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  1. Begegnungen mit Mutter Natur

    18. September 2016 von Theo

    Begegnungen mit Mutter Natur

    In anderen Ländern gibt es nicht nur andere Sitten, sondern auch manch ein Bereich des täglichen Lebens ist anders organisiert. Und wenn man dann in einen so naturnahen Ort wie Auroville zieht, sind unerwartete Begegnungen mit netten und weniger netten tierischen und pflanzlichen Mitbewohnern kaum zu vermeiden.

    Was kreucht und fleucht

    Die ersten Kontakte dieser Art konnte man bereits beim ersten Toilettenbesuch knüpfen. Dort, hinter dem Bilderrahmen, auf der Dusche oder einfach an der Wand, hingen Frösche von daumengroß bis handtellerklein.

    Wer nach dem Duschen auch noch die Dämmerung unter den Palmen im Garten genießen wollte, der konnte dort intensiven Kontakt mit den summenden Räubern der Dämmerung machen. Aber nicht alle Mitbewohner sind so lästig. Mit ein wenig Glück ist es möglich beim Einschlafen einem Gecko bei der Jagd zuzuschauen oder eine Spinne beim Weben ihres Netzes zu beobachten.

    Geradezu verheerend kann allerdings die Begegnung von Fuß und Skorpion in einem geschlossenen Schuh verlaufen, wenn man vorher nicht nachgeschaut hat, wer es sich in seinem Schuh gemütlich gemacht hat.

    Doch nicht nur Schuhe geben einen gute Wohngelegenheit für manch ein Tier ab. Wie oft schon hat ein bauwilliges Ameisenvolk einen Menschen um seinen liebsten Freund gebracht. Kaum zu sehen, nisten sie sich in den Ritzen zwischen Festplatte und Lüfter, Platinen und Tastatur ein. Ganz klein sind sie und doch können sie einen Rechner in wenigen Stunden restlos zerstören. Wer Glück hat, kann sie noch rechtzeitig vertreiben. Sei es durch schlichtes Aufheizen des Laptops oder durch das Auseinanderbauen und das anschließende Abfegen aller Einzelteile. In diesem Falle sollte man aber gut wissen, was man tut. Um aber gar nicht erst in die Qual dieser Wahlmöglichkeiten zu kommen, empfiehlt es sich, den Rechner in eine Zip-Tüte zu packen.

    Wer trotz all der Gefahren das Abenteuer wagt und in eine bambushüttenartige Kapsel zieht, der wird viele Gelegenheiten haben, Mungos, Streifenhörnchen und Krähen zu beobachten. Auch sei die teilweise besonders gelungene Zucht an Kakerlaken zu erwähnen, die an manch einem Ort gedeiht.

    Neben all den weniger erfreulichen Treffen gibt es aber auch viele schöne Momente. Wenn aus dem Hängestuhl der Blick auf eine Eidechse fällt, die einen, keinen Meter entfernt, erstaunt von seiner Wasserflasche aus beobachtet. Nicht zu vergessen seien auch die unzähligen Insekten, die in allen Farben des Regenbogens erstrahlen und das teilweise auch mitten in der Nacht.

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    Oh, wer schaut einem den da beim Duschen zu?

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    Ein Spielzeug, nur für Katzen und Mungos

    Was wächst und gedeiht

    Doch nicht nur die Tiere sind hier anders beschaffen, auch die Pflanzen haben eine andere Dimension. Da sie hier das ganze Jahr wachsen können, schießen sie nur so in die Höhe. Ein einjähriger Setzling hier könnte so manchem drei- und vierjährigen Baum in Europa das Wasser reichen. Dieser schnelle Wuchs wird auch noch dadurch beschleunigt, dass die Bäume immer Laub tragen und ihre Blätter sukzessive erneuern können.

    Aber auch die enorme Verschwendung der Natur, die man hier beobachten kann, wäre an anderen Standorten nicht vorstellbar. So könnte es sich keine Pflanze in Europa leisten, jedes Jahr einen neuen Stamm aufzubauen, wie es die Bananen tun, oder riesige bunte Blüten zu treiben, die nach einem Tag in sich zusammenfallen, wie es die Hibiskus machen.

    Doch nicht nur die schönen Dinge zieht ein immergrüner Trockenwald an. Wer einmal durch ein Gestrüpp gegangen ist und im Anschluss nicht mehr zu sagen vermochte, ob an seinen Unterschenkeln mehr Haut oder mehr Schrammen zu sehen waren, wird dem zustimmen können. Neben den normalen Dornen gibt es hier auch welche mit Widerhaken, gebogene und welche, die nur in eine Richtung zeigen. Letztere können aus einem Schuh, in den sie geraten sind, nur noch unter großen Schmerzen oder durch Aufschneiden des Schuhes entfernt werden. Hier empfehlen sich Sandalen, aus denen die bösen Äste einfach wieder herausgezogen werden können.

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    Auch die Evolution scheint hier schneller voranzuschreiten, denn mit der Aufrüstung der Menschen auf zwei Räder haben auch die Pflanzen aufgerüstet. Mit zentimeterlangen Stacheln rauben Sie nun selbst erfahrenen Radfahrern die letzte Luft aus den Rädern.

    Summa summarum ist die Natur hier eine Augenweide, es sollt nur nicht vergessen werden, wie man sich und seine Sachen richtig schützt.


  2. Ausbildung in Auroville? YouthLink macht’s möglich!

    4. August 2016 von Ehemaliger WWler

    5782_10153178165371714_6137246724528745441_nHallo liebe Blog-Leser! Heute bekommt ihr im Interview mit der gebürtigen Aurovilianerin Suryamayi einen Überblick über YouthLinks Ausbildungs-Initiative in Auroville. Falls Ihr Euch fragt was YouthLink ist, klickt hier, das ist nämlich ne‘ coole Sache! 🙂 Der Artikel erschien ursprünglich in der letzten Ausgabe der AVI D News, die Ihr hier findet. Viel Freude beim Lesen und bis bald!

    Matthias: Was hat Dich zur Arbeit mit Youth Link gebracht?
    Suryamayi: Ich würde sagen, dass es für mich persönlich inspirierend war, zurück nach Auroville zu kommen und die Arbeit zu sehen, die Kavitha mit YouthLink geleistet hat. Vor allem, dass sie eine Struktur geschaffen hat, die es der Jugend erlaubt, sich wirklich zu engagieren, ihre Erfahrung einzubringen und ihre Teilnahme an Auroville-Prozessen zu gestalten. YouthLink ist auch insofern wichtig, als es die Verbindung zu den vielen Volontären, Praktikanten und Gästen herstellt, die nach Auroville kommen. Als ich vor 10 Jahren in Auroville aufwuchs, wäre ich Volontären nur durch reinen Zufall begegnet. Mir wurde klar, dass so viele inspirierende, energiegeladene junge Leute in Auroville leben und nach Auroville kommen. Aber es gab keine Plattform, die eine Interaktion ermöglicht hätte. Daher finde ich, dass die Entwicklung von YouthLink sehr positiv ist.

    Matthias: Was hat Dich motiviert, mit YouthLink am Ausbildungsprogramm für Auroville zu arbeiten?
    Suryamayi: Für mich war es aus sehr persönlichen Gründen inspirierend, als man mich nach meiner Rückkehr fragte, ob ich bei der Gestaltung des Ausbildungs-Programms helfen würde. Denn als ich mich als Jugendliche dafür entschied, das Abitur in Auroville zu machen, war das keine einfache Entscheidung. Als die letzten Schuljahre anbrachen, gab es absolut noch keine Garantie dafür, dass ich einen Abschluss würde machen können. Bis zu jenem Zeitpunkt verließen viele Jugendliche Auroville mit 14 Jahren, sehr jung, nicht notwendigerweise weil sie das wollten, sondern weil es in Auroville nicht genügend Auswahlmöglichkeiten in der Weiterbildung gab. Jetzt kann man bis zum Abitur in Auroville bleiben, danach werden wir jedoch wieder mit derselben Suche nach Alternativen zu einer Ausbildung außerhalb Aurovilles konfrontiert. Manche jungen Leute heißen die Idee, Auroville zu verlassen und eine neue Erfahrung zu machen, sehr willkommen. Andere können es sich aber entweder nicht leisten, Auroville zu verlassen oder wollen es nicht. Genau deshalb ist das Ausbildungs-Programm wirklich eine spannende Sache.

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    Matthias: Was wären die Vorteile eines Weiterbildungssystems in Auroville?
    Suryamayi: Wir verfügen in diesem Bereich in Auroville über umfangreiche Ressourcen. Wir genießen diese fantastische Kombination aus einer Einwohnerzahl von 2500 Menschen, was uns das familiäre Gefühl einer Kleinstadt gibt, in der die Leute die Jugendlichen kennen und sie ihnen am Herzen liegen. Deswegen sind die hier lebenden Experten für die Jugend auch direkt zugänglich. Obwohl die Gemeinschaft so klein ist, haben wir doch ein breites Spektrum an Experten verschiedenster Arbeitsfelder und eine Vielzahl an Gelegenheiten, von ihren zu lernen und mit ihnen zu arbeiten. Dies trifft sich gut mit den Bedürfnissen der Gemeinschaft im größeren Zusammenhang, z.B. in Bezug auf die Nachfolge in der Leitung bestimmter Projekte und Initiativen. Manche Gründer wollen die Leitung ihrer Projekte nach 20, 30 Jahren weiterreichen, um ihren Weiterbestand zu gewährleisten. Wir haben eine Menge kleinerer Unternehmen oder Start-Ups, die dringend mehr Humankapital benötigen, um zu wachsen. Und es ist ein schöner Weg, junge Leute durch Training an eine Arbeit heranzuführen. So überbrückt ein systematisches Ausbildungsprogramm Lücken auf vielen verschiedenen Ebenen. Für die Zukunft streben wir an, dass diese Ausbildungsprogramme auch für Jugendliche geöffnet werden, die keine Aurovilianer sind, um eine derartige Erfahrung im Auroville-Kontext zu ermöglichen. So ein Austausch geschieht bereits mit verschiedenen indischen Institutionen.

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    Matthias: Wie fügt sich das Ausbildungs-Rahmenprogramm in das Gesamt-Bildungssystem in Auroville?
    Suryamayi: Der Bildungsaspekt ist sehr interessant, da wir uns in Auroville mit dem großen Konzept der integralen Bildung beschäftigen und viele Debatten darüber führen, was das denn eigentlich bedeutet. Ich denke, dass Ausbildungen oder auf Fertigkeiten basierende Trainings einen Ort, der das Prinzip der integralen Bildung hochhalten will, auf eine bedeutende Art und Weise interessant machen. Es könnte allein für die Bildungslandschaft Aurovilles einen wichtigen Beitrag bedeuten. Die Schulen unterstützen das Ausbildungsprogramm und ich hoffe, dass es eine stärkere Vernetzung zwischen den Schulen Aurovilles fördern würde. Unser Plan ist es, Jugendliche aus verschiedenen Schulen und solche von außerhalb des aurovilianischen Schulsystems im Kern des Ausbildungsprogramms zu vereinen. Wir bitten die Schulen, entweder existierende Klassen zu öffnen oder weitere Unterrichtsfächer anzubieten, die in einem Fertigkeiten-basierten Kontext nützlich sind. Es wäre wundervoll für die Schüler, tatsächlich die verschiedenen Herangehensweisen an Bildung erfahren zu können. Ich denke, dass das unsere Vorstellungen von integraler Bildung, die im Moment in den verschiedenen Schulen sehr unterschiedlich sind, weiten könnte.

    DSC02821__1470312024_5.189.143.81Matthias: Was ist die Absicht hinter dem „Kernprogramm“ des angestrebten Ausbildungssystems?
    Suryamayi: Das Kernprogramm dient verschiedenen Zwecken. Ausbildungen sind nichts Neues in Auroville und das BBC (Budget Coordination Committee) unterstützt sie auch. Auszubildenden wird eine Maintenance zugestanden, die während der Ausbildung ausgezahlt wird. Das BBC hat für dieses Jahr mehr zur Seite gelegt, also erwarten sie einen Anstieg an Ausbildungen. Was jedoch bis jetzt gefehlt hat, ist ein verbindendes Rahmenprogramm. Ein Auszubildender in der Forstwirtschaft wird gegenwärtig nur den eigenen Mentor in Anspruch nehmen und das wird die gesamte Erfahrung ausmachen. Eventuell würde man hier und dort Kurse belegen, wenn der Mentor sie empfiehlt. Mit dem Kernprogramm hoffen wir dagegen, dass es allen Auszubildenden möglich wird, sich als Teil von etwas Größerem zu verstehen. Wir haben das Gefühl, dass das sehr wichtig ist. Auch haben wir von Mentoren die Rückmeldung bekommen, dass sie Auszubildende in grundlegenden Kenntnissen unterrichten mussten, die nicht unbedingt Teil der Lehre sind. Das Kernprogramm könnte also dazu dienen, Auszubildende in Kenntnissen zu schulen, die allgemein verfügbar sein sollten, wie zum Beispiel englische Kommunikation, Tamil, angewandte Mathematik und so weiter. Wir wollen auf die Bedürfnisse der Auszubildenden reagieren, anstatt in einem Vakuum zu planen. Wir haben eine Liste von Leuten, die sich bereit erklärt haben, in diesen Bereichen etwas in Form von Workshops oder Seminaren anzubieten. Sollte die Gruppe der Auszubildenden zuerst an wirtschaftlichen Themen interessiert sein, käme das dann als Erstes auf den Terminplan. Die Idee dahinter ist, dass sich Auszubildende auch selbst in ihre Ausbildung einbringen und sich dafür einsetzen, weil sie so auf eine praktische, lebensnahe Art lernen.

    DSC08649__1470312367_5.189.143.81Matthias: Ist das der Aspekt der integralen Bildung?
    Suryamayi: Genau, das ist das „Puzzleteil“ der Integralen Bildung und wir sind sehr darauf bedacht, das in der Gestaltung des Kernprogramms auch zu ermöglichen. Um zu meiner persönlichen Erfahrung zurückzukommen – das ist es, was ich am meisten an meiner Bildung in Auroville geschätzt habe: persönlich an der Ausgestaltung meiner eigenen Bildung beteiligt zu sein – energetisch, mental und emotional. Nicht nur auf der Ebene der persönlichen Entwicklung, sondern ich habe es auch als unglaublich nützlich empfunden, als ich Auroville verließ, um im Ausland und in anderen Umfeldern zu studieren. In die Ausgestaltung meiner eigenen Bildung involviert zu sein, war an sich eine Fertigkeit.
    Außerdem sollte die Erfahrung des Ausbildungsprogramms die Auroville-Dimension einschließen und neue Möglichkeiten bieten, diese zu erleben. Für die Entdeckung Aurovilles werden wir Leute engagieren, die über Folgendes sprechen: „Wie funktioniert die Ökonomie Aurovilles?“, „Wie funktioniert die Organisationsstruktur Aurovilles?“ Sodass die Auszubildenden tatsächlich begreifen, wie dieser Ort eigentlich funktioniert. Wenn ein Mentor der ganzen Gruppe etwas vorstellt, wird eine der Fragen an ihn sein: „Was bedeutet der Yoga der Arbeit für Dich?“ Denn das ist eine Schlüsselaufgaben Aurovilles: „Auroville ist für jene, die den Yoga der Arbeit ausüben wollen.“ Es wird enorm helfen, wenn die Auszubildenden von ihren Ausbildern hören, wie sie selbst an ihre Arbeit herangehen, denn jede Herangehensweise ist einzigartig. Das wird ihre eigene Perspektive in Hinblick darauf schärfen, was es bedeutet, in und für Auroville zu arbeiten. Auf diese Weise hoffen wir, tiefere Ebenen von Verständnis und Engagement im Auroville-Kontext zu fördern.

    Matthias: YouthLink plant, ein zertifiziertes „Ecovillage Design Education“ (EDE)-Programm in Auroville zu implementieren?
    Suryamayi: Ja, im Dezember kam jemand zu Besuch, der einmal Austauschstudent in Auroville war und jetzt für das Global Ecovillage Network (GEN) arbeitet, und führte einen kurzen EDE- Kurs mit uns durch. Das ist ein Programm, das von GEN und seinem Erziehungsprogramm „Gaia Education“ organisiert wird, ein offenes Curriculum, das im internationalen Austausch verschiedener Ökogemeinschaften durchgeführt werden kann. Der Rahmen dafür, wie ein EDE aussehen und was es beinhalten sollte, ist vorgegeben, aber der gesamte Inhalt kommt aus den Ökogemeinschaften, in denen EDE stattfindet. Das Programm kann in bestimmte Bereiche eingeteilt werden: soziale, umwelt-bezogene und weltanschauliche Bereiche. Wenn man das also auf den Auroville-Kontext übertrüge, ergäbe sich eine Auseinandersetzung mit Sri Aurobindo und Der Mutter im Bereich „Weltanschauung“. Im Bereich Umwelt würden die verschiedenen von Auroville unternommenen Initiativen vorgestellt werden.
    Also begannen wir, ein EDE für Auroville zu entwickeln. Die Idee dabei ist, dass auch Auszubildende Suryamayian EDE teilnehmen und mit den EDE-Studenten möglicherweise das teilen würden, was sie in Bezug auf die drei genannten Bereiche während ihrer Ausbildung in Auroville erfahren haben. EDE würde gut in das aurovilianische Ausbildungsprogramm passen, da Gaia Education, der Träger der EDE-Programme, von der UNESCO als entscheidender Partner in ihrem „Global Action Program (GAP)“, anerkannt worden ist, das sich weltweit um Erziehung zum Thema „Nachhaltige Entwicklung“ bemüht. Wir befinden uns in einem Bewerbungs-Prozess, um für unsere EDE sowohl die Zertifizierung von Gaia Education zu erlangen, als auch Partner des GAP-Programms der UNESCO zu werden. Wir sind recht zuversichtlich, dass wir beides erhalten werden. Dies würde Verbindungen zwischen Jugendlichen aus Auroville und aus aller Welt fördern. Dafür würden wir Programm-Plätze in den EDE-Kursen für Jugendliche aus anderen Ökodörfern oder intentionalen Gemeinschaften reservieren. Zum Beispiel könnten wir jemanden aus Findhorn aufnehmen und im Austausch würde Findhorn für 3 Monate junge Aurovilianer einladen. Das könnte den Horizont für junge Aurovilianer enorm erweitern.

    Matthias: Wie könnten Mitglieder von AVI oder ehemalige Freiwillige, Leute in Deutschland oder Freiwillige, die gerade in Auroville arbeiten, helfen?
    Suryamayi: Nun ja, ich weiß, dass Deutschland sehr gute Ausbildungsprogramme hat und dass viele Freiwillige schon Ausbildungen hinter sich haben. Vielleicht gibt es Mitglieder von AVI oder junge Leute, die in der Lage wären, ihr Wissen in bestimmten Bereichen der Ausbildungsprogramme mitzuteilen. Das wäre sehr hilfreich. Fördergelder sind natürlich immer hilfreich. Wir werden sehen, ob das Auroville BCC (Budget Coordination Committee) in der Lage sein wird, alle für das Ausbildungsprogramm erforderlichen Maintenances abzudecken, wenn es sich einmal ausweitet.
    Wichtiger im Sinne von Unterstützung wären bestimmte Materialien für bestimmte Ausbildungsbereiche oder Projekte: Zum Beispiel für jene, die zum Ende ihrer Ausbildung kommen und ein Abschlussprojekt oder eine Art Gesellenstück erarbeiten möchten, das ihnen wirklich erlaubt, mit allem, was sie gelernt haben, zu experimentieren und ein Produkt zu erstellen, das sie präsentieren können, das ihre Arbeit exemplarisch darstellt. Eine weitere Möglichkeit wären Mentorenschaften. Wenn Mitglieder von AVI zu Besuch kommen und etwas zum Kernprogramm beitragen möchten, könnte das interessant sein. Offen gesagt, wäre es auch sehr interessant, AVI selber vorzustellen, sodass die Jugend die Rolle von AVI wirklich versteht und den Kontakt herstellen kann. Junge Leute aus Auroville könnten Praktika im Ausland machen, in Deutschland, Frankreich oder wo auch immer es AVI Center gibt. Mitglieder von AVI könnten Auszubildenden aus Auroville Arbeitserfahrungen in ihren eigenen Arbeitsbereichen ermöglichen, auch nach ihrem Abschluss. Das wäre das natürlich auch sehr hilfreich.

    Matthias: Vielen Dank für dieses Interview, Suryamayi.

    youthlinkteam


  3. Der Geschmack von Mangos

    12. Juli 2016 von Kaya


  4. Im Indischen Krankenhaus – Ein Erfahrungsbericht

    21. Juni 2016 von Catha

    Nichts läuft so wie mensch es sich vorstellt.

    Ich hatte ja gedacht mein vorheriger Blogeintrag würde auch der Letzte sein den ich von hier schreibe, denn von nun an würde ja nicht mehr viel passieren.

    aber dann kam alles ganz anders …
    Als ich mich eines nachts in einer Kapsel im Youth Center ganz entspannt neben Max, einem guten Kumpel und Mitfreiwilligem, legen wollte und daraus resultierte, dass wir beide drei Meter tief auf den Waldboden stürzten, durfte ich die Notaufnahme des JIPMER Hospitals (Jawaharlal Institute of Postgraduate Medical Education and Research) in Pondicherry zum ersten Mal kennenlernen.
    Ich erinnere mich allerdings nur verschwommen an den größten Teil dieser Nacht da ich entweder halb bewusstlos oder einfach zu sehr unter Schock war um viel mitzubekommen. Vielleicht waren es aber auch die Beruhigungs- und Schmerzmittel die sie mir gespritzt haben, wer weiß das schon?
    Max und ich hatten Glück im Unglück und keiner von uns war ernsthaft verletzt.
    Meine Nase hatte allerdings eine kleine Fraktur. Da meinten sie aber, ich solle doch einfach in zwei Wochen zum Check-up nochmal kommen. Und so wurden wir mit vielen Schmerzmitteln bewaffnet nach Hause geschickt.
    Im Laufe der nächsten zwei Wochen hatte ich mich wieder erholt und mein Freund Frederic war auch wieder von seinem Treck aus dem Himalaya aufgetaucht (ohne Verletzungen) und hatte grade den Schock von meinem Unfall verdaut, als es dann an der Zeit war sich wieder zum Krankenhaus aufzumachen. Zu dem besagten Nachsorge-Termin.
    Diesmal bei vollem Bewusstsein und mit Verstärkung.
    Montag:
    Die Notaufnahme war unser erster Anlaufpunkt auf dem riesigen Gelände. Völlig überfüllt und typisch indisch chaotisch.
    Nach einiger Zeit des verwirrt Dreinschauens hat sich dann doch jemand dazu durchgerungen uns zu sagen das wir zu einem anderen Gebäude müssen wo sich die HNO-Abteilung befindet. Noch mehr herumgeirre…
    Irgendwie haben die Abteilungen alle Zahlen, aber ob und welcher Sinn hinter diesen steckt, habe ich bis heute nicht herausfinden können. Wir mussten zur 72.
    Rumfragen hilft immer. Dort angekommen gab es keine ersichtliche Ordnung und wir sind einfach mal drauflos in den ersten Raum spaziert. Natürlich muss mensch drängeln, denn sonst hat mensch keine Chance. Ich wurde auf einen Stuhl gezogen und meine Akte wurde durchflogen. Wer ist der Typ da, der bei dir ist? Eh… mein Ehemann natürlich, wer sonst? Alles klar, wurde so akzeptiert. Dann einige Diskussionen später:
    Sie müssen operieren. Vollnarkose oder lokale Betäubung? Immer her mit der Vollnarkose!
    Dann meine Frage: Wann? Antwort: Sobald wie möglich. Würden sie erst Mittwoch wissen.
    Dienstag:
    Ich musste für Bluttests und Röntgen wiederkommen.
    Juuucchu: HIV negativ! 😉 Auch sonst alles schick.
    Mittwoch:
    Ja, sie würden dann morgen operieren.
    Ohhhhkay. Das ging jetzt irgendwie schnell.
    Ich würde auch dann auch heute Nacht schon im Krankenhaus bleiben müssen.
    Toll.
    Ein Einzelzimmer. Die Matratze war ungefähr so bequem wie der Boden, aber die Dusche war cool und alles sauber.
    Auch sonst war mein Eindruck vom Krankenhaus bis dahin durchweg recht gut gewesen. Klar, schon irgendwie indisch: Es lagen viele Menschen auf den Gängen und es roch nicht überall so richtig gut. Aber die Ärzte von mir wirkten alle professionell und Frederic durfte für die gesamte Zeit bei mir bleiben. Darüber war ich echt froh.
    Donnerstag:
    Schon früh geht’s für mich in den Pre-Operationsraum. Klimaanlage inklusive. Gott habe ich gefrorenen.
    Die Betäubungsmittel haben wunderbar gewirkt, ich habe noch Stunden nach der Operation friedlich vor mich hin geschlafen, und auch sonst war alles glatt gelaufen.
    Später am Abend ging’s wieder zurück in mein Zimmer.
    Freitag und Samstag:
    Ich wurde wegen meinen Schmerzen immer grummeliger und die Schwestern immer angepisster von mir. Ich wollte mir nicht die Haare kämmen und flechten lassen und mir war auch egal das mein T-shirt nicht über die Schultern reichte. Das ging ja mal gar nicht.
    Als mir dann Samstag Mittag die Pads aus meiner Nase geholt wurden und die damit verbundenen Schmerzen fast direkt verschwanden, waren sämtliche Schwestern glaube ich fast genauso glücklich wie ich über meine darauffolgende Entlassung.
    Ich hatte inzwischen gefühlt auch den Schmerzmittelvorrat erheblich geschmälert gehabt und mehr Aufmerksamkeit auf mich gezogen als irgendein anderer Patient auf der Station.
    Endlich nach Hause! Natürlich direkt wieder mit dem Motorbike, wir sind schließlich in Indien 😀

    Das war dann auch schon der größte Teil meiner Zeit im Krankenhaus. Ich bin dann nur noch mal zu einem Nachsorgetermin eine Woche später, bei dem bestätigt wurde, dass alles schick sei, dort gewesen. Ich hatte nun wieder eine grade Nase und wir kannten uns blind auf dem JIPMER Gelände aus.

    Also keine Sorge an alle zukünftigen Indien oder Auroville-Reisenden: Die Medizinische Versorgung ist ganz wunderbar hier und eine einzigartige Erfahrung (die mensch aber nicht unbedingt machen muss).


  5. Abschied(sgedanken) – noch ganz weit weg oder doch schon ziemlich nahe?

    6. Juni 2016 von Catha

    Ich bin gerade wieder einmal umgezogen, also besser gesagt wieder zurück gezogen. Eigentlich mit Frederic und Jana zusammen, aber da die beiden losgezogen sind um andere Teile Indiens zu entdecken wohne ich momentan alleine. Also nicht ganz. Ich hüte nämlich nicht nur ein wunderschönes Haus in Certitude, einer wirklich netten Community, sondern auch noch zwei als Flauschbälle verkleidete Katzen und zwei wirklich süße, aber auch sehr anstrengende Hunde.

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    Es ist schön wieder hier zu wohnen. Ich fühle mich in diesem Haus, in dem ich schon von Anfang November bis Mitte Februar gewohnt hatte, einfach wohl, irgendwie zu Hause. Es birgt schon so viele Erinnerungen. Hier haben wir mit vielen aus der Gruppe zusammen sowohl den Sturm wie auch den restlichen folgenden Monsun entspannt überstanden, Weihnachten gemeinsam verbracht und einige lustige Abende veranstaltet.
    Wenn ich daran denke dann merke ich wie viel Zeit schon vergangen ist und wie viel ich erlebt habe. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt nun hier zu leben, alles was mir zu Beginn des Jahres fremd erschien ist vertraut geworden. Ich düse mit meinem Bike über die Straßen Aurovilles so als würde ich mein Leben lang schon nichts anderes tun.

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    Ich mache hier was mir Spaß macht -sowohl mit den Kiddos wie auch auf der Farm, mit geliebten, ziemlich verrückten, total normalen, lustigen, einfach allen Menschen hier und das alles an einem Ort der deutlich mehr Wald ist als Stadt. Klingt so erstmal für mich ziemlich perfekt. Irgendwie schon fast unwirklich.

    fleißige Männlein im Garten

    fleißige Männlein im Garten

    Als beim zweiten Zwischenseminar das Thema ‚wieder nach Deutschland zurückkehren‘ hochkam war ich total geschockt. Über mich selbst. Ich merkte einfach plötzlich dass ich mir gar nicht mehr so richtig vorstellen konnte wieder zurück zu gehen. Dass der bloße Gedanke mir tatsächlich Angst machte.

    Hatte ich mir nicht gerade erst so wirklich ein Leben hier aufgebaut, war angekommen und hatte ein neues Zuhause gefunden? Wie zum Teufel sollte ich denn das alles jetzt einfach so hinter mir lassen können?
    Dann habe ich mich erst einmal mit dem Gedanken beruhigen können dass ich ja nun auch nicht übermorgen abfliegen muss sondern schon noch fast ein viertel Jahr vor mir liegt.
    Ich habe viel nachgedacht -dazu tendiert mensch hier gefühlt schnell gerne mal-.

    Darüber, was ich toll finde hier und auch was ganz und gar nicht. Warum ich eigentlich tief in mir weiß das ich hier nicht mein Leben verbringen möchte, auch wenn ich grade noch nicht gehen will und hier zu leben wirklich, wirklich schön ist.
    Denn wenn ich ganz ehrlich zu mir bin dann möchte ich auch raus in die Welt und die Chance haben noch so viel mehr zu sehen, lernen und bewegen.
    Und dann noch die meist gestellte Frage in letzter Zeit: Und was machst du dann jetzt nach dem Jahr?

    Meine Antwort: Da kommt dann das nächste Abenteuer…