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  1. Drei mal Auroville und zurück

    Februar 26, 2016 by Ehemaliger WWler

    Mirella lebte als Freiwillige des 4. Weltwärts-Jahrgangs 2011 bis 2012 in Auroville. Heute arbeitet sie im letzten Ausbildungsjahr als Mediengestalterin in Dresden. Gleichzeitig ist sie eine aktive „Rückkehrerin“. Wir haben uns mit ihr zu einem Gespräch verabredet, um Euch einen Einblick in ihre Erfahrungen mit der Arbeit und Auroville (International Deutschland) zu geben.IMG_4006__1456067377_178.12.227.104

    Matthias: Während Deines Freiwilligenjahres hast Du lange in Weltwärts-WGs und tamilischen Familien in den Dörfern (Alankuppam) gelebt. Im Rückblick auf die letzten Jahre wieder in Deutschland: Welchen Einfluss hatte Dein Jahr in Auroville auf Dich?
    Mirella: Es war ein absoluter Schnitt – ich habe das gewohnte Umfeld verlassen und bin in eine komplett neue Kultur eingetaucht. Das hat mich sehr geprägt. Was ich besonders daraus mitgenommen habe, ist die Motivation, eine Sprache zu lernen, egal wie kompliziert sie ist (oder scheint). Und die Erfahrung, wie lange es dauert, bis man in einem anderen Land angekommen ist und sich dort zuhause fühlt.

    Matthias: Im Frühjahr 2015 warst du zwei Wochen lang in Auroville. Wie war das für Dich? Was hat sich verändert?
    Mirella: Es war für mich schon das zweite Mal, dass ich nach Indien zurückgekehrt bin und doch wieder ganz anders. Das erste Mal bin ich wieder ins Dorfleben eingetaucht: Ankunft 5 Uhr morgens in Auroville – 5 Minuten später fand ich mich Knoblauch pulend in der Küche der Frau eines ehemaligen Arbeitskollegen. Als wäre ich nie weg gewesen.
    Das zweite Mal habe ich zusammen mit Kaspar dessen Schwester Clara besucht und wir haben einiges in Auroville erkundet. Das habe ich in meinem Freiwilligenjahr nicht so viel gemacht. Mir war es damals wichtig, die tamilischen Dörfer zu entdecken und die Leute dort kennenzulernen. Deswegen war es bei meinem diesjährigen Besuch in Auroville auch das erste Mal, dass ich im Botanischen Garten war – ein wirklich eindrucksvoller Ort! Auroville verändert sich unglaublich schnell. Man entdeckt jedes Mal wieder neue Wege und Gebäude, die gerade erst aus dem Boden gestampft wurden. Und doch habe ich nach dem zweiten Besuch auch mal wieder Lust auf andere Kontinente und Kulturen…Tag 29-45

    Matthias: Du hast dort Tamil gelernt und kannst es immer noch so gut, dass du die Sprachkurse auf den Vorbereitungsseminaren für die neuen Weltwärtsler gibst. Wie gefällt Dir die Seminararbeit? Mirella: In meinem Freiwilligenjahr ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie wichtig es ist, die Sprache der Einheimischen zu verstehen bzw. zu sprechen. Es ist wie ein Schlüssel zur Kultur. Deswegen kann ich es auch nur jedem empfehlen, sich nicht von dem komplizierten Klang abschrecken zu lassen. Es ist zwar eine sehr fremde Sprache, die für viele kaum erlernbar klingt – aber eigentlich gar nicht ist. Und genau das möchte ich allen zukünftigen Freiwilligen mit auf den Weg geben und versuche, ihnen die Sprache ein bisschen näherzubringen. Es macht immer viel Spaß bei den Seminaren und meistens werde ich noch von anderen Ehemaligen unterstützt, die ebenfalls ihre Tamil-Kenntnisse an die nächsten Freiwilligen weitergeben. Dadurch gestaltet sich die Tamil-Einheit als ein sehr lebendiger Austausch und vielseitiger Einblick in die tamilische Sprache.

    Matthias: Seit diesem Jahr gestaltest Du das Layout für den Rundbrief. Was magst Du uns darüber erzählen? Mirella: Es macht mir Spaß, einem Medium ein neues Gesicht zu geben und die Chance hatte ich beim Rundbrief. Es war klasse, dass der Übergang so gut geklappt hat und von Seiten des Vereins so viel Offenheit für eine neue Gestaltung da war. Die Arbeit mit dem Rundbrief gibt mir außerdem die Möglichkeit, mich gestalterisch auszuprobieren und kreativ auszuleben.

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    Matthias: Du hast die letzten beiden Freiwilligen-Treffen in Wickenrode bei Kassel mit organisiert. Wie kam es dazu?
    Mirella: Die Idee des Treffens entstand aus dem Wunsch heraus, sich mit den anderen Weltwärts-Generationen zu vernetzen, weil man sich im regulären Weltwärts-Programm kaum kennenlernt. Das Besondere am Freiwilligen-Treffen ist, dass die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen und trotzdem sind alle irgendwie auf einer Wellenlänge. Man einigt sich schnell bei grundlegenden Entscheidungen (Essenswahl, etc) und es entsteht so ein Raum für Austausch und gemeinsame Aktivitäten. Was uns verbindet? Wir sind alle junge Menschen, die sich ein Jahr auf eine andere Kultur eingelassen haben und ähnliche Werte und Ansichten teilen.
    Matthias: Vielen Dank für dieses Interview!

    Wer Mirellas wunderschöne Designs der Rundbriefe bewundern möchte, kann das hier tun!


  2. Ich will Newcomerin werden!

    Februar 21, 2016 by Ehemaliger WWler

    Luise (Weltwärts 2013/2014) hat im Projekt Aikiyam gearbeitet, der Schule in New Creation. Vorher hat sie ihren Bachelor in Soziologie abgeschlossen. Die Zeit in Auroville und in ihrem Projekt hat ihr so gut gefallen, dass sie ihren Dienst um ein viertel Jahr verlängert hat. Nach ihrer Rückkehr sei sie aber nicht wirklich wieder in Deutschland angekommen, wollte gleich wieder los. Erst mal ging es für drei Monate als Au-pair nach England. Dann zurück nach Auroville. Als sie noch auf den Brief vom Auroville-Secretary für das Visum wartete, um in ihr Newcomer Jahr starten zu können, trafen wir Luise im Januar in Berlin.

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    Matthias: Luise, wie kam es zu Deiner Entscheidung, Auroville-Newcomerin zu werden? Luise: Nach der Au-pair-Zeit war mir klar: Ich muss wieder zurück [nach Auroville]. Es ist wie Heimat da. Es war so, als ob ich „home sick“ gewesen wäre, nur dass ich nicht zurück nach Berlin wollte, sondern nach Auroville. Als ich das erste Mal in Auroville angekommen bin, war es, als wenn mir jemand so ein Lachen ins Gesicht getackert hätte. Ich hab mich extrem frei gefühlt. Das ist auch immer noch so, wenn ich in Auroville bin. Es gibt überhaupt keine Alternative, keinen anderen vorstellbaren Weg für mich. Vielleicht geht das nach zwei Jahren wieder weg, aber im Moment ist es halt einfach so. Ich bin seit 4 Wochen wieder hier in Deutschland und mein Herz blutet, ich will wieder zurück nach Auroville.

    Matthias: Du hast nach der Au-pair-Zeit letztes Jahr noch einmal 6 Monate auf eigene Faust in Auroville verbracht und bist erst vor 4 Wochen zurück nach Berlin gekommen?
    Luise: Genau, ich bin Anfang Juni wieder mit einem Visum für 6 Monate zurückgeflogen und habe Volontär-Arbeit gemacht. Ich wollte einfach schauen, was sich so entwickelt. Wenn ich in Auroville sein sollte, dann würde sich etwas ergeben und wenn nicht, dann nicht. Nach drei Monaten habe ich Stephan, den Leiter von Gecko, kennengelernt, der jetzt auroville.com übernommen hat. Ich habe angefangen für ihn Kundendaten zu analysieren, denn das habe ich in meinem Soziologiestudium gelernt. Davon war er so begeistert, dass er gesagt hat: „Du machst jetzt Marketing für uns!“ Dann habe ich begonnen mich mit Marketing zu beschäftigen und es hat alles total viel Spaß gemacht. Das war das Zeichen für mich, dass ich wohl wirklich da sein soll. Dass es also nicht nur von mir ausgeht, sondern auch von dem Höheren.

    am Taj Mahal__1456059202_178.12.227.104Matthias: Wie geht es Dir mit Deiner Arbeit in Auroville?
    Luise: Ich mache jetzt Marketing. Das wäre für mich hier in der westlichen Welt nicht vorstellbar. Die Arbeit bei auroville.com ist aber notwendig, damit diese Online-Plattform weiterexistiert. Wenn ich meine Arbeit gut mache, können wir kleinere Units unterstützen. Viele Units stellen dort im Onlineshop ihre Produkte ein und damit unterstütze ich eine Einnahmequelle Aurovilles. Sowohl die Units, die über die Webseite ihre Produkte vertreiben, als auch der Webshop selbst geben ein Drittel ihres Gewinns an Auroville ab. Besonders kleinere Units, die nicht nur Produkte herstellen, sondern auch soziale Aspekte haben, wie Upasana oder Wellpaper, die unterstützenswert sind, sich aber keinen eigenen Webshop leisten können, werden von uns ebenfalls vermarktet. Das ist das große Ziel. Es geht nicht darum, Geld zu generieren, aber wenn man eine Stadt bauen will, dann muss es eben auch irgendwo herkommen.

    Es ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit, bei der ich viel lerne. Das spricht für Auroville. Ich würde in Europa oder Deutschland niemals mit einem Soziologiestudium Marketing machen. Es ist so schön, dass man die Möglichkeit bekommt, Neues herauszufinden, daran zu wachsen, auch gemeinsam. Du musst dir vorstellen, dass ich einfachste Einstiegsliteratur zu dem Thema gelesen habe und dann haben wir geschaut, wie wir das auf unseren Onlinestore anwenden können. Mit Stephan haben wir Charts entworfen, überlegt, was wir alles machen könnten. Wir hatten natürlich nicht viel Geld zur Verfügung, aber wir wurden schnell sehr kreativ. Also haben wir einfach Sachen ausprobiert und geschaut, ob z.B. Änderungen auf der Website Einfluss auf das Kaufverhalten haben. Stephan hat immer gesagt: Du machst das schon.

    Ich habe u.a. Mandalas kopiert und ausdrucken lassen, die jetzt als Werbung für den Onlinestore überall in Auroville hängen. Wir haben Dankespostkarten in die ganze Welt geschickt. Ich habe auch die sozialen Plattformen aufgebaut. Es gibt eine große Facebook-Seite, Instagram und Twitter, etc., für die ich zuständig bin und ich fange jetzt auch an, das für Auroville selbst zu benutzen. Ich gebe also auch Informationen darüber, was in Auroville passiert. Und wir haben jetzt nicht nur dieses oder jenes Produkt, sondern auch Informationen über kulturelle Veranstaltungen. Ich organisiere auch eine Sample-Aktion, bei der wir vor Weihnachten Spirulina- und Maroma-Probepackungen verschickt haben. Solchen Sachen haben einen hohen Spaßfaktor. Der Gedanke, so etwas für Auroville aufzubauen, ist sehr schön. Natürlich ist es auch so, dass fünfzig Prozent der Kunden Auroville kennen. Und wir bekommen auch Anfragen, wann denn das Matrimandir geöffnet ist. All das habe ich in den letzten 4 Monate in Auroville gemacht und wieder hier in Berlin kann ich weiter mitarbeiten.

    mit Mala (Lehrerin aus Aikiyam)__1456058802_146.52.172.136Matthias: Mit wem arbeitest Du im Team? Luise: Neben Stephan arbeite ich mit Vera zusammen, einer Russin, die mit 18 Jahren nach Auroville gekommen ist. Sie hat bei Auromix gearbeitet und macht jetzt die Kundenbetreuung, beantwortet u.a. Emails. Im Februar kommt Lisa zu uns. Lisa ist in Auroville aufgewachsen und hat in den Niederlanden studiert. Das war ganz lustig, denn als sie in Auroville zu Besuch war, habe ich mit ihr einen Video-Clip gedreht, für auroville.com. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Ich freue mich auf die kreative Arbeit mit ihr. Es ist interessant, mit Leuten mit so verschiedenen internationalen Bezügen, mit mannigfaltigen Interessen und so unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten.

    Matthias: Wie war es im Vergleich zu Deiner Arbeit jetzt bei auroville.com an der Aikiyam-School zu arbeiten?
    Luise: Das hat mir auch Spaß gemacht, sonst hätte ich auch nicht verlängert. Aber die Arbeit bei auroville.com fordert mich stärker, ich habe mehr Eigenverantwortung und kann mich eher experimentell ausleben. Das war an der Schule natürlich nicht so. Das wäre da aber auch zu früh gewesen. Die Arbeit an der Schule war sehr schön und eine wertvolle Erfahrung für mich. Auch Auroville im Zusammenhang mit den indischen Dörfern in der Umgebung zu sehen, zu wissen wie es da so läuft und der indischen Kultur näher zu sein.

    Luise-mit-Schuelerin-in-DelhiMatthias: Wie sieht so ein typischer Tag für Dich aus und was machst Du in deiner Freizeit in Auroville? Luise: Ich habe im letzten halben Jahr immer in der Solarkitchen gegessen, mit meinem Freund, alleine oder mit einer Gruppe von Freunden. Danach gehe ich gerne noch auf La Terrace einen Kaffee trinken, wo dann eine andere Freundesgruppe auf mich wartet. Ich mache viel Akro-Yoga. Außerdem habe ich mit Ballett angefangen, was ich 12 Jahre in Deutschland gemacht hatte, und gehe auch gerne schwimmen. Ich fahre ein flottes TVS, aber das Knatterding muss ich jetzt verkaufen und mir was Schnelleres zulegen. Ich wohne in Edyanchavadi in der Red Earth Riding School, Housesitting mit Hund inklusive.

    Matthias: Welche Bedeutung haben die Charta, die Ideale Aurovilles und der Integrale Yoga für Dich? Luise: Ich habe auf jeden Fall Bezug zu etwas Höheren. Ich bin, was Spiritualität betrifft, total am Anfang. Ich bin ja auch noch jung. Während meines ww-Jahres dachte ich nach 25 Seiten Satprem erst mal: Wow, das ist ja funky! Ich hab dann irgendwie während des Jahres für mich meine eigene Arbeit gemacht, z.B. aufgeschrieben, welche Verhaltens- oder Gedankenstränge ich in der Meditation beobachtet habe. Dann hab ich versucht, mein Verhalten zu beobachten, was ich mache. Für mich bedeutet das jetzt einfach eine Arbeit an mir selber, in mir selber, Reflexion darüber, dass die Vergangenheit nicht bedeutet, dass so auch die Zukunft sein muss.

    Ich bin gerade erst damit beschäftigt, innerlich an mir zu arbeiten und mich zu befreien und wenn ich diesen Schritt getan habe, dann kann ich nach außen schauen. Sri Aurobindo spricht ja auch über die Selbstreflexion, dass man sich von der großen Gruppe separieren muss, dass man sich seiner eigenen Gefühle und Gedanken bewusst werden muss. Reflexion darüber, auch in Bezug auf den Umgang mit anderen und mir selber, Entscheidungen, Verhalten, etc. Und das versuche ich ebenso im Kleinsten. Ich mach das nicht, weil Sri Aurobindo das geschrieben hat, sondern weil das für mich wichtig ist an diesem Ort. In Auroville werde ich bei dieser Reise unterstützt. Ich tausche mich dazu mit meinem Freund und mit anderen Aurovilianern aus, z.B. einer sehr guten Freundin, mit der ich mich einmal pro Woche treffe.

    Matthias: Und wo stehst Du jetzt im Newcomer-Prozess? Luise: Zuerst hat man ein Interview, dann reicht man Empfehlungsbriefe von anderen Aurovilianern ein, dann bekommt man das Empfehlungsschreiben des Sekretärs, mit dem man das Visum beantragen kann. Auf den Brief warte ich jetzt. Wenn ich in Auroville bin, muss ich mich bei der indischen Regierung registrieren. Dann kommt ein zweites Interview, nachdem man in den News&Notes als Newcomer bekanntgegeben wird, worauf sich andere Aurovilianer innerhalb von zwei Wochen melden sollen, ob etwas gegen eine Aufnahme in die Gemeinschaft spricht. Wenn nichts dagegen spricht, wird der Beginn des Newcomer-Prozesses noch mal bekanntgegeben.

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    Matthias: Wie war das Interview mit dem Entry-Service? Luise: Das war schön. Sie haben sich sehr gefreut, dass jemand Junges kommt. Die sind sehr nett da, wollten wissen, wer ich bin, etwas über meine Beziehung zu Auroville. Ich wurde gefragt, ob ich weiß was der Ashram ist, ob ich schon mal von Satprem gehört habe und so. Sie waren zufrieden. Es war spannend, als es um die Finanzierung ging. Da haben sie gefragt, wie es denn in meinem Alter mit der Finanzierung ist, weil manche dann ja schon gearbeitet und etwas Erspartes haben. Ich habe ihnen gesagt, dass ich in einer Unit arbeite, in der ich Maintenance bekomme, und da haben sie sich sehr für mich gefreut.

    Matthias: Wie geht’s Dir, darüber zu sprechen?
    Luise: Jeder hat seine eigene Geschichte und jeder hat auch seinen eigenen Bezug zu Auroville. Ich habe gerade alle Weltwärtsler getroffen, die studieren ja jetzt größtenteils, weil sie das Freiwilligenjahr gleich nach dem Abi gemacht haben. Es ist schön zu sehen, wie sie sich entwickeln und wie unsere Erfahrung uns zusammenhält. Aber alle sagen immer: „Uh, du bist die erste Weltwärtslerin, die nach Auroville geht!“, aber ich kann mir das auch nicht so richtig erklären. In jeder Weltwärtsgruppe müsste es eigentlich eine Person geben, die den Gedanken hat, diesen Schritt zu gehen.

    Inzwischen ist Luise wieder in Auroville und hat ihr Newcomer-Jahr begonnen. Das Interview führte Matthias, ehemaliger Auroville-WWler 2008/2009. Es erschien in der Herbst-Ausgabe des AVI Deutschland Rundbriefs, die ihr hier finden könnt. Wenn Ihr Luises und Aurovilles Arbeit unterstützen wollte, schaut doch mal wieder im Auroville Online-Shop vorbei, subscribed die Twitter und Instagram-Accounts oder liked den Shop auf Facebook! 😉 Außerdem könnt Ihr den von Luise gedrehten Spot für den Online-Shop auf youtube bewundern.

     


  3. Ein Traum

    November 17, 2015 by Ehemaliger WWler

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    Irgendwo auf der Erde sollte es einen Ort geben, den keine Nation als ihr alleiniges Eigentum beanspruchen kann. Einen Ort, in dem alle Menschen mit gutem Willen und aufrichtigem Streben frei als Weltbürger leben können und nur einer einzigen Autorität gehorchen: der höchsten Wahrheit. Ein Ort des Friedens, der Eintracht und der Harmonie, an dem jegliche kämpferischen Instinkte im Menschen ausschließlich dazu benutzt werden, die Ursachen seines Leidens und Elends zu bezwingen, seine Schwäche und Ignoranz zu überwinden und über seine Begrenzungen und Unfähigkeiten triumphierend hinauszuwachsen. Ein Ort, an dem die Bedürfnisse des Geistes und die Pflege des Fortschritts Vorrang haben vor der bloßen Befriedigung von Wünschen und Leidenschaften, vor der ausschließlichen Suche nach Vergnügungen und materiellen Annehmlichkeiten.

    An diesem Ort könnten sich Kinder in umfassender Weise entfalten und aufwachsen, ohne den Kontakt mit ihrer Seele zu verlieren. Erziehung wäre nicht dazu da, Prüfungen zu bestehen, Zeugnisse zu bekommen und Posten zu bekleiden, vielmehr würde sie vorhandene Fähigkeiten fördern und neue hervorlocken. An diesem Ort würden Titel und Rang ersetzt durch Gelegenheiten zum Dienen und Organisieren.

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    Den Bedürfnissen des Körpers würde für alle und jeden in gleichem Maße Rechnung getragen. In der allgemeinen Organisation würde sich intellektuelle, moralische und spirituelle Überlegenheit nicht durch die Maximierung von Vergnügungen und Macht im Leben ausdrücken, sondern durch einen Zuwachs von Pflichten und Verantwortlichkeiten.

    Künstlerische Schönheit in jeder Form, ob Malerei, Bildhauerei, Musik oder Literatur, würde allen gleichermaßen zugänglich sein. Gelegenheiten, die Freuden zu erfahren, die die Kunst mit sich bringt, könnten einzig und allein durch die Fähigkeiten des Einzelnen Beschränkung erfahren, nicht jedoch durch seine soziale oder materielle Position. Denn an diesem Ort wäre Geld nicht länger der höchste Herrscher. Individuelles Verdienst würde größere Gewichtung haben als der Wert, der sich auf materiellen Reichtum und soziale Position gründet.

    Arbeit wäre nicht länger ein Mittel, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie wäre ein Mittel, durch das sich jeder ausdrückt und seine Kapazitäten und Fähigkeiten entwickelt, während er zugleich dem Wohl der ganzen Gruppe dient, die ihrerseits für seinen Lebensunterhalt und seinen Arbeitsbereich aufkommt.

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    Kurz gesagt, es wäre der Ort, an dem Beziehungen zwischen den Menschen, die normalerweise fast ausschließlich auf Wettbewerb und Kampf gegründet sind, abgelöst würden durch Beziehungen des Nacheiferns, etwas immer besser zu machen … Es wären Beziehungen der Zusammenarbeit und der Brüderlichkeit.

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    Auroville möchte eine universale Stadt sein, in der Männer und Frauen aller Länder in Frieden und fortschreitender Harmonie leben können, jenseits aller Bekenntnisse, politischen Gesinnung und nationaler Herkunft. Der Zweck Aurovilles ist die Verwirklichung menschlicher Einheit.

    – Mirra Alfassa, Gründerin Aurovilles

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    Quellen: http://www.auroville.org/contents/537 / http://auroville.de/index.php/auroville/vision


  4. Auroville ist überall! Rückkehrer gestalten Infoabend zu Auroville

    November 10, 2015 by Ehemaliger WWler

    Am 8.11.2015 fand im interkulturellen Stadteil-Zentrum „Waldemarhof“ in Rostock ein von zwei Weltwärts-Rückkehrern organisierter Infoabend zu Auroville statt. An den Wänden des Seminarraums hingen Bilder aus Auroville, am Eingang lagen AVI-D Rundbriefe, die Auroville Today und das Auroville-Handbook – Aurovilles „Reiseführer“ – aus. Der Beamer projizierte ein großes „om“ auf die Leinwand, darunter erschien der Titel der Veranstaltung: „Auroville – alle gemeinsam anders?“

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    Mit 10 Teilnehmern, 2 weiteren Weltwärtslern und einem Auroville-Reisenden als Unterstützer, sowie einer Präsentation, einem Film über Auroville und einer Diskussionsrunde war es ein rundum gelungener Abend! Am Ende war klar: Der Funken, der in Amelie (Weltwärts 2013/2014), Nora (WW 2013/2014), Rosa (WW 2014/2015), Matthias (WW 2008/2009) und Günter (bereits 10 mal Auroville nach Auroville gereist) brennt, ist auf die Zuhörer übergesprungen. Nora und Amelie probierten als Einführung ein neues Format names „Pecha Kucha“ aus, bei dem in 20-sekündigen Impuls-Beiträgen zu für Aspekte Aurovilles beispielhaften Bildern ein erster Eindruck vermittelt wurde. Danach zeigten sie Teile der Auroville-Doku: „City of the Dawn“.

    Amelie und Nora

    Amelie und Nora beim Infoabend

    Vor der anschließenden Diskussion stellten sich die Teilnehmer vor. Ein Ehepaar wollte wissen, wo den „ihre Kinder sind“, die wiederum mit ihren Enkelkindern vor ein paar Jahren nach Auroville „ausgewandert“ seien. Andere hatten von Auroville gelesen und wollten mehr erfahren, interessierten sich für Indien oder Utopien im allgemeinen, oder waren vor dem Hintergrund der Veranstaltungsreihe der Entwicklungspolitischen Tage 2015 in Mecklenburg dazu gekommen. Im Austausch kamen u.a. folgende Themen auf: „Wie werde ich eigentlich Aurovilianer?“, „Was ist eigentlich dieses Mantri … was?“, „Wie gestaltet sich der Austausch mit den Dörfern?“ und „Was ist die gesetzliche Grundlage für Auroville in Indien?“. Das ganze fand in einer entspannten Atmosphäre statt. Jemand, der am Abend zum ersten mal von Auroville erfuhr, meinte am Ende: „Es sollte, gerade bei den ganzen Nahrichten über „Krisen“, etc. viel öfter über solche positiven Entwcklungen wie das alternative Gemeinschafts-Projekte Auroville berichtet werden!“ Das finden wir auch.

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    Deshalb denkt Amelie am Ende des Abends schon über die nächsten Aktionen nach:

    „Ich war zu Anfang sehr unsicher wie viele Leute überhaupt kommen und bin deshalb wirklich glücklich darüber, dass wir den Abend mit einigen interessierten Menschen gestalten konnten. Das Format war ein Anfang um zu schauen, wie man Auroville überhaupt einer Öffentlichkeit, die damit noch keine Berührungspunkte hat, näher bringen kann.

    Wie ein Teilnehmer sagte: Man sollte viel mehr darüber hören und solche Anstöße bekommen, und es ist vielen Leuten gar nicht klar, dass sich damit gewissermaßen eine neue Welt auftut. Es ist gut, dass wir so viele verschiedene Perspektiven einbringen konnten, von 4 Freiwilligen aus verschiedenen Jahrgängen, Projekten und von einem Auroville-Reisenden ohne Weltwärts. Ich hoffe, dass etwas von der Begeisterung übergesprungen ist. Ich habe noch im Kopf, wie enthusiastisch ich auf die ersten Infos über Auroville reagiert habe. Ich hoffe, dass dieser Funke der Begeisterung übergesprungen ist. Ich könnte mir vorstellen so etwas mit mehr Zeit und Raum in Form eines Workshops in einer Schule zu machen, um dann z.B. durch Interview-Filmausschnitte mit Auroville-Kids einen Austausch über Vorstellungen und Zielen von Schule anzustoßen.“

    Wie ging es Nora am Ende des Abends?

    „Mir geht’s gut, ich bin nur etwas müde. Ich bin froh, dass es stattgefunden hat, dass Leute da waren. Ich fand es spannend, dass so eine bunte Mischung aus neu für Auroville Interessierten, „Kennern“ und Verbundenen zusammen gekommen ist. Es war schön, dass wir als Freiwillige, als AVI-Dler was zusammen gemacht haben, so eine Veranstaltung organisiert und durchgezogen haben. Ich hab eingentlich Lust so etwas öfter zu machen, so jeden Monat einmal –  durch Deutschland touren und nur das machen! … naja, viele andere Dinge auch noch! =D“

    Wie wars für Rosa?

    „Ich war nicht an der Planung, sondern „nur“ an der Ausgestaltung des Abends geteilt –  habe sozusagen einfach Amelies und Noras „Erdbeeren“ geerntet. =) Es macht auf jeden Fall Spaß das Auroville-Universum in dieser Welt hier aufleben zu lassen und da ich die anderen aus meinem WW-Jahr gestern erst gesehen habe, ist die Erfahrung noch präsent. Hab gerade auf Facebook noch gelesen, dass ein Freund aus Auroville nach Deutschland kommt – voll schön. Ich fühle mich auch unglaublich toll, weil ich endlich mal Rückkehrer-Engagement zeige! Schöne Grüße an Muna! =D“

    „Ich hab das Gefühl, dass wir das best-mögliche gemacht haben, weil Auroville ja aus 1000 Facetten besteht – so heißen ja auch schon die Weltwärts Filme. Dadurch, dass wir unterschiedliche Leute waren, die es präsentiert haben, und nicht nur der AVI-D Kern, der darüber redet, war es sehr lebendig. Wir konnten über unsere eigenen Erfahrungen aber auch Fakten reden und so verschiedene Perspektiven vermitteln. Wir könne ja immer nur ein Gefühl und Eindrücke teilen und dann müssen die Leute selber entscheiden, ob sie dahin wollen. Jeder muss Auroville selber kennen lernen, das „eigene“ Auroville für sich vor Ort entdecken.“

    Bild der Fotoausstellung

    Visuelle Eindrücke aus Auroville von Nora, Amelie und anderen Freiwilligen


  5. Auroville-Vortrag am 8.11. in Rostock & Interview mit Rückkehrern

    November 2, 2015 by Ehemaliger WWler

    Liebe Auroville-Freunde,

    am nächsten Sonntag (08.11.2015) findet in Rostock die Veranstaltung „Auroville – alle gemeinsam anders?“ mit den beiden Freiwilligen Nora und Amelie des Weltwäts-Jahrgangs 2013/2014 statt. Die beiden wollen uns im Rahmen der Entwicklungs Politischen Tage 2015  Aurovilles Ideal sowie Aufbau, Entwicklung und Aktivitäten der Gemeinschaft vermitteln. Dafür werden eine Präsentation, Filmausschnitte und anschließender Austausch die Möglichkeit bieten. Unterstehend findet Ihr die Einladung zur Veranstaltung und ein Interview, das Nora mit Amelie für den Rundbrief von Auroville International Deutschland geführt hat. Viel Spaß!

    Flyer Auroville-Vortrag

    Wie ist das eigentlich, zurück zu sein?
    Ein Interview mit Amelie (Weltwärtsfreiwillige 2013/14 auf der Discipline Farm), geführt von Nora Klein

    Nora: Amelie, jetzt haben wir uns, nachdem wir uns echt lange nicht mehr gesprochen haben, endlich mal wieder am Telefon ein bisschen ausgetauscht. Das war einfach richtig gut!  Und jetzt möchte ich dir aber gerne noch, wie abgesprochen, ein paar Fragen für den nächsten Rundbrief stellen.
    Amelie: Okay, super!
    Nora: Wenn du an Auroville und die Zeit dort als Freiwillige zurückdenkst, was kommt dir als erstes in den Sinn? Woran erinnerst du dich besonders gerne?
    Amelie: Das ist eigentlich ganz einfach und klar: Die Farm! Und wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es die Farm morgens um halb acht, wenn ich barfuß auf dem Feld Minze geerntet habe. Frischer Tau, es ist noch kühl und ruhig (!)… Ja, wirklich, die ruhigste Stunde am Tag, wenn alles langsam wach wird.

    Discipline Farm
    Nora: Und wie wohnst du jetzt? Haben sich durch Auroville deine Ansprüche und Wünsche an das Wohnen auch in Deutschland verändert? Amelie: Hm. Ja, auf jeden Fall. Ich wohne gerade in einem Mehrgenerationenhaus; ein Fachwerkhaus direkt an einem Fluss. (Denkt eine Weile nach) Dieser Wunsch, in Gemeinschaft und in der Natur zu leben, hat sich bestimmt auch durch die Zeit und das Leben in Auroville entwickelt. Und war dann einfach da. Ich glaube, es ist mir bewusster geworden, dass ich mir eine funktionierende, intakte Gemeinschaft wünsche und unmittelbare Nähe zur Natur.
    (überlegt wieder) Eigentlich ist es nicht ein Wunsch. Es ist wie selbstverständlich. Eben ein „Miteinander-Machen“, Teilhaben.
    Nora: Und was beschäftigt dich aktuell in deinem Alltag?
    Amelie: Naja, natürlich mein Psychologie-Studium. Und das Leben in Gemeinschaft. Wie können WGs funktionieren? Ich möchte mehr über Ökodörfer erfahren. Und Kommunikation! Wie können wir gut kommunizieren, damit ein Miteinander klappen kann. Gewaltfreie Kommunikation, da bin ich gerade dran. Das Wissen über all so etwas möchte ich ausbauen. Und dann auch die Frage „Wie können wir Auroville in unseren Alltag hineintragen?“ Ich meine über Friedens-Meditationen hinaus. (lacht)
    Nora: Und vergisst du manchmal, dass du ein Jahr lang in Auroville verbracht hast?
    Amelie: Eigentlich weniger … Aber tatsächlich ja! Hier wieder zu sein, eingebunden ganz in der Gegenwart. Da ist dann wieder viel verschüttet! Und die Erinnerungen und Erfahrungen sind zwar irgendwo einfach integriert… (lacht) Aber das alles verfliegt manchmal und ich erschrecke mich, wenn ich das wahrnehme. Dann möchte ich das umwandeln, mich wieder erinnern.
    Nora: Und was hast du aus dem „Dort“, vielleicht auch aus der indischen Kultur übernommen?
    Amelie: (antwortet sehr schnell) Das Überwürzen von Gerichten. Oder sagen wir besser: die indische Würztechnik. Ich versuche jetzt, immer alles zu nutzen, was da ist. (Lacht, dann nachdenklich) Aber das meiste habe ich wirklich schnell wieder abgelegt. Zum Beispiel die Muße, sich Zeit zu nehmen…

    indisch Essen

    Nora: Vermisst du das am meisten?
    Amelie: Ja, ich vermisse Freiheit bzw. Freiraum am meisten. Ja, generell „Raum“!

    Nora: Und gibt es etwas, das du jetzt im Nachhinein gern über den erlebten Freiraum, vielleicht die Utopie Auroville, lernen möchtest?
    Amelie: Die Organisation! Im Prinzip habe ich davon kaum etwas mitbekommen. Wer was macht und warum. Die Bürokratie, all die inneren Strukturen von Auroville.
    Nora: Aber andere Dinge, wie Essen und Kleidung, die dort so anders sind und die schnell unser Alltag wurden, ist das bei dir immer noch verändert?
    Amelie: Nicht wirklich. Ich bin wieder ziemlich deutsch geworden, würde ich sagen. Allerdings versuche ich mich zu bemühen, eine andere Gesprächskultur zu leben. Wärmer, herzlicher.
    Nora: Und das deutsche Wetter, wie gehst du mit dem um?
    Amelie: Na, das kann einen schon depressiv machen. Richtig graue Monate, die die Energie rauben. Gerade jetzt im Januar.
    Nora: Und dann wünschst du dich zurück in die Sonne… Aber in Auroville, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten hast du da wahrgenommen? Und sind das nicht genau die gleichen wie auch hier in unserer deutschen Gesellschaft?
    Amelie: Eine schwierige Frage. Ich würde sagen, diese Herausforderungen gleichen sich schon. Eine davon ist sicher die Aufgabe, nachhaltig und liebend mit Mensch und Umwelt umzugehen. Ideale und Werte konsequent zu leben! Das war in Auroville zwar auch nicht jeden Tag einfach, aber leichter als hier.  Alternativen leben… da hängen sich hier viel weniger Leute so sehr rein wie in Auroville. Das, was viele dort leben, würde dann höchstwahrscheinlich als „radikal“ abgestempelt werden. Ich habe auch gemerkt, dass in Auroville die Auswirkungen meines Handelns und vor allem meines Konsumverhaltens viel unmittelbarer waren. Der Müll, der bei Pour Tous falsch sortiert wird, landet auf der Müllkippe direkt vor Ort. Das Abwasser aus unserer Küche in Discipline floss direkt in unseren kleinen Kräutergarten. Das bedeutet dann wiederum: nur organische Seifen für Körper und Geschirr…  Hier ist es häufig das Verhaltensmuster: Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Nora: Und gibt es dein Auroville-Lieblingswort?
    Amelie: Vielleicht „das Kollektiv“ … Und natürlich „take care“! (wir beide lachen)
    Nora: Wirst du Auroville wieder besuchen?
    Amelie: Ja. Lieber früher als später! Aber vermutlich wird es dieses Jahr nichts, denn der Sommer ist voll mit Prüfungen. Aber im nächsten Jahr bestimmt! Ich freue mich schon…

    Das Interview mit Amelie führte Nora Klein für den Rundbrief von AVID (Frühjahr 2015), die davon träumt, dass wir alle Auroville an vielen Orten entdecken und erleben und untereinander unsere Begeisterung teilen für ein buntes und fröhliches Miteinander.