häufigeren Stromausfälle machen das elektronische Bezahlen an der Kasse mit der Aurocard oft unmöglich und es kostet einen sehr viel Überwindung, sich mehr als nötig durch diesen Regen zu kämpfen, um z.B. ins Fitnessstudio oder zum Salsaunterricht zu kommen. Der Schimmel hat längst schon auf mehr als nur unsere Kleidung übergesetzt. Nun möchte ich aber in diesem Beitrag einmal über die Kleinigkeiten der vergangenen zwei Monate berichten, die einem schon zum Alltag geworden sind:

    -Kardamon befindet sich hier in sehr vielen Lebensmitteln, egal ob in Chutneys, Süßigkeiten, Kichererbsenaufläufen, Erdnussbutter oder sogar im Brot

    -Dass Auroville keine Stadt und erst recht keine Großstadt wie Berlin ist, merkt man immer wieder auch daran, dass, wenn man mit dem Motorrad von einem Ende zum anderen (in 10 Minuten) fährt, man mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit jemanden trifft, den man kennt. Und mein Bekanntenradius wird von Woche zu Woche immer größer, sodass diese Wahrscheinlichkeit weiter steigt.

    -Wenn ich die Wahl zwischen Hock- und Sitztoilette habe, bevorzuge ich mittlerweile schon die Hocktoilette, denn sie ist nicht nur physiologisch betrachtet für den Körper besser, sondern irgendwie auch hygienischer.

    -In öffentlichen Bussen hier nimmt man auch mal die Einkäufe oder gar Kleinkinder anderer Leute auf den Schoß, wenn der Bus sehr voll ist und nicht alle sitzen können. Auch wird das Geld für die Fahrkarte durch den Bus zum Schaffner durchgereicht, wenn es sehr voll ist und das Ticket sowie evtl. Rückgeld wird auch problemlos zurück durch den Bus gereicht.

    -Die Ratten in meiner Kapsel knabbern mir meine Unterhosen weg, egal wie ich schon versucht habe, sie zu lagern. Selbst an meinen Stoffhosen und Fingernägeln haben sie sich versucht. Da ich nun bereits die Hälfte meiner Unterhosen verloren habe und man hier keine guten bekommt, habe ich Rattenfallen aufgestellt. Schon vier Ratten und ein Streifenhörnchen mussten dran glauben und eine Ratte hat es irgendwie geschafft, sich dabei den Schädel spalten zu lassen und ihr Hirn in meiner Hütte zu verteilen.

    -Kokosnüsse sind überall einsetzbar, ob frisch vom Baum oder geraspelt in einer Gemüsepfanne, ob zum Kratzen oder zum Feuer anzünden. Und dann gibt es sie hier auch noch in Hülle und Fülle zu niedrigen Preisen. Prinzipiell kann man die Kokosnuss in drei Altersphasen einteilen: Die ganz frischen vom Baum haben noch einen Saft, der prickelnd frisch ist, und wabbeliges Fruchtfleisch. Etwas ältere besitzen einen Saft, der nicht mehr ganz so lecker ist, dafür ist das Fruchtfleisch knackig fest. Die ganz alten Kokosnüsse, die vor dem Knacken schon klappern, besitzen gar keinen Saft mehr und das Fruchtfleisch ist zäh und gummiartig und hat noch einmal einen ganz anderen Geschmack als in jüngeren Phasen.

    -Indische Krankenhäuser sind so stark gekühlt, dass man sich eigentlich gleich eine Erkältung zuzieht und somit eher krank als gesund wird. Aber keine Sorge, ich war nicht krank und hatte auch keinen Unfall, ich habe mir nur einen Vortrag über ecological sanitation von Lucas, meinem Chef, angehört.

    -Die Sonne hier hat gefühlt eine enorme Strahlkraft. Selbst morgens um 7 Uhr treibt sie einem schon den Schweiß auf die Stirn.

    -Wenn man mich nach meinem Namen fragt und ich Mira sage, dann fragt man gleich oft hinterher, wie meine Eltern denn dazu gekommen sind, mich Mira zu nennen. Ertsens besitze ich nämlich den gleichen Vornamen wie „die Mutter“, die Gründerin Aurovilles, und zweitens ist Mira auch ein typisch indischer Name. Meine Antwort darauf ist stets dieselbe: Mira ist ein indogermanischer Name, der von Skandinavien bis nach Indien verbreitet ist und das erste mal schon vor 3500 Jahren schriftlich erwähnt wurde als Stadtname bei den Hethitern.

    -Ich vermisse das Klavierspielen sehr. In Auroville stehen ein paar wenige Klavier oder gar Flügel herum, doch wirklich auf ihnen spielen kann(darf) ich nicht. Nun hatte ich mir überlegt, mir ein Keyboard zu kaufen, doch während des Monsuns scheint es keine sinnvolle Idee zu sein, da die hohe Luftfeuchte (die während des Monsuns einfach noch höher als sonst ist) der Elektronik ziemlich schnell zusetzen könnte. Und sich Klavierunterricht in Pondi zu nehmen funktioniert irgendwie auch nicht. Also habe ich mir aus Verzweiflung eine Klaviatur auf Papier gemalt. Ob ich nun Fehler mache, kann ich leider nicht hören, doch ich hoffe, so zumindest meine Fingerfertigkeit beizubehalten (bzw. wieder aufzubauen).

    -Brot backen in einem Holzofen macht viel Spaß, auch wenn man zuerst dafür einiges an Holz hacken muss (was auf Dauer anstrengend ist) und man bei Regen und Feuchtigkeit mehrere Versuche zum Anfachen des Feuers benötigt. Auch wird man dabei ziemlich eingeräuchert und die Hitze des Feuers treibt einen den Schweiß aus den Poren. Doch am Ende darf man seine ersten eigenen, warmen Brötchen probieren, das macht die Mühe wett.

    -Es ist herrlich, jeden Tag barfuß laufen zu können, die Erde auf Discipline jeden Tag mit seinen nackten Füßen in all seinen Zuständen, mal matschig, mal trocken, mal glatt, mal picksig, zu spüren. Auch gefällt es mir, dass man in allen Cafes und Häusern, ob Town Hall, Supermarkt oder Büro, die Schuhe auszieht. Meine Füße sind irgendwie dauerdreckig, egal wie oft ich sie wasche. Oder ich gebe mir einfach nicht genug Mühe. Die anderen meinen, ich hätte ein besonderes Talent dafür, stets dreckige Füße zu haben. Ich glaube, so richtig sauber werden sie wohl erst wieder in Deutschland sein. Lediglich nach nächtlichen Poolpartys kommen sie nahezu an den Zustand vollständiger Sauberkeit heran.


  3. Ein besonderer Arbeitstag

    Oktober 30, 2017 by Mira

    Die dichten Nebelschwaden wabern über den Weiten von Tamil Nadu als sie von den ersten Sonnenstrahlen durchschienen werden. Ein diesiger Tag steht bevor, doch in den Dörfern und Städten leben die Inder ihren ganz normalen Alltag. Nach bereits zwei Stunden Autofahrt kehren wir fürs Frühstücken in ein Schnellrestaurant am Straßenrand ein – es gibt typisch südindisch Idlis. Weitere zwei Stunden stehen uns bevor, doch recht bald schon erheben sich wie aus dem Nichts Berge vor uns. Keine Steinhaufen wie in Gingee, nein, richtige Berge, denn heute steht mal wieder eine Visite in den Dörfern der Kalrayan hills an, um zu schauen, wie erfolgreich die Projekte von EcoPro dort sind. Für gewöhnlich besteht mein Arbeitstag darin, im Büro zu sitzen, research-Tätigkeiten zu erledigen oder an meetings teilzunehmen. Manchmal begleite ich meine Arbeitskollegen auch zu den Einsatzstellen ihrer Projekte, die sich zumeist in und um Auroville abspielen. Nicht so am vergangenen Dienstag. Die Einsatzstelle des Projektes meines einen Kollegen befindet sich in den ca. 230km entfernten Bergen.

    Nachdem wir die ersten Berge und sehr viele Serpentinen passiert haben, eröffnet sich vor uns eine Art Plateau und die Qualität der Straßenbeläge nimmt rapide ab. Während wir im Auto regelrecht durchschüttelt werden, bleibt Ganesha auf dem Amaturenbrett standhaft stehen. Etwas enttäuscht nach vier Stunden Autofahrt, dass ich nicht länger dem morgentlichen Treiben Indiens zuschauen kann, steige ich aus und sofort merkt man, dass es hier „oben“ ein paar Grad kälter ist. Auch die Vegetation ist geringfügig eine andere. Im Laufe des Tages schauen wir uns drei Schulen an, in denen die Kinder oft unter- und mangelernährt waren. Durch den Bau von Küchen, Beratung beim Speiseplan und dem Auftreiben von Sponsoren konnte dieses Problem einigermaßen behoben werden. Auch wurden in einigen Orten hier Komposttoiletten gebaut (die ich ein anderes mal genauer beschreiben werde). Sie scheinen von den Bewohnern mehr oder weniger regelmäßig benutzt zu werden und sind dennoch sauber. Im Gegensatz zu einer anderen Einsatzstelle sind diese Toiletten hier „angekommen“ und stellen somit einen weiteren Erfolg für EcoPro da. Zuletzt haben wir noch einige Bauern besucht. Die Bauern hier haben sich auf organisches farmen eingelassen und einige benutzen sogar EM (effektive Mikroorganismen – werden auch noch ein anderes mal erklärt). Die Farmer wurden auf Fortbildungen in die Thematik eingeführt und unterwiesen und sind nun konsequent bei der Umsetzung. Bald schon wird EcoPro die Projektarbeit in dieser Gegend beenden können.

     

    Steht eine Komposttoilette einsam in den Bergen und doch regelmäßig besucht…

    Es ist schön zu sehen, dass Projekte von Ecopro erfolgreich sein können. Doch was diesen Tag zu einem besonderen Arbeitstag gemacht hat, war das drum herum. Dass ich während der Autofahrt so viel von Indien sehen durfte. Wir sind durch viele Städte und Dörfer gefahren. Zuerst morgens, als sich alle so langsam zur Arbeit oder in die Schule begeben haben. Und dann abends, nach Arbeits- und Schulschluss. Überfüllte, lebendige Straßen nach Einbruch der Dunkelheit. Eine Reizüberflutung für alle (übermüdeten) Sinne, die ich einfach nicht in Worte zu verfassen mögen kann. Der Tag war lang, doch schlafen konnte und wollte ich während der Autofahrt nicht, zu groß war meine Gier, Indien zu sehen und zu beobachten. Verstehen tue ich dieses Land noch lange nicht. Dann die Mahlzeiten. Zum Frühstück in ein Schnellrestaurant am Straßenrand. Am frühen Mittag saßen wir bei einem Bauern herum. Was für ein herrlicher Ausblick auf die Berge, was für ein idyllisches Landleben mit all den frei herum laufenden Tieren und Kindern auf dem Hof, um den sich palmenbepflanzte Reisfelder ringen. Wir saßen dort bestimmt eine Stunde herum, haben geplaudert und bekamen schließlich eine frische Kokosnuss und eine gekochte Frucht, von der ich bis jetzt nicht weiß, was das war. Am späten Mittag begaben wir uns in einem Dorf in ein einfaches, düsteres Restaurant – Wände aus Lehm, ein Dach aus Palmenblättern. Zu Essen gab es Reis mit Sambar, serviert auf frischen Palmenblättern. Irgendwie hatte ich das Gefühl, von vielen Tamilen angestarrt zu werden. Habe ich mich beim Essen falsch verhalten, eine Regel vergessen oder lag es einfach nur an der Tatsache, dass ich „weiß“ war? Zum Abend haben wir in Pondi gegessen. Erneut Reis mit Sambar auf frischen Palmenblättern serviert, aber diesmal mit einer Hühnchenkeule. Ja, richtig echtem Fleisch. Es fühlt sich wie eine Sünde an, weil wir nicht mal einen Feiertag oder so hatten. Aber wer hätte gedacht, dass ich eines Tages mich wirklich mal nach Fleisch sehnen und darüber freuen würde, nachdem ich es in Deutschland des öfteren auch mal vermieden habe.

    Am Rande dieses Blogbeitrags sei noch erwänht, dass der Wintermonsun letzten Freitag hier offiziell angefangen hat. Regen, Schimmel und matschige Wege werden unsere nächsten Wochen prägen…


  4. Essensplan

    Oktober 23, 2017 by Mira

    Unsere Kleidung hing mehrere Tage hinweg durchnässt auf der Wäscheleine und wurde einfach nicht trocken, die Sandpisten haben sich in beständige Matschpisten verwandelt und alles in unseren Kapseln war (ist) klamm und fing an zu müffeln oder gar zu schimmeln. Außerdem wurde hier tagelang herumgeböllert (und gefeiert), denn es fand eines der Hauptfeste Südindiens statt: Deepavali. Die freien Tage mit Schlemmerein und auf ein paar Festen verbringend, gibt es mittlerweile auch wieder mal Sonnenschein, der unsere Wäsche zum Trocknen bringt.

    So viel über die aktuelle Lage. Doch wie der Titel schon verrät, will ich in diesem Blogbeitrag über etwas anderes berichten. Schon des Öfteren wurde ich danach gefragt und daher nun die Antwort auf die Frage: Was esse ich hier eigentlich?

    Frühstück:

    Ein frisch geborenes Kalb

    Ich wohne ja auf einer Farm. Und auf dieser Farm gibt es nicht nur viele Pflanzen, Insekten und Spinnentiere, sondern auch Ziegen und Kühe. Und Kühe liefern ja bekanntlich Milch. Um mich nicht völlig vegan ernähren zu müssen, habe ich gleich zu Anfang ein Milchabo auf Discipline bezogen. Nun gibt es jeden Morgen Milch frisch aus dem Euter. Als Großstadtkind kannte ich das bisher nicht und bin ziemlich froh, es hier ein Jahr lang erleben zu dürfen, denn diese Milch schmeckt wirklich sehr gut! Zum Frühstück gibt es daher meist Milchreis, Eierkuchen oder Porridge. Und Bananen. Bananen bekommt man hier überall zu billigen Preisen und sie sind nicht nur für Zwischendurch gut geeignet, sondern auch für jegliche Süßspeisen und manche herzhafteren Speisen. Doch nicht immer verwende ich meine Milch gleich sofort als solche. Manchmal stelle ich auch Joghurt oder Butter aus ihr her.

    Mittagessen:

    Mittags gibt es zwei Optionen für mich: Entweder gehe ich auswärts essen oder ich mache mir in der Küche auf Discipline meine Reste vom Vorabend in der Pfanne warm. Zeit zum Kochen finde ich während der Arbeitswoche eher weniger. Wenn ich nun auswärts essen gehe, gibt es eigentlich nur zwei Orte, die ich wirklich regelmäßig besuche. Option A ist das G.P.Cafe, ein Restaurant direkt gegenüber von meiner Arbeitsstelle. Dort bekommt man typisch südindisches Essen, also entweder ein meal (Reis mit verschiedenen Chutneys und Chapatis) oder z.B. paper dosa. Und man isst natürlich mit der Hand. Option B ist die solar kitchen. Das ist DIE Mensa von Auroville. Wenn man dort mittags essen geht, trifft man immer irgendjemanden, den man kennt. Seine Mitfreiwilligen, seine Mentoren und Koordinatoren, seinen Tanzlehrer oder irgendwelche anderen Aurovillianer und Volunteers. Wie sieht es hier mit dem Essen aus? So richtig typisch indisch ist das Essen eher weniger, aber typisch europäisch auch nicht wirklich. Es ist etwas dazwischen. Mal gibt es Reis, mal Hirse, mal Kartoffeln und mal Nudeln. Dazu stets irgendwelche Soßen, Salate, Joghurt und lemon juice. Und man darf sich so oft nachnehmen, wie man möchte. Außerdem ist es möglich, auch hier ein Abonnement zu beziehen, entweder für 3 oder für 6 Tage die Woche. Ich habe mich mittlerweile für erstere Variante entschieden.

    Eingang zur solar kitchen

    Vor der solar kitchen

    in der solar kitchen

    Abendessen:

    Abends koche ich mir meist selbst etwas. Mit anderen Worten: abends gibt es meistens eine Gemüsepfanne mit Reis, Nudeln oder Kartoffeln. Und kleinen Variationen. So sind schon einge leckere Rezepte entstanden. In der Anfangszeit habe ich zum Kochen noch sehr viel Zeit gebraucht, doch mittlerweile verringert sich meine Kochzeit von mal zu mal. Außerdem werde ich experimentierfreudiger. Gerne würde ich mir auch mal für ein paar Tage vorkochen, doch leider ist unser Kühlschrank ziemlich klein und auch in diesem werden die Lebensmittel relativ schnell schlecht. Allgemein muss man frisches Obst und Gemüse, bedingt durch die hiesigen tropischen Verhältnisse, gleich sofort verarbeiten. Daher sind Großeinkäufe auf dem Markt von Pondi nicht möglich, auch wenn man das gerne sowohl aus zeitlichen als auch aus finanziellen Gründen sehr gerne tun würde, denn auf dem Markt von Pondi bekommt man alles am billigsten. Die Supermärkte von Auroville sind relativ teuer und die Supermärkte sowie die am Straßenrand aufgebauten Stände in den umliegenden Dörfern sind schon billiger, aber immer noch teurer als der Markt in Pondi.

    An vielfältigem Obst und Gemüse mangelt es hier nicht. Vieles wird hier verkauft, was auch in Deutschland leicht zu bekommen ist, jedoch sieht einiges anders aus und ist auch geschmacklich verschieden. Für uns „exotische“ Arten und Sorten haben wir auch schon probiert, doch nicht immer hat es uns geschmeckt.

    Wie man dem letzten Bild mit der Gemüsereispfanne vielleicht entnehmen kann, hat bei uns in der Küche auf Discipline tagelang das Licht nicht funktioniert, denn Ameisen hatten sich in unseren Lichtschalter eingenistet und irgendwie das gesamte Schaltsystem lahm gelegt. Es folgten daher viele Kochabende im Stirmlampen- und Kerzenschein. Doch mittlerweile konnte dieses Problem behoben werden – die regnerischen Tage sind nun jedoch auch vorbei (bzw. der Wintermonsun lässt noch auf sich warten).


  5. Mahabalipuram bzw. Mamallapuram

    Oktober 16, 2017 by Mira

    Busse mit geschlossenen Türen? Gibt es hier nicht!

    Seit Tagen ist der Himmel grau und wolkenverhangen. Immer wieder nieselt, regnet, stürmt oder gewittert es. Doch auf die richtig heftigen Regenfälle, die dem Grundwasserspiegel hier so gut tun würden, warten wir noch. Aber wegen solch eines Wetters den ganzen Tag nur zu Hause herumhängen kommt für uns deshalb noch lange nicht in Frage! So hat unser lieber Manuel auch für diesen Sonntag wieder einen Trip geplant und mitgekommen sind neben Manuel und mir noch Nina und Said. Von Pondicherry aus ging unsere zweistündige  Busfahrt nach Mahabalipuram bzw. Mamallapuram (viele Orte hier scheinen mehrere Namen zu haben) und ich frage mich, warum die Tamilen noch nicht taub sind, so laut wie die Musik, egal ob in Bussen oder in den Tempeln, immer abgespielt wird. Auch die Hupen könnten lauter nicht sein.

     

    Als wir von unseren Mitfahrern freundlich darauf hingewiesen werden, dass wir nun in Mahabalipuram sind, steigen wir aus und stehen etwas orientierungslos neben dem Highway am Stadteingang. Wir lassen uns von einem Rikschahfahrer überrumpeln und werden für 200 Rupien pro Person (ja, eindeutig zu viel, trotz Feilschens) den gesamten Tag herumgefahren. Diesmal gibt es keine hohen Berge mit hunderten von Stufen, die bestiegen werden müssen, dennoch haben wir einen recht schönen Ausblick (aufs Meer):

    Im Laufe des Tages sehen wir viele Baudenkmäler aus der Pallava-Zeit (7. bis 9. Jh. n.Chr.). Tempel, die aus einem einzigen Stein herausgeschlagen wurden, sogenannte Rathas. Höhlenartige Tempel, freistehende Tempel und sehr viele Reliefs.

    Herabkunft der Ganga

    Kühe – auch vor über 1300 Jahren schon wichtig

    Rathas

    Kampf von Gut und Böse

    Nach unserer Sightseeing-Tour der architektonisch bewundernswerten Elemente, werden wir zum Strand gefahren, genauer gesagt zum europäischen Strandabschnitt. Mahabalipuram ist nämlich eine der Touristenattraktionen Tamil Nadus, sowohl unter ausländischen als auch inländischen Touristen. Immer wieder haben wir heute auch „Weiße“ gesehen, die Einwohner scheinen ziemlich gut Englisch sprechen zu können und überall werden Essen oder Souvernirs für Touristen angeboten. Doch warum gibt es zwei verschiedene Strandabschnitte? Weil Inder eine andere Vorstellung von Strandurlaub zu haben scheinen als Europäer. Am europäischen Strandabschnitt liegen ein paar Fischerboote und Kühe herum und ein paar Weiße surfen in den sich brechenden Wellen. Kein einsamer Palmensanstrand, aber immerhin liegt hier (fast) kein Müll herum und Baden lässt es sich hier schon recht gut. Doch wir wollen auch den indischen Strandabschnitt sehen. Strand? Ich würde wohl eher sagen Jahrmarkt. Menschenmassen schieben sich an Buden, in denen Essen, Souvenirs und sonstiger Krimskrams angeboten wird, vorbei. Schießbuden, Karussels und Pferde für den „romantischen“ Strandritt fehlen natürlich auch nicht. Nur baden tut keiner. Viele Inder können nämlich auch gar nicht schwimmen.

    Den anderen wird es etwas zu viel und letztlich machen wir uns auf den Heimweg. Kaum steigen wir beim Highway aus der Rikschah, kommt auch schon ein Bus. Wir steigen ein und sind überrascht: Ruhe! Es gibt tatsächlich Busse, in denen man nicht mit Musik beschallt wird, sondern in großzügigen, bequemen Sitzen schlafen bzw. dösen darf – gegen einen Aufpreis, versteht sich.

    3 Stunden, nachdem ich Mahabalipuram verlassen habe, komme ich auf Discipline an und werde gleich sofort von Jasper und Daniel gerufen – das muss ich mir anschauen! Eine große, gelb-schwarz gestreifte Spinne hatte ihr Netz in eine Bananenstaude gewebt und sich als sehr aggressiv herausgestellt. Die beiden Jungs „fütterten“ die Spinne mit verschiedensten Insekten indem sie diese in ihr Netz warfen. Sobald sich die Insekten im Netz verfangen hatten, kam die Spinne herbei, rollte sie in einem rasendem Tempo mit ihrem Faden ein und tötete sie durch ihren Biss. Und als sich die Insekten nicht mehr bewegten, wurden sie von der Spinne „ausgesaugt“.

    Die Tierwelt von Auroville ist schon recht interessant und eindeutig anders als die in Berlin bzw. Mitteleuropa. Doch genauer möchte ich auf sie erst in einem anderen Blogbeitrag eingehen.