RSS Feed

Author Archive

  1. Ich will Newcomerin werden!

    Februar 21, 2016 by Ehemaliger WWler

    Luise (Weltwärts 2013/2014) hat im Projekt Aikiyam gearbeitet, der Schule in New Creation. Vorher hat sie ihren Bachelor in Soziologie abgeschlossen. Die Zeit in Auroville und in ihrem Projekt hat ihr so gut gefallen, dass sie ihren Dienst um ein viertel Jahr verlängert hat. Nach ihrer Rückkehr sei sie aber nicht wirklich wieder in Deutschland angekommen, wollte gleich wieder los. Erst mal ging es für drei Monate als Au-pair nach England. Dann zurück nach Auroville. Als sie noch auf den Brief vom Auroville-Secretary für das Visum wartete, um in ihr Newcomer Jahr starten zu können, trafen wir Luise im Januar in Berlin.

    Meal essen...

    Matthias: Luise, wie kam es zu Deiner Entscheidung, Auroville-Newcomerin zu werden? Luise: Nach der Au-pair-Zeit war mir klar: Ich muss wieder zurück [nach Auroville]. Es ist wie Heimat da. Es war so, als ob ich „home sick“ gewesen wäre, nur dass ich nicht zurück nach Berlin wollte, sondern nach Auroville. Als ich das erste Mal in Auroville angekommen bin, war es, als wenn mir jemand so ein Lachen ins Gesicht getackert hätte. Ich hab mich extrem frei gefühlt. Das ist auch immer noch so, wenn ich in Auroville bin. Es gibt überhaupt keine Alternative, keinen anderen vorstellbaren Weg für mich. Vielleicht geht das nach zwei Jahren wieder weg, aber im Moment ist es halt einfach so. Ich bin seit 4 Wochen wieder hier in Deutschland und mein Herz blutet, ich will wieder zurück nach Auroville.

    Matthias: Du hast nach der Au-pair-Zeit letztes Jahr noch einmal 6 Monate auf eigene Faust in Auroville verbracht und bist erst vor 4 Wochen zurück nach Berlin gekommen?
    Luise: Genau, ich bin Anfang Juni wieder mit einem Visum für 6 Monate zurückgeflogen und habe Volontär-Arbeit gemacht. Ich wollte einfach schauen, was sich so entwickelt. Wenn ich in Auroville sein sollte, dann würde sich etwas ergeben und wenn nicht, dann nicht. Nach drei Monaten habe ich Stephan, den Leiter von Gecko, kennengelernt, der jetzt auroville.com übernommen hat. Ich habe angefangen für ihn Kundendaten zu analysieren, denn das habe ich in meinem Soziologiestudium gelernt. Davon war er so begeistert, dass er gesagt hat: „Du machst jetzt Marketing für uns!“ Dann habe ich begonnen mich mit Marketing zu beschäftigen und es hat alles total viel Spaß gemacht. Das war das Zeichen für mich, dass ich wohl wirklich da sein soll. Dass es also nicht nur von mir ausgeht, sondern auch von dem Höheren.

    am Taj Mahal__1456059202_178.12.227.104Matthias: Wie geht es Dir mit Deiner Arbeit in Auroville?
    Luise: Ich mache jetzt Marketing. Das wäre für mich hier in der westlichen Welt nicht vorstellbar. Die Arbeit bei auroville.com ist aber notwendig, damit diese Online-Plattform weiterexistiert. Wenn ich meine Arbeit gut mache, können wir kleinere Units unterstützen. Viele Units stellen dort im Onlineshop ihre Produkte ein und damit unterstütze ich eine Einnahmequelle Aurovilles. Sowohl die Units, die über die Webseite ihre Produkte vertreiben, als auch der Webshop selbst geben ein Drittel ihres Gewinns an Auroville ab. Besonders kleinere Units, die nicht nur Produkte herstellen, sondern auch soziale Aspekte haben, wie Upasana oder Wellpaper, die unterstützenswert sind, sich aber keinen eigenen Webshop leisten können, werden von uns ebenfalls vermarktet. Das ist das große Ziel. Es geht nicht darum, Geld zu generieren, aber wenn man eine Stadt bauen will, dann muss es eben auch irgendwo herkommen.

    Es ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit, bei der ich viel lerne. Das spricht für Auroville. Ich würde in Europa oder Deutschland niemals mit einem Soziologiestudium Marketing machen. Es ist so schön, dass man die Möglichkeit bekommt, Neues herauszufinden, daran zu wachsen, auch gemeinsam. Du musst dir vorstellen, dass ich einfachste Einstiegsliteratur zu dem Thema gelesen habe und dann haben wir geschaut, wie wir das auf unseren Onlinestore anwenden können. Mit Stephan haben wir Charts entworfen, überlegt, was wir alles machen könnten. Wir hatten natürlich nicht viel Geld zur Verfügung, aber wir wurden schnell sehr kreativ. Also haben wir einfach Sachen ausprobiert und geschaut, ob z.B. Änderungen auf der Website Einfluss auf das Kaufverhalten haben. Stephan hat immer gesagt: Du machst das schon.

    Ich habe u.a. Mandalas kopiert und ausdrucken lassen, die jetzt als Werbung für den Onlinestore überall in Auroville hängen. Wir haben Dankespostkarten in die ganze Welt geschickt. Ich habe auch die sozialen Plattformen aufgebaut. Es gibt eine große Facebook-Seite, Instagram und Twitter, etc., für die ich zuständig bin und ich fange jetzt auch an, das für Auroville selbst zu benutzen. Ich gebe also auch Informationen darüber, was in Auroville passiert. Und wir haben jetzt nicht nur dieses oder jenes Produkt, sondern auch Informationen über kulturelle Veranstaltungen. Ich organisiere auch eine Sample-Aktion, bei der wir vor Weihnachten Spirulina- und Maroma-Probepackungen verschickt haben. Solchen Sachen haben einen hohen Spaßfaktor. Der Gedanke, so etwas für Auroville aufzubauen, ist sehr schön. Natürlich ist es auch so, dass fünfzig Prozent der Kunden Auroville kennen. Und wir bekommen auch Anfragen, wann denn das Matrimandir geöffnet ist. All das habe ich in den letzten 4 Monate in Auroville gemacht und wieder hier in Berlin kann ich weiter mitarbeiten.

    mit Mala (Lehrerin aus Aikiyam)__1456058802_146.52.172.136Matthias: Mit wem arbeitest Du im Team? Luise: Neben Stephan arbeite ich mit Vera zusammen, einer Russin, die mit 18 Jahren nach Auroville gekommen ist. Sie hat bei Auromix gearbeitet und macht jetzt die Kundenbetreuung, beantwortet u.a. Emails. Im Februar kommt Lisa zu uns. Lisa ist in Auroville aufgewachsen und hat in den Niederlanden studiert. Das war ganz lustig, denn als sie in Auroville zu Besuch war, habe ich mit ihr einen Video-Clip gedreht, für auroville.com. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Ich freue mich auf die kreative Arbeit mit ihr. Es ist interessant, mit Leuten mit so verschiedenen internationalen Bezügen, mit mannigfaltigen Interessen und so unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten.

    Matthias: Wie war es im Vergleich zu Deiner Arbeit jetzt bei auroville.com an der Aikiyam-School zu arbeiten?
    Luise: Das hat mir auch Spaß gemacht, sonst hätte ich auch nicht verlängert. Aber die Arbeit bei auroville.com fordert mich stärker, ich habe mehr Eigenverantwortung und kann mich eher experimentell ausleben. Das war an der Schule natürlich nicht so. Das wäre da aber auch zu früh gewesen. Die Arbeit an der Schule war sehr schön und eine wertvolle Erfahrung für mich. Auch Auroville im Zusammenhang mit den indischen Dörfern in der Umgebung zu sehen, zu wissen wie es da so läuft und der indischen Kultur näher zu sein.

    Luise-mit-Schuelerin-in-DelhiMatthias: Wie sieht so ein typischer Tag für Dich aus und was machst Du in deiner Freizeit in Auroville? Luise: Ich habe im letzten halben Jahr immer in der Solarkitchen gegessen, mit meinem Freund, alleine oder mit einer Gruppe von Freunden. Danach gehe ich gerne noch auf La Terrace einen Kaffee trinken, wo dann eine andere Freundesgruppe auf mich wartet. Ich mache viel Akro-Yoga. Außerdem habe ich mit Ballett angefangen, was ich 12 Jahre in Deutschland gemacht hatte, und gehe auch gerne schwimmen. Ich fahre ein flottes TVS, aber das Knatterding muss ich jetzt verkaufen und mir was Schnelleres zulegen. Ich wohne in Edyanchavadi in der Red Earth Riding School, Housesitting mit Hund inklusive.

    Matthias: Welche Bedeutung haben die Charta, die Ideale Aurovilles und der Integrale Yoga für Dich? Luise: Ich habe auf jeden Fall Bezug zu etwas Höheren. Ich bin, was Spiritualität betrifft, total am Anfang. Ich bin ja auch noch jung. Während meines ww-Jahres dachte ich nach 25 Seiten Satprem erst mal: Wow, das ist ja funky! Ich hab dann irgendwie während des Jahres für mich meine eigene Arbeit gemacht, z.B. aufgeschrieben, welche Verhaltens- oder Gedankenstränge ich in der Meditation beobachtet habe. Dann hab ich versucht, mein Verhalten zu beobachten, was ich mache. Für mich bedeutet das jetzt einfach eine Arbeit an mir selber, in mir selber, Reflexion darüber, dass die Vergangenheit nicht bedeutet, dass so auch die Zukunft sein muss.

    Ich bin gerade erst damit beschäftigt, innerlich an mir zu arbeiten und mich zu befreien und wenn ich diesen Schritt getan habe, dann kann ich nach außen schauen. Sri Aurobindo spricht ja auch über die Selbstreflexion, dass man sich von der großen Gruppe separieren muss, dass man sich seiner eigenen Gefühle und Gedanken bewusst werden muss. Reflexion darüber, auch in Bezug auf den Umgang mit anderen und mir selber, Entscheidungen, Verhalten, etc. Und das versuche ich ebenso im Kleinsten. Ich mach das nicht, weil Sri Aurobindo das geschrieben hat, sondern weil das für mich wichtig ist an diesem Ort. In Auroville werde ich bei dieser Reise unterstützt. Ich tausche mich dazu mit meinem Freund und mit anderen Aurovilianern aus, z.B. einer sehr guten Freundin, mit der ich mich einmal pro Woche treffe.

    Matthias: Und wo stehst Du jetzt im Newcomer-Prozess? Luise: Zuerst hat man ein Interview, dann reicht man Empfehlungsbriefe von anderen Aurovilianern ein, dann bekommt man das Empfehlungsschreiben des Sekretärs, mit dem man das Visum beantragen kann. Auf den Brief warte ich jetzt. Wenn ich in Auroville bin, muss ich mich bei der indischen Regierung registrieren. Dann kommt ein zweites Interview, nachdem man in den News&Notes als Newcomer bekanntgegeben wird, worauf sich andere Aurovilianer innerhalb von zwei Wochen melden sollen, ob etwas gegen eine Aufnahme in die Gemeinschaft spricht. Wenn nichts dagegen spricht, wird der Beginn des Newcomer-Prozesses noch mal bekanntgegeben.

    Sari

    Matthias: Wie war das Interview mit dem Entry-Service? Luise: Das war schön. Sie haben sich sehr gefreut, dass jemand Junges kommt. Die sind sehr nett da, wollten wissen, wer ich bin, etwas über meine Beziehung zu Auroville. Ich wurde gefragt, ob ich weiß was der Ashram ist, ob ich schon mal von Satprem gehört habe und so. Sie waren zufrieden. Es war spannend, als es um die Finanzierung ging. Da haben sie gefragt, wie es denn in meinem Alter mit der Finanzierung ist, weil manche dann ja schon gearbeitet und etwas Erspartes haben. Ich habe ihnen gesagt, dass ich in einer Unit arbeite, in der ich Maintenance bekomme, und da haben sie sich sehr für mich gefreut.

    Matthias: Wie geht’s Dir, darüber zu sprechen?
    Luise: Jeder hat seine eigene Geschichte und jeder hat auch seinen eigenen Bezug zu Auroville. Ich habe gerade alle Weltwärtsler getroffen, die studieren ja jetzt größtenteils, weil sie das Freiwilligenjahr gleich nach dem Abi gemacht haben. Es ist schön zu sehen, wie sie sich entwickeln und wie unsere Erfahrung uns zusammenhält. Aber alle sagen immer: „Uh, du bist die erste Weltwärtslerin, die nach Auroville geht!“, aber ich kann mir das auch nicht so richtig erklären. In jeder Weltwärtsgruppe müsste es eigentlich eine Person geben, die den Gedanken hat, diesen Schritt zu gehen.

    Inzwischen ist Luise wieder in Auroville und hat ihr Newcomer-Jahr begonnen. Das Interview führte Matthias, ehemaliger Auroville-WWler 2008/2009. Es erschien in der Herbst-Ausgabe des AVI Deutschland Rundbriefs, die ihr hier finden könnt. Wenn Ihr Luises und Aurovilles Arbeit unterstützen wollte, schaut doch mal wieder im Auroville Online-Shop vorbei, subscribed die Twitter und Instagram-Accounts oder liked den Shop auf Facebook! 😉 Außerdem könnt Ihr den von Luise gedrehten Spot für den Online-Shop auf youtube bewundern.

     


  2. Ein Traum

    November 17, 2015 by Ehemaliger WWler

    inaug_flags

    Irgendwo auf der Erde sollte es einen Ort geben, den keine Nation als ihr alleiniges Eigentum beanspruchen kann. Einen Ort, in dem alle Menschen mit gutem Willen und aufrichtigem Streben frei als Weltbürger leben können und nur einer einzigen Autorität gehorchen: der höchsten Wahrheit. Ein Ort des Friedens, der Eintracht und der Harmonie, an dem jegliche kämpferischen Instinkte im Menschen ausschließlich dazu benutzt werden, die Ursachen seines Leidens und Elends zu bezwingen, seine Schwäche und Ignoranz zu überwinden und über seine Begrenzungen und Unfähigkeiten triumphierend hinauszuwachsen. Ein Ort, an dem die Bedürfnisse des Geistes und die Pflege des Fortschritts Vorrang haben vor der bloßen Befriedigung von Wünschen und Leidenschaften, vor der ausschließlichen Suche nach Vergnügungen und materiellen Annehmlichkeiten.

    An diesem Ort könnten sich Kinder in umfassender Weise entfalten und aufwachsen, ohne den Kontakt mit ihrer Seele zu verlieren. Erziehung wäre nicht dazu da, Prüfungen zu bestehen, Zeugnisse zu bekommen und Posten zu bekleiden, vielmehr würde sie vorhandene Fähigkeiten fördern und neue hervorlocken. An diesem Ort würden Titel und Rang ersetzt durch Gelegenheiten zum Dienen und Organisieren.

    Germany

    Den Bedürfnissen des Körpers würde für alle und jeden in gleichem Maße Rechnung getragen. In der allgemeinen Organisation würde sich intellektuelle, moralische und spirituelle Überlegenheit nicht durch die Maximierung von Vergnügungen und Macht im Leben ausdrücken, sondern durch einen Zuwachs von Pflichten und Verantwortlichkeiten.

    Künstlerische Schönheit in jeder Form, ob Malerei, Bildhauerei, Musik oder Literatur, würde allen gleichermaßen zugänglich sein. Gelegenheiten, die Freuden zu erfahren, die die Kunst mit sich bringt, könnten einzig und allein durch die Fähigkeiten des Einzelnen Beschränkung erfahren, nicht jedoch durch seine soziale oder materielle Position. Denn an diesem Ort wäre Geld nicht länger der höchste Herrscher. Individuelles Verdienst würde größere Gewichtung haben als der Wert, der sich auf materiellen Reichtum und soziale Position gründet.

    Arbeit wäre nicht länger ein Mittel, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie wäre ein Mittel, durch das sich jeder ausdrückt und seine Kapazitäten und Fähigkeiten entwickelt, während er zugleich dem Wohl der ganzen Gruppe dient, die ihrerseits für seinen Lebensunterhalt und seinen Arbeitsbereich aufkommt.

    scan0029

    Kurz gesagt, es wäre der Ort, an dem Beziehungen zwischen den Menschen, die normalerweise fast ausschließlich auf Wettbewerb und Kampf gegründet sind, abgelöst würden durch Beziehungen des Nacheiferns, etwas immer besser zu machen … Es wären Beziehungen der Zusammenarbeit und der Brüderlichkeit.

    franceinauguration

    Auroville möchte eine universale Stadt sein, in der Männer und Frauen aller Länder in Frieden und fortschreitender Harmonie leben können, jenseits aller Bekenntnisse, politischen Gesinnung und nationaler Herkunft. Der Zweck Aurovilles ist die Verwirklichung menschlicher Einheit.

    – Mirra Alfassa, Gründerin Aurovilles

    Auroville Bonfire

    Quellen: http://www.auroville.org/contents/537 / http://auroville.de/index.php/auroville/vision


  3. Sehnsuchtsort Auroville – Surya geht zurück nach Südindien

    Oktober 23, 2015 by Ehemaliger WWler

    Von Deutschland (zurück) nach Auroville … einmal anders.

    Dieser Beitrag aus der Reihe „Tandem“ des SWR vom 08. 10. 2015 zur ARD-Themenwoche Heimat erzählt die Geschichte von Surya, die nach ihrem Studium in Deutschland nach Auroville zurückkehrt.

    Aus der Beschreibung des SWR: „Surya hat deutsche Eltern und ist in Auroville geboren und aufgewachsen. […] Als sie 14 Jahre alt war, zog ihre Mutter mit ihr wieder nach Deutschland. Doch Auroville blieb immer Suryas Sehnsuchtsort. Im Sommer 2014 kehrt sie mit ihrem Freund und ihrem vierjährigen Sohn dorthin zurück. Sie ist 26 Jahre alt und zum zweiten Mal schwanger.“

    Der 25-minütige Beitrag gibt einen seltenen Einblick in das Leben von „Auroville-Kids“, die nach einem Aufenthalt im Westen wieder nach Auroville zurückkehren.

    Einschalten lohnt sich!

    SWR2: Sehnsuchtsort Auroville – Surya geht zurück nach Südindien (Von Nora Große Harmann)


  4. 242 qm AV in Berlin?

    Oktober 14, 2015 by Ehemaliger WWler

    Disclaimer: Nicht wundern, in diesem Beitrag geht es um einen Schrebergarten in Berlin und nicht, wie gewohnt, um spannende News und Berichte aus AV. Wir sind ein paar ExWeltwärtsler, die von der Rückkehrer-Arbeit mit dem Verein Auroville International Deutschland und dem „Drum-herum“ aus Deutschland berichten wollen.

    5 Fußminuten südlich des Bahnhofs Südkreuz in Berlin – Euch wahrscheinlich eher für seine lauten Clubs und Hipster bekannt – versteckt sich eine Schrebergartenkolonie. Hier findet man schnurgerade Hecken, frisch gemähten Rasen, Gartenzwerge und Gartenlauben. Schrebergärten halt. (Gefühlter Altersdurchschnitt > 90 Jahre.)

    Doch irgendwo mittendrin durchbricht Wochenende für Wochenende ein Hämmern, Schleifen und Klopfen die Idylle. Denn hier gestalten Isa, Georg, Bruno, David und viele andere Helfer seit letztem Jahr eine 242 m² Parzelle. Manche mit Auroville Verbundene aus Deutschland kommen nur für einen Nachmittag angereist, andere aus Berlin sind ein oder zwei mal in der Woche dort beim Unkraut jäten oder Pflanzen anzutreffen.

    Entstanden ist das ganze jedoch aus dem Wunsch eines aurovilianischen Pärchens nach Natur und selbst angebautem Gemüse. Das Paar aus Auroville musste auf Grund der Krankheit ihrer Tochter ihren heimischen Garten zurücklassen und sich nach Deutschland begeben. Aber wieso nicht auch hier einen Garten anlegen? Und warum nicht gleich im Stil ihres Hauses in Auroville eine kleine Laube errichten? Durch glückliche Zufälle war es entgegen aller bürokratischen Regularien möglich, sofort ein kleines Stück Land zur Verfügung gestellt zu bekommen, und dieses als Gemeinschaftsprojekt der Auroville-Community in Deutschland zu entwickeln.
    Dass die Parzelle sofort zur Verfügung gestellt wurde, hatte nur einen Haken. Wie Georg es bezeichnete, handelte es sich – wie Auroville ehemals – um ein „barran Plateau“:

    Der Garten im herbstlichen Sonnenschein.

    Die veralteten Sattelitenaufnahmen zeigen, hier war vorher „nüsch viel“.

    Die veralteten Sattelitenaufnahmen zeigen, hier war vorher „nüsch viel“.

    Inzwischen plätschert aber ein Brunnen vor sich hin, der aus einem kleinen Teich gespeist wird. Es gibt das erste Hochbeet, Apfel- und Birnenbäume und in der Mitte erhebt sich ein Schreberhäuschen in Aurovillemanier:

    Gebaut von vielen „Volunteers“ unter der Anleitung von Aurovilianer Volker und dem Berliner Bruno, hat die Hütte eine 6-eckige Grundfläche, auf die von oben durch ein Fenster in der gleichen 6-eckigen Geometrie Licht fällt. An der Wand der Laube erstreckt sich eine kleine Empore, die über eine kleine, liebevoll gestaltete Holztreppe zu erreichen ist.

    Photo & Video Sharing by SmugMug

    Neonfarbene Frösche am Teich

    Anfangs gab es sogar Frösche am Teich. Aber die scheinen dem ganzen Tumult entflohen zu sein.

    Auro-Willy

    Hat jemand Auro-Willy gesehen? 😉

    Das Innere der Hütte

    So sieht die Hütte von innen aus.

    Auch Bienen sind im Auroville-Garten heimisch geworden. David, Auroville-Reisender und Absolvent eines Imker-Workshops, hat zwei Völker mitgebracht. Auroville Killer Bees aka „(Carnica) Apis Mellifera“ (Eurobäische Honigbiene) fliegen seit Sommersonnenwende dieses Jahres die schönen Blumen des Gartens von zwei selbstgebauten Bienenkästen aus an. Die Boxen umfassen jeweils eine Etage (von Imkern „Zage“ genannt) mit vielen „Rähmchen“, in denen die Bienen den Honig lagern. In diese wurden Mittelwände aus Bienenwachs eingezogen. So können wir vielleicht bald unseren ersten Auroville(-Garten)-Honig genießen.

    Eines der "Rähmchen" mit Wachswand für die Bienen.

    Eines der „Rähmchen“ mit Wachswand für die Bienen.

    Im Zentrum des Auroville-Gartens steht, in Anlehnung an die namengebenden Gemeinschaft in Südindien, die Arbeit und der gemeinschaftliche Prozess als Mittel zur inneren Entwicklung. Wie in Auroville ist dem auch hier schwer auszuweichen. Wenn es beispielsweise darum geht, die richtige Methode zur Anreicherung der Erde mit Nährstoffen zu finden (einfach umgraben und Kompost-Erde drauf, Grass entfernen oder doch die „Lasagne-Methode“?), lernen wir einerseits etwas über Gartenbau, andererseits müssen wir aber auch unsere (spirituellen) Ideale in ganz praktischen Tätigkeiten mit unterschiedlichen Vorstellungen und Charaktären in Einklang bringen … puh! „All Life is Yoga“ kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Aber das kennt man ja aus Auroville.

    Für unseren einzigen „Experten“, da gelernter Handwerker, Bruno, steht der Gemeinschaftsaspekt ebenfalls im Mittelpunkt. Ehemals Inhaber einer eigenen Firma, verkaufte er diese um viele Jahre um die Welt zu reisen. So lernte er viele verschiedene Gemeinschaften und Weltanschauungen kennen, arbeitete jedoch auch immer in den von ihm besuchten Communities. Er freut sich über das Gemeinschaftsgefühl der Auroville-Verbundenen bei der Arbeit im Garten, bei dem man mal „Philosophie und Praxis zusammen bringen kann, denn diese sind eben tatsächlich eins“. Dies passt nicht nur gut zu Auroville, sondern auch zum Weltwärts-Programm. Besonders war dies für ihn zu spüren, als 15 zurückgekehrte Freiwillige im Garten auftauchten und tatkräftig mit anpackten.

    Und ebenfalls wie in Auroville, gibt es viele verschiedene Motivatonen und Möglichkeiten sich einzubringen und im Garten aktiv zu werden. Die Auroville-Reisende Viktoria zum Beispiel möchte ein Kompost-Klo bauen. Weitere Hoch- und Kräuterbeete sollen folgen, sowie eine Verschönerung der Inneneinrichtung der Laube. Und Internet wäre auch nicht schlecht, meint Kaspar und hält schon Ausschau nach den nächsten Dächern für eine Richtfunkstrecke.

    Die aus Auroville zurückgekehrte Freiwillige Clara treffen wir am Samstagnachmittag. Sie ist hier, „um was zu schaffen, nette Leute zu treffen und die Natur zu genießen. Vor allem aber um Blumen zu essen!“

    "Omnomnomnomnom" - Clara beim Frühstück im Garten

    „Omnomnomnomnom“ – Clara beim Frühstück im Garten

    Der Garten ist auf jeden Fall ein schöner Ort, um Auroville-Verbundene zu treffen und sich gemeinsam die Hände schmutzig zu machen. Und ganz neben bei lernt man noch etwas über sich selbst. 🙂 Jetzt geht die Saison wieder dem Ende entgegen. Alles wird winterfest gemacht und das Wasser abgedreht. Aber wenn nächstes Jahr die Fühlingssonne um die Ecke guckt und ihr in Berlin seid, kommt gerne mal vorbei! Location: Südwestlich vom Bf. Südkreuz, Priesterweg, Eingang D2, Grazer Weg, Parzelle 89.

    Sonnige Grüße!
    Matthias & Kaspar


  5. Halbzeitsberichte

    März 2, 2013 by Ehemaliger WWler

    Jetzt ist es doch schon wieder eine ganze Zeit her, dass irgendwer etwas gepostet hat. Allerdings sind wir jetzt schon ein halbes Jahr hier und das bedeutet, dass die nächsten Berichte fällig sind. Dieses Mal in englisch gehalten, weil die Berichte auch an die Auroville Foundation gehen, für den Fall, dass diese die Berichte lesen wollen.

    Lara

    Lisa

    Janika

    Joachim

    Naomi

    Paul

    Rebecca

     

    Mir ist gerade aufgefallen, dass in Naomis und Beckys Berichten noch Fotos sind. Die lade ich bei Gelegenheit noch hoch. Immerhin bin ich hier in der Arbeit und ich habe zu tun 😉